Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
seinen geheimnisvollen Auftraggebern, oder er war zum Kalathun geritten, um bei dem radonischen Belagerungsheer oder den Elben irgendeinen finsteren Plan zu verfolgen.
Aber was auch der Grund für seinen Aufbruch gewesen sein mochte, es stand nicht fest, dass er immer noch fort war. Auch der Soldat war sich nicht sicher gewesen. Es war nicht anzunehmen, dass der Kyrill ständig durch das Heerlager lief und sich zeigte.
In jedem Fall musste Malcorion sich Gewissheit verschaffen, und selbst wenn Chorm tatsächlich fort war, entdeckte er in dessen Zelt vielleicht etwas, das ihm weiterhalf. Es war nur eine winzige Chance, aber sie war nicht völlig von der Hand zu weisen.
Als er das Zelt verließ, war der Schlachtenlärm deutlich näher gekommen. Die Zwerge waren auf dem Vormarsch, daran gab es keinen Zweifel. Malcorion hoffte nur, dass er nicht in irgendwelche Kampfhandlungen verwickelt würde. Viele der Zwergenkrieger kannten ihn nur flüchtig und würden ihn in der Uniform womöglich nicht erkennen.
Das Gelände am Fuße des Gebirges war uneben. Von einem Hügel aus konnte er einen guten Teil der Umgebung überblicken.
Die Zwerge hatten an beiden Fronten die Verteidigung der Menschen durchbrochen und waren bereits weit in das Lager eingedrungen. Zwar versuchten ihre Gegner sich immer wieder zu sammeln und eine neue Kampflinie aufzubauen, aber sie wurden von den Zwergen fast nur noch vor sich hergetrieben. Die Schlacht war für Lartronia verloren, daran gab es keinen Zweifel. Die Soldaten wichen immer weiter zurück, ein Großteil des Heeres befand sich bereits in völliger Auflösung und floh.
Soweit er erkennen konnte, hatten sich die beiden Zwergenheere im Westen schon fast vereinigt und bildeten einen weit geschwungenen Halbkreis. Dadurch verhinderten sie, dass die lartronischen Soldaten in diese Richtung fliehen und vor Zarkhadul zu der radonischen Armee stoßen konnten.
Stattdessen trieben sie sie in östlicher Richtung vor sich her, und das bedeutete, fast direkt auf ihn zu. Etwas nördlich von ihm zog sich eine Schneise wie eine Straße durch das Lager, auf der bereits die vielen zivilen Angehörigen des Trosses flüchteten, manche zu Fuß, manche mit Wagen voller Güter, die sie zur weiteren Versorgung des Heeres in Sicherheit zu bringen versuchten. Auch zahlreiche Soldaten befanden sich bei ihnen.
Inmitten der fliehenden Armee würde es völlig unmöglich sein, Chorm zu finden, selbst wenn er sich im Lager befand, musste sich Malcorion eingestehen. Sein Vorhaben war gescheitert. Er wünschte, die Zwerge würden ihren Angriff abbrechen und sich nach Elan-Dhor zurückziehen, aber nachdem ihnen der Sieg bereits sicher war, würden sie sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, einen vollständigen Triumph über den Feind zu erringen und die Belagerer vor ihrer Mine zu vertreiben.
Der Waldläufer überlegte, ob er umkehren sollte, statt sich hier in unnötige Gefahr zu begeben, als er noch ein gutes Stück entfernt einen Reitertrupp in der Schneise entdeckte, dem eine Kutsche folgte. Hinter ihr ritten weitere Reiter. Er war sich auf die Entfernung nicht sicher, meinte aber, das königliche Wappen darauf zu entdecken.
Sollte es sich tatsächlich um Kalmar handeln?
Ausgeschlossen war es nicht. Auch der König musste mittlerweile erkannt haben, dass die Schlacht verloren war. Es war nahezu unmöglich, eine fliehende Armee, die von einem überlegenen Gegner verfolgt wurde, dazu zu bringen, stehen zu bleiben und das Kriegsglück womöglich noch einmal zu wenden, also war es nur natürlich, wenn auch er sich in Sicherheit brachte. Im Grunde hatte er sogar schon zu lange gewartet, da er sich jetzt durch die anderen Flüchtenden hindurchkämpfen musste.
Ein verwegener Plan reifte in Malcorion heran. Es gab so viele unkalkulierbare Risiken dabei, dass er lieber gar nicht weiter darüber nachdachte, aber wenn er Erfolg hatte, könnte er diesen ganzen Krieg mit einem Handstreich beenden. Kalmar war ein sehr beliebter König und wurde vor allem von seinen Soldaten verehrt. Man würde nicht erwarten, dass ihm von einem der ihren Gefahr drohte.
So schnell er konnte, eilte Malcorion auf die Schneise zu. Wer ihn sah, musste ihn für einen der unzähligen fliehenden Soldaten halten.
»Platz für den König! Macht Platz für den König!«, hörte er laute Stimmen brüllen, als er sich der Schneise näherte. Der Boden war hier festgestampft, so dass tatsächlich so etwas wie eine Straße entstanden
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