Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
verstärkt.
Man erwartete sie bereits. Eine Frau in einem fließenden schwarzen Gewand trat auf sie zu. Ihr Gesicht strahlte vor Freude. Barlok erinnerte sich an sie. Ailin, eine Priesterin, die der Expedition angehört hatte, mit der Warlon einst zum goldenen Tal gereist war, um die Elben um Hilfe gegen die Thir-Ailith zu bitten.
»Barlok!«, rief sie. »Du bist es wirklich! Ich konnte es nicht glauben, als ich hörte, dass du zurückgekehrt sein sollst.«
»Ich habe dir doch eine Überraschung versprochen«, sagte Warlon. »Das ist sie. Du wirst dich bestimmt noch an Ailin erinnern – meine Frau. Wir haben direkt nach dem Krieg geheiratet.«
»Aber sie ist … sie war eine Priesterin Li’thils. Wie ist das möglich?«
»Ich diene der Göttin immer noch«, erklärte Ailin. »Ich wurde zur Hohepriesterin des Ordens der Li’thil in Zarkhadul, als dieser neu gegründet wurde. Unsere Regeln sind etwas weniger streng als die des Ordens hier in Elan-Dhor.«
»Dann gratuliere ich euch aufs Herzlichste.« Barlok umarmte sie und anschließend auch noch einmal Warlon. »Du als Familienvater, das kann ich mir noch gar nicht richtig vorstellen. Aber ich freue mich für euch, dass ihr einen Weg zueinander gefunden habt, mehr als ich sagen kann. Schon damals war zu merken, wie sehr ihr euch mögt, aber wegen der strengen Vorschriften des Ordens hielt ich es für eine unglückliche Liebe, die unerfüllt bleiben würde.«
»Tharlia hat es möglich gemacht, indem sie es mir überließ, die Regeln des neuen Ordens in Zarkhadul festzulegen«, berichtete Ailin.
Langsam setzten sie ihren Weg zum Palast fort. Ununterbrochen ließ Barlok seinen Blick umherschweifen, sog jedes ihm bekannte Detail in sich auf und registrierte jede Veränderung, die er noch nicht kannte. Viele Plätze waren neu angelegt und mit Statuen und Brunnen verziert worden.
Was schon in den tiefen Minen begonnen hatte, setzte sich hier fort. Ungläubig starrten die Zwerge, an denen sie vorbeikamen, Barlok an. Auch nach mehr als einem Dutzend Jahren hatte man ihn noch nicht vergessen, und er wurde sofort wiedererkannt. Viele, vor allem Angehörige der Kriegerkaste, kamen auf ihn zugestürmt und fragten, ob er es wirklich wäre.
Die Nachricht verbreitete sich rasend schnell, und schon bald wurde ihr Weg von zahlreichen Schaulustigen gesäumt. Hochrufe wurden laut, und so geehrt Barlok sich dadurch auch fühlte, blieb ihm jetzt doch keine Zeit für Erklärungen. Teilweise entstand solches Gedränge, dass die Krieger, die sie begleitet hatten, ihnen den Weg frei räumen mussten.
Noch eine weitere Überraschung erwartete ihn, als sie den Palast erreichten und er sich unvermittelt einer mehr als doppelt mannsgroßen Statue seiner selbst gegenübersah, die man gleich vor dem Eingang aufgestellt hatte. Sie zeigte ihn, wie er Knochenbrecher schwang, als wolle er die Axt gerade auf einen Feind niedersausen lassen.
»Hast du etwa geglaubt, wir würden den größten Kriegshelden unseres Volkes nach seinem vermeintlichen Tod nicht ehren?«, sagte Warlon augenzwinkernd. Er hakte die Axt von seinem Gürtel los und reichte sie ihm mit beiden Händen. »Ich habe sie in den vergangenen Jahren im Andenken an dich getragen, aber nichts macht mich glücklicher, als sie dir jetzt zurückgeben zu können.«
25
DAS GOLDENE TAL
Oktober 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
Mit wachsender Bestürzung hatte Tagarin dem Bericht der von ihm ausgesandten Späher gelauscht, nachdem sie zum goldenen Tal zurückgekehrt waren. Was sie erzählten, war einfach unglaublich, aber es deckte sich genau mit dem, was der udanische Krieger behauptet hatte.
»Eine Armee von Ungeheuern«, murmelte er. »Ich kann es immer noch kaum glauben. Kreaturen, wie sie in diesem Teil der Welt völlig unbekannt sind, und scheinbar stammen sie direkt aus dem Nichts.«
»Einige waren zweifellos Trolle, aber andere sahen eher wie riesige Spinnen aus, wieder andere erinnerten an Echsen«, erläuterte einer der Späher. »Der Großteil der Armee aber besteht aus vierarmigen Kreaturen, im Körperbau den Trollen ähnlich, aber deutlich kleiner als sie. Und ein ganzer Schwarm fremdartiger Wesen kreiste auf riesigen geflügelten Bestien über dem Heer und überwachte die Umgebung. Deshalb konnten wir das Heer auch nur aus der Ferne beobachten. Offenbar wähnt man sich noch unentdeckt, das dürfte unser einziger Vorteil sein.«
»Und das Heer marschiert wirklich direkt hierher?«
»Auf kürzestem Weg, ja. Aber wenn
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