Elbenzorn
ein schlechtes Geschäft für mich«, wandte er trotz seiner offensichtlichen Furcht ein. »Ein paar halb verhungerte Kinder gegen meine Luxus-Mädchen, eins hübscher als das andere, wohlgenährt, duftend, eine wahre Augenweide!« Er weinte beinahe.
Die Jamalli lachten und stießen sich an. Ihr Wortführer stand auf. »Zeig uns deine Mädchen«, befahl er.
Der Händler jammerte, aber er ging voraus zu seinem Lagerraum. Er fingerte einen Schlüsselbund heraus, schloss die Tür auf und ließ die Jamalli eintreten.
Die Frauen hockten zwischen einigen Gepäckstücken auf Decken. Ihre Fußketten waren an Ringen an der Wand befestigt. Sie sahen die eintretenden Männer, drängten sich eng aneinander und verbargen eilig ihre Gesichter.
Der Händler deutete auf die Größte. »Du«, befahl er. »Steh auf. Zeig dein Gesicht.«
Die Frau stand zögernd auf. Sie schlug den Schleier beiseite und sah die Sklavenjäger ängstlich an.
Der Jamall-Anführer pfiff durch die Zähne. »Du hast nicht übertrieben«, sagte er zu dem Gehilfen. Er trat nah an die Frau heran und packte ihr Kinn, schob ihren Kopf hin und her, zog eins ihrer Unterlider herunter. »Gute Augen. Klar, gesund«, sagte er. Dann zwängte er die Finger zwischen ihre Zähne und öffnete ihren Mund. Sie keuchte protestierend.
»He«, rief der Händler. »Geh ein bisschen behutsamer mit ihr um, du beschädigst sie noch!«
»Gutes Gebiss«, sagte der Jamall, ohne sich stören zu lassen. Er betastete die Schenkel und Arme der jungen Frau und strich prüfend über ihre Vorderseite, als tätschelte er ein Pferd. Sie errötete und murmelte etwas in einer Sprache, die keiner verstand.
Der Jamall ließ sie los und drehte sich um. »Woher hast du sie?«
»Einer meiner Kunden hatte Schulden bei mir, die er nicht bezahlen konnte, und hat sie mir dafür überlassen.«
»Der Idiot«, sagte der Jamall. Der Händler vergaß seinen Streit mit dem Sklavenjäger und lachte zustimmend. Die beiden Männer zwinkerten sich zu.
Dann wurde der Jamall ernst. »Ich nehme sie. Die anderen auch«, fügte er mit einem flüchtigen Seitenblick hinzu.
Der Händler begann sich unwillkürlich die Hände zu reiben. »Sie ist wirklich ein ganz besonders prächtiges Exemplar«, sagte er. »Aber ich kann dir einen guten Preis machen …«
Der Jamall machte eine Kopfbewegung. Seine Männer, die stumm an der Tür gestanden hatten, nahmen den Händler rechts und links in die Zange und hielten seine Arme fest. Ihr Anführer griff mit einer schnellen Bewegung zu und hatte dem Händler seinen Schlüsselbund entrissen, den er dem vierten Jamall zuwarf. Der ging zu den Frauen und begann, sie loszuschließen. Der Händler protestierte. Der Jamall zog bedeutungsvoll sein Messer aus dem Gürtel und ließ die scharfe Schneide blitzen. »Hast du vergessen, was ich dir gesagt habe?«, fragte er.
Der Händler sank zusammen. »Aber ihr könnt mich doch nicht einfach ausrauben«, jammerte er. »Es gibt Gesetze. Ihr werdet keinen Fuß mehr in diese Kervansaray setzen dürfen, ich zeige euch beim Saffar an …«
Der Jamall machte eine scharfe Handbewegung. »Schweig!«, sagte er. »Ich raube dich nicht aus. Das ist ein legales Tauschgeschäft.«
Er sagte ein paar Worte in seiner Sprache zu seinem Begleiter, der nickte und hinausging, die Frauen hinter sich herzerrend.
Der Jamall-Wortführer zog sein Messer und begann schweigend, seine Fingernägel zu reinigen. Sie warteten, während der Händler leise und erbittert vor sich hinfluchte und seinem Gehilfen böse Blicke zuwarf.
Wenig später kehrte der vierte Mann zurück. Er trieb eine kleine Schar verängstigt aussehender Sandläuferkinder vor sich her. Der Händler warf seinem Gehilfen einen schnellen Seitenblick zu. Der musterte die Kinder und nickte.
»Diese halb verhungerten Lumpenbündel wollt ihr mir für meine schönen Mädchen andrehen!«, jammerte der Händler. Er beugte sich zu den Kindern hinunter und musterte sie aus der Nähe. Der kleinste Junge starrte ihn aus riesengroßen dunklen Augen an und begann zu schluchzen, und eins der Mädchen weinte sofort laut mit, während die etwas größeren Kinder ihn voller Hass und Angst anstarrten.
»Sag ihnen, dass ich sie durchprügele, wenn sie heulen«, wies der Händler seinen Gehilfen an. »Ich habe keine Lust, mit einer kreischenden Fracht durch die Wüste zu reisen.«
Er wandte sich an den Jamall-Anführer. »Ich weiß schon, warum ich keine Geschäfte mit euch mache. Ihr seid ein verdammtes
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