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Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)

Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)

Titel: Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Städte. Sie wuchsen mit der Zeit in ihrer natürlichen Umgebung heran und verschmolzen mit ihr.
    Hier jedoch war das Gegenteil geschehen. Mit Hilfe der Zwerge war eine Steinwüste entstanden, der man nachträglich mit ein paar Pflanzen ein natürliches Mäntelchen umzuhängen versuchte. Das konnte nicht gelingen, es war eine Pervertierung des Elbentums.
    Thalinuel erreichte das Tor und stieg den Turm hinauf. Tatsächlich fand sie Olvarian oben auf der Plattform. Er stand vornübergebeugt da, die Unterarme auf die Brüstung zwischen zwei Zinnen gestützt, und starrte auf das feindliche Heer vor den Mauern Tal’Orins hinab.
    Weitere Truppen mussten im Laufe der Nacht und des Vormittags eingetroffen sein, denn es war gewachsen, wie Thalinuel sofort erkannte. Deutlich gewachsen; die Zahl der Krieger hatte sich fast verdoppelt.
    Aber Thalinuel sah noch etwas anderes als nur das Heer. Sie nahm die Weite der Landschaft wahr, das selbst zu dieser Jahreszeit noch grüne Gras, die Büsche und nicht weit entfernt im Westen die Ausläufer Elem-Laans.
    Dienten die hohen Wehrmauern wirklich dazu, Feinde abzuhalten, oder waren sie da, um sie und die anderen in der Steinwüste einzusperren? Fast kam es ihr wie Letzteres vor.
    Als sie näher trat, warf Olvarian ihr einen kurzen Blick über die Schulter zu, wandte seine Aufmerksamkeit aber sofort wieder der Ebene vor der Festung zu.
    »Sieh sie dir an«, sagte er leise. »Sie sind zu weit weg, um ihre Gesichter zu erkennen, aber ich wette, dass viele von ihnen dem König noch vor wenigen Tagen nur noch widerwillig gedient haben und vielleicht sogar überlegten, ob sie sich uns anschließen sollten. Viele haben sogar bereits auf unserer Seite gestanden und sind nun wieder umgeschwenkt. Und alles nur, weil wir getan haben, was im Krieg völlig normal ist.«
    »Es war ein großer Fehler, Saltinan zu verwüsten und die Türme niederzubrennen. Diese Bäume waren Jahrhunderte alt, vielleicht Jahrtausende, und ein Wahrzeichen unseres Volkes.«
    »Ich weiß. Ich habe die Empörung, die es ausgelöst hat, unterschätzt. Aber es war nicht geplant, sondern ist im Kampf einfach so passiert. Im Krieg geschehen nun einmal schreckliche Dinge.« Er wandte sich zu ihr um. »Aber unser Volk hat so lange im Frieden gelebt, es weiß gar nicht mehr, was Krieg wirklich bedeutet. Unsere Vorfahren wussten es, als sie einst gegen die Horden des Bösen kämpften. Sie konnten gar keine Städte errichten, weil die Schattenmahre sie sofort wieder niedergebrannt und alle Einwohner bis zum kleinsten Kind abgeschlachtet hätten. Stattdessen haben sie sich in Wäldern versteckt und in Höhlen unter der Erde und in den Bergen verkrochen und von dort aus den Kampf gegen einen schier übermächtigen Gegner gefochten. Niemand hat zu der Zeit ein paar verbrannten Bäumen nachgeweint. Damals wurden ganze Landstriche so schrecklich verheert, dass es Jahrhunderte dauerte, bis dort wieder irgendetwas wuchs.«
    Thalinuel schüttelte sich. »Diese Schrecken sind wirklich kaum vorstellbar. Ich bin froh, dass ich nicht in dieser Zeit gelebt habe.«
    »Darüber können wir alle froh sein. Unser Volk ist viel zu sehr verweichlicht. Wahrscheinlich hätte niemand von uns damals lange überlebt.« Er deutete in die Ebene hinab. »Vor allem keiner von diesen Narren, die Krieg immer noch für ein Spiel halten und uns vor lauter Entsetzen über ein paar verbrannte Bäume am liebsten töten würden. Wie viele von ihnen oder ihren Familien und Freunden wären wohl mittlerweile gar nicht mehr am Leben, wenn wir die jüngeren Völker in ihrem Hass und in ihren Übergriffen gegen uns hätten gewähren lassen?«
    Thalinuel zuckte die Achseln. Was Olvarian sagte, klang auf eine schreckliche Art wahr, und dennoch hatte er zugleich auch Unrecht.
    Sicher, ihr Volk hatte sich verändert, aber das Zeitalter des Feuers war nicht mit diesem vergleichbar. Es ging nicht nur um ein paar verbrannte Bäume, wie er es nannte, nicht einmal darum, dass sie ein Wahrzeichen des Elbentums gewesen waren. Es ging darum, dass er mit seinem Angriff auf Saltinan eine Eskalation der Gewalt herbeigeführt hatte. Zuvor hatten sich die Auseinandersetzungen weitgehend auf Drohgebärden beschränkt.
    König Lotharons Unterstützung der Menschen und sein Bündnis mit ihnen war von vielen als eine Kriegserklärung an die Bewegung der Thir-Ailith aufgefasst worden. Aber erst Olvarian war es gewesen, der den ersten Schlag geführt und den Krieg damit begonnen hatte. Vorher

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