Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
Bäuerin. Bitte verzeiht, wenn das Gesinde Euch so angafft, aber wir haben hier noch nie einen Elben gesehen. Los, los, habt ihr nichts zu tun?«
Zwar trug Lhiuvan noch immer den Umhang eines Kyrill-Priesters, weil dieser einfach schön warm war und vor dem Wetter schützte, doch der sah nicht viel anders aus als ein gewöhnlicher Mantel. Zudem hatte er die Kapuze zurückgeschlagen und zeigte offen sein Gesicht, seine blonden Haare und die für sein Volk charakteristischen spitz zulaufenden Ohren, während ein echter Kyrill sein Aussehen niemals preisgab.
»Ich bin unterwegs zum goldenen Tal«, zwang der Schattenmahr Lhiuvan zu sagen. »Leider ist mein Pferd gestern gestürzt und verendet. Nun benötige ich dringend ein neues Reittier. Ich hoffe, dass du mir helfen kannst, Bäuerin.«
Die Frau zögerte.
»Nun, sicherlich haben wir Pferde, aber wir handeln gewöhnlich nicht damit, obwohl wir gerade begonnen haben, eine kleine Pferdezucht aufzuziehen. Aber diese Tiere sind noch jung und nicht eingeritten, und außerdem befinden sie sich draußen auf den Koppeln. Die Pferde, die hier in den Ställen stehen, sind keine besonders edlen Tiere. Sie dienen uns lediglich dazu, unsere Karren und den Pflug zu ziehen.«
»Auch ein solches Pferd wäre mir schon recht, denn ich bin in großer Eile.«
»Wie ich schon sagte, wir verkaufen sie gewöhnlich nicht. Eine solche Entscheidung kann ich nicht treffen. Das ist Angelegenheit des Bauern. Mein Mann ist mit den Knechten draußen, um neue Weiden und Koppeln zu errichten, aber wenn Ihr es wünscht, werde ich nach ihm schicken. Gorlan, lauf los und hol den Bauern her«, wandte sie sich an einen der Jungen.
»Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird«, sagte Lhiuvan rasch, doch der Junge war bereits verschwunden. Kurz rang der Schattenmahr mit sich, wog die Vor- und Nachteile eines jungen, dafür aber vermutlich noch nicht besonders kräftigen Pferdes draußen auf den Koppeln gegen die eines zähen und ausdauernden Ackergauls ab, den er gleich hier bekommen konnte. »Zeig mir einfach die Pferde, die sich hier im Stall befinden.«
Gleichzeitig übte er mit seiner Magie einen sanften Druck auf die Bäuerin aus. Menschen waren so einfach zu beeinflussen, und auch wenn die Beeinflussung bald wieder nachließ, konnte der Schattenmahr sie für einen gewissen Zeitraum tun lassen, was er wollte.
Olina zuckte die Achseln. »Warum nicht? Ganz, wie Ihr wünscht. Kommt hier entlang, Herr.«
Sie führte ihn zu einem der Gebäude, und sie traten ein. Fast ein Dutzend Pferde stand in den Boxen. Natürlich handelte es sich nicht um rassige Rennpferde, aber auch nicht um alte Schindmähren, wie Lhiuvan nach der Beschreibung schon halbwegs befürchtet hatte.
Er ging von Box zu Box und betrachtete die Tiere. Die meisten von ihnen würden ihren Zweck erfüllen und ihn zumindest schnell nach Norden über die Grenze bringen. Udan war ein Pferdeland, dort würde er für das letzte Stück der Strecke ein schnelleres Tier bekommen.
Er untersuchte eines der Pferde genauer, eine gescheckte Stute, die einen noch ziemlich rassigen Eindruck machte, und nickte zufrieden.
»Ich nehme die Stute«, entschied er.
Ein verärgerter Ausdruck glitt über das runde Gesicht der Bäuerin. »Ich habe Euch doch schon gesagt, Herr, dass diese Tiere nicht zu verkaufen sind. Zumindest kann ich nicht darüber entscheiden. Bitte wartet ein wenig, bis mein Mann kommt, vielleicht kommt Ihr mit ihm ins Geschäft, obwohl ich es nicht glaube.«
»Ich habe auch nicht von Kaufen gesprochen«, entgegnete Lhiuvan kühl. »Aber wie ich vorhin schon sagte, bin ich in einer dringenden Mission unterwegs und habe es sehr eilig. Es geht dabei um unser aller Leben, auch deines. Ich bin sicher, du wirst Verständnis dafür haben und mir das Pferd unter diesen Umständen überlassen. Einen Sattel brauche ich nicht.«
Erneut übte der Schattenmahr Druck auf ihren Geist aus und beeinflusste ihren Willen. Die Gesichtszüge der Bäuerin erschlafften ein wenig.
»Natürlich«, sagte sie. »Wenn das so ist, gebe ich Euch Safala gern. Sie ist ein gutes Tier, und …«
Lhiuvan hörte ihr nicht mehr zu, sondern legte dem Pferd rasch Zügel an, dann führte er es aus dem Stall. Ohne sich um die verwunderten Blicke der anderen zu kümmern, schwang er sich auf den Pferderücken und preschte davon.
Sobald seine Beeinflussung nachließ, würde die Bäuerin sich wundern, warum sie ihm die Stute geschenkt hatte, und begreifen, dass die Tat
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