Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
geplaudert, und im nächsten Moment hatten sie schon gegeneinander gekämpft.
Warum hatte Thalinuel sie angegriffen? Schließlich hatten sie doch alle Anstrengungen unternommen, um hierherzugelangen und Harlan zu seinem Volk zu bringen.
Hastig blickte er sich um. Thalinuel versuchte, sich verzweifelt gegen gleich fünf Elben zu verteidigen. Sie schwang ihre Klinge so schnell, dass diese nur als flirrender Schemen zu erkennen war, doch wurde sie von der Übermacht immer weiter zurückgedrängt.
Sogar Puschel setzte sich gegen einen der Elben zur Wehr, der mit dem Schwert nach ihm schlug. Mit erstaunlichem Geschick wich er jedem der Hiebe aus, hatte seinem Gegner seinerseits mit seinem winzigen Schwert, das für einen Zwerg kaum mehr als ein Brotmesser darstellte, jedoch schon mehrere blutende Wunden an den Beinen zugefügt.
Die übrigen Elben hatten den Prinzen umzingelt und versuchten, ihn zu ergreifen. Mit sichtlicher Verwirrung, weil ihre vermeintlichen Verbündeten sie angriffen, hatte Harlan die Hände ausgestreckt und schleuderte jeden, der ihm zu nahe kam, mit seinen geistigen Kräften zurück, ohne ihm jedoch etwas anzutun.
Das war es, was Barlok am wenigsten verstand. Gerade noch hatten sie ihn verehrt und waren vor ihm auf die Knie gesunken, und nun …
Dann, ganz plötzlich, begriff er. Mit einem Mal ergab der seltsame Blick, den Thalinuel ihm unmittelbar vor dem Angriff zugeworfen hatte, einen Sinn, ebenso wie ihre Feststellung, dass sie sich in einer gefährlichen Lage befänden und der Feind überall lauern würde.
Was war er für ein Narr gewesen, dass er nicht früher darauf gekommen war! Die ganze Zeit vor dem Angriff hatten sie darüber gesprochen, dass es hier am Ufer gefährlich wäre, und dass unter den Bann der Finsternis geratene Elben eine ständige Bedrohung für die anderen darstellten. Irgendwie musste Thalinuel gespürt haben, dass genau dies mit Altion und seinen Begleitern passiert war. Sie hatte versucht, ihn zu warnen, aber er war zu begriffsstutzig gewesen, um zu erkennen, was sie meinte.
Barlok sah, dass Thalinuel immer stärker in Bedrängnis geriet. Rasch zog er einen der Wurfdolche aus dem Gürtel, die die Gaukler ihm zum Abschied nicht ganz freiwillig überlassen hatten, und schleuderte ihn. Die Klinge traf einen der Elben, die auf Thalinuel eindrangen, in den Rücken und durchbohrte sein Herz.
Sofort wollte er sich auf die übrigen Angreifer stürzen, die sie bedrängten, doch ein Zuruf von ihr stoppte ihn.
»Der Prinz!«, keuchte sie, während sie zwei auf sie niedersausende Schwertklingen gleichzeitig parierte. »Schütze den Prinzen!«
Barlok fuhr herum. Harlans zurückgebliebener, kindlicher Verstand war mit der Situation völlig überfordert. Der Junge versuchte noch immer, den Angreifern aus seinem eigenen Volk kein Leid anzutun, sondern schleuderte sie nur mit seinen geistigen Fähigkeiten zurück, aber es waren viele, und sie kamen von allen Seiten.
Barlok wollte zu ihm eilen, aber er kam nicht mehr dazu. Ein gewaltiger Schatten ragte plötzlich über dem Waldrand auf, schob sich vor die Sonne und verdunkelte die Umgebung. Gleichzeitig schien es spürbar kälter zu werden.
Fassungslos vor Schrecken starrte er auf das riesige Ungeheuer. Sein länglicher Leib, titanisch und ganz und gar mit bräunlichen Schuppen bedeckt, lief in einem langen Schwanz aus. Gewaltige gezackte Flügel schlugen langsam auf und ab und hielten den Giganten in der Luft. Aus im Vergleich zu seinem großen Schädel winzigen rötlichen Augen betrachtete er das Geschehen unter sich. Als er das Maul öffnete, kamen Doppelreihen gut fingerlanger spitzer Zähne zum Vorschein.
Aber nicht nur der Anblick des fliegenden Monstrums erfüllte Barlok mit Entsetzen. So bedrohlich und Furcht einflößend es auch wirkte, diente es doch lediglich als eine Art Reittier für ein kaum weniger abstoßendes Ungeheuer, das auf seinem Rücken saß.
Seine Gliedmaßen waren ein wenig zu lang für seinen hageren Körper. Dunkle Haare standen wie lange Borsten von seinem Kopf ab. Zwei Löcher klafften dort in seinem Gesicht, wo sich bei einem Zwerg die Nase befand, und die Reißzähne in seinem runden Mund sahen aus wie kleinere Ausgaben der Fänge des fliegenden Ungetüms.
Am schlimmsten aber waren die von nachtschwarzer Finsternis erfüllten Augen, die jeden mit ihrem bloßen Blick zu bannen schienen. Der Kampf endete augenblicklich, und auch Barlok erstarrte. Er war nicht einmal in der Lage, sich zu bewegen,
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