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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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imposanter Größe. In ihren Mauern herrschte rege Betriebsamkeit. Die Arkadengänge, die den großen Hof umgaben, hallten wider von den Stimmen der Reisenden, von Tiergeschrei und dem Lärm des Be- und Entladens der Karawanen.
    Wohlgerüche von bratendem Gemüse, heißem Tee, Gewürzen und Parfums mischten sich mit den beißenden Ausdünstungen der großen Echsen, menschlichem Schweiß und dem Gestank von Exkrementen und verrottendem Unrat.
    Die staubbedeckte kleine Gruppe aus Skralls und Menschen, die jetzt den Hof betrat, erregte keinerlei Aufmerksamkeit. Vorneweg ging ein dunkelhäutiger Händler in papageienbunter Aufmachung, der eine kleine Familie von Skralls hinter sich führte. Auf ihren Rücken saßen vier verschleierte Frauengestalten, die lethargisch im Rhythmus der Schritte ihrer Reittiere in den Sätteln hin- und herschaukelten. Den Abschluss bildete ein jüngerer Mann in einem schlichten Burnus, der sich aufmerksam, aber nicht neugierig umschaute.
    Der dickbäuchige ältere Mann, der die kleine Karawane leitete, deutete auf einen freien Platz in der Nähe der Ställe. Der Gehilfe nickte und hob die Skrallpeitsche, um das letzte Tier mit einer leisen Berührung am muskulösen Hinterlauf in die richtige Richtung zu lenken.
    Die Frau, die auf diesem Skrall saß, schlug den Schleier ein wenig beiseite, um sich umzublicken. An ihren Handgelenken klingelte eine feine, silberne Kette, die mit dem Geschirr ihres Reittiers verbunden war.
    Das Gesicht, das aus den Falten ihres Schleiers blickte, war ebenmäßig geschnitten und so hell wie der weiße Sand unter ihnen. Eine goldene Haarsträhne lugte hervor, und veilchenblaue Augen musterten mit einem Ausdruck zwischen Angst und Resignation die Umgebung.
    Der Händler drehte sich um und hob mit einem scharfen Pfiff drohend die Skrallpeitsche. Sein jüngerer Begleiter klopfte mit seiner Peitsche gegen das Bein der Frau und sagte leise etwas zu ihr. Sie zog den Schleier vor ihr Gesicht und sank ebenso teilnahmslos im Sattel zusammen wie die Frau, die hinter ihr saß.
    Die beiden Männer ketteten die Skralls an einer Säule an, und der ältere verschwand in einem der Eingänge der Kervansaray . Sein Gehilfe lehnte sich an die Mauer, streifte die Kapuze seines Burnus zurück und steckte ein Zuckerblatt zwischen die Zähne, auf dem er herumzukauen begann, während er sich müßig umblickte. Er hatte ein rundes Gesicht, aus dem ein Paar dümmliche schwarze Augen blickten, und sein dunkelbraunes Haar hing ihm in öligen Strähnen in die sonnenverbrannte Stirn. Er bohrte mit einem dreckigen Finger in seinen bräunlich verfärbten Zähnen herum.
    Seine Blicke wanderten über den Hof und betrachteten die anderen Reisenden. Eine kleine Gruppe von hell gewandeten Kriegern erweckte seine Aufmerksamkeit. Er schob sich in eine etwas aufrechtere Position und reckte mit leicht geöffnetem Mund den Hals, ein Bild einfältiger Neugier.
    Die Männer standen vor der Tür des Teehauses beieinander, steckten die Köpfe zusammen und waren in ein angeregtes Gespräch verwickelt. Der Gehilfe konnte beobachten, dass andere Reisende einen vorsichtigen Bogen um die schwer bewaffneten Männer machten.
    Sie sahen aus wie Brüder, hochgewachsen, sonnenverbrannt und sehnig, mit kahlrasierten Schädeln, die nur ein dünner Streifen helles Haar zierte, der von der Stirn bis in den Nacken lief und dort zu einem Zöpfchen geflochten war. Ihre Kleidung war die von reitenden Wüstenbewohnern: helle Burnusse, unter denen schmale Hosen und weiche Stiefel aus Echsenleder hervorblickten. Das Auffälligste waren ihre Waffen: krumme Säbel oder lange Messer, dazu kurze Bögen oder Armbrüste und Köcher mit Pfeilen.
    »Jamalli«, murmelte der junge Händler und spuckte aus.
    »Richtig«, bestätigte der ältere, der nun an seine Seite trat. Sein dunkles, vollbärtiges Gesicht lächelte, und er tätschelte zufrieden seinen dicken Bauch. »Hoffen wir, dass es unsere Geschäftspartner sind.« Er deutete auf eine Türöffnung gegenüber. »Man hat uns diesen Stall und einen Lagerraum zugewiesen. Lass uns die Tiere wegbringen und dann ins Teehaus gehen. Ich habe Hunger.«
    Der junge Mann sah zu, wie die Jamalli das Teehaus betraten, und lächelte ebenfalls.
    Kurz darauf sah man die beiden Händler quer über den großen Hof gehen. Der Ältere redete auf seinen Gehilfen ein, dabei lebhaft mit den Händen gestikulierend. Der Händler machte sich Sorgen um die Transportfähigkeit seiner Ware und fragte sich, ob es

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