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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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nicht günstiger sei, gleich hier einen Abnehmer zu finden, der dann selbst zusehen könne, wie er den Weitertransport regelte.
    Er war noch dabei, wortreich auf seine Zulieferer zu schimpfen, die ihm so empfindliche und verderbliche Ware zumuteten, als sie das Teehaus durch einen klimpernden Vorhang aus Glasperlen betraten. Er verstummte für eine kurze Weile, in der er sich nach einem freien Platz für sich und seinen Gehilfen umsah. Dann deutete er auf einen Platz in der Nähe der Tür, an dem ein kleiner Luftzug für Kühlung sorgte, und hielt einen Jungen am Arm fest, der gerade mit einer Wasserpfeife an ihnen vorüberkam.
    »Du bringst uns das Gleiche«, sagte er laut. »Aber zuerst Tee und etwas Kaltes zu essen. Ach ja, und zwei Gläser Skrillja !« Ohne den Jungen weiter zu beachten, ließ er sich ächzend auf einem der Kissen nieder, die auf der Strohmatte rund um einen niedrigen Tisch lagen, und lehnte sich an die lehmverputzte Wand.
    Die Jamalli saßen an einem Tisch gegenüber auf der anderen Seite der Tür. Sie waren zu viert und aßen schweigend gemeinsam aus einer großen Schüssel, die in der Mitte des Tisches stand. Es roch nach Hirse und gebratenem Skrallfleisch mit Zwiebeln.
    Der Händler schnäuzte sich geräuschvoll und nickte nur, als der Servierjunge das Bestellte brachte. Er hob das kleine Glas mit dem milchiggrünen Echsenschnaps, prostete seinem Gehilfen zu und schüttete es in einem Zug hinunter. Dann nahm er einige Anissamen aus dem Schälchen, das in der Mitte des Tisches stand, und warf sie in den Mund.
    »Los, runter damit, das ist gesund«, sagte er kauend. Sein Gehilfe verzog leicht das Gesicht, kam der Aufforderung aber nach.
    »Wir sollten uns umhören«, sagte der Händler und riss ein Stück vom Fladenbrot ab. Er tunkte es in die scharfe grünrote Sauce, mit der es serviert worden war, und häufte sich eine gehörige Menge kaltes, gegrilltes Gemüse darauf.
    Dann schob er den Bissen in den Mund, kaute hingebungsvoll und schluckte. »Es sind um diese Zeit viele Händler aus dem Norden hier«, fuhr er fort und deutete mit einer großen Handbewegung um sich. »Es ist sicherlich jemand darunter, der uns die Mädchen abnimmt.« Er lachte dröhnend. »Im Norden herrscht immer Bedarf an Frischfleisch.« Er schaufelte sich den nächsten Bissen in den Mund und spülte ihn mit einem großen Schluck Tee hinunter.
    »Aber unser Auftraggeber …«, wandte der Gehilfe zaghaft ein.
    »Er wird zufrieden sein«, tönte der Händler. »Ich werde ihm anderes Spielzeug besorgen. Ich weiß, was er noch lieber mag als junge Frauen.« Er beugte sich vor und sagte mit seiner durchdringenden Stimme: »Kinder. Sandläuferkinder. Er ist ganz verrückt nach dem kleinen Ungeziefer. Hält sie als Diener und als Spielzeug und ich glaube, für das Training seiner Jagdhunde.« Er lehnte sich zurück und lachte dröhnend. »Das kleine Viehzeug lässt sich jedenfalls leichter durch die Wüste schaffen als unsere empfindlichen Dämchen. Wir müssen nur jemanden finden, der so was im Sortiment hat.«
    Er rülpste und winkte dem Servierjungen mit dem Schnapsglas zu.
    Die Jamalli am Nebentisch hatten ihre Mahlzeit inzwischen beendet. Sie ließen sich Wasserpfeifen kommen und unterhielten sich gedämpft miteinander, während sie rauchten. Der Gehilfe blickte zu ihnen hinüber und sagte leise: »Sie hören zu.« Der Händler nickte kaum wahrnehmbar. Er tätschelte seinen Bauch und leerte das Glas mit dem scharf riechenden Skrillja, um gleich ein neues zu bestellen. Der Händler erzählte allerlei Belangloses von seinen Reisen, während sein Gehilfe schläfrig vor sich hindämmerte und ab und zu ein zustimmendes Geräusch von sich gab.
    Irgendwann nach einigen zusätzlichen Gläsern Schnaps gab der Händler das Zeichen zum Aufbruch. Der Gehilfe zahlte die Zeche, während der Ältere draußen vor der Tür wartete. Er blickte zum Himmel auf, wippte leicht auf den Zehen und pfiff leise und unmusikalisch durch die Zähne.
    Die Sklavenjäger traten durch den klimpernden Vorhang. Einer von ihnen rempelte den Händler leicht an und entschuldigte sich mit rauer Stimme.
    »Macht nichts, macht nichts«, sagte der Händler mit einer weit ausholenden Handbewegung, die einen der Jamalli fast getroffen hätte. Er war ganz offensichtlich nicht mehr ganz nüchtern. Die Jamalli grinsten, und einer beugte sich zu dem schwankenden Mann hinunter. »Wir haben gehört, was du drinnen erzählt hast«, sagte er. Sein nördlicher Akzent klang

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