Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Unruhe entsteht«, setzte Glautas hinzu. »Wir werden die Vorfälle nicht geheim halten können, aber es darf so wenig Aufsehen geben wie nur möglich.«
    Olkodan nickte beklommen. »Habt ihr eine Vermutung, wer dahinterstecken könnte?«, fragte er.
    Glautas und Broneete wechselten einen Blick. »Möglicherweise«, sagte Glautas endlich zurückhaltend. »Ich will darüber nicht sprechen.«
    Olkodan sah Broneete an, die unmerklich mit den Achseln zuckte. Anscheinend wusste sie auch nicht mehr als er. »Wir werden dennoch weiter nach Iviidis suchen«, sagte Glautas abschließend und erhob sich. »Wenn sie irgendwo hier im Hain ist, werden wir sie früher oder später finden.«
    Seine Stimme klang alles andere als hoffnungsvoll, stellte Olkodan fest. Er erhob sich.
    »Du sagst mir also Bescheid?«, fragte er. Broneete nickte nur.
    Als er hinausging, sah er, dass sie ihm ein Zeichen machte. Also würde sie ihn gleich noch in Iviidis’ Räumen aufsuchen. Das hatte sie in den letzten Tagen immer getan, wenn sie es einrichten konnte, und er war ihr dankbar dafür. Sie konnte seine Unruhe nicht stillen, aber es war gut zu wissen, dass sie sich ebenso um Iviidis sorgte wie er. Er hatte sie inzwischen recht gut kennengelernt und wusste, dass sie nicht leicht aufgab, wenn sie sich in etwas verbissen hatte.
    Er saß mit einem Stück Holz in der Hand am Fenster, als sie eintrat.
    »Ich habe uns etwas zu essen mitgebracht«, sagte sie und stellte ein Tablett auf den Tisch. »Du hast ausgesehen, als hättest du schon wieder den ganzen Tag nichts gegessen.« Sie sah ihn prüfend an. »Iviidis wird mich schelten, weil ich nicht auf dich geachtet habe.«
    Olkodan lächelte sie dankbar an – nicht wegen des Essens, sondern wegen ihrer hoffnungsvollen Worte.
    »Was ist da draußen los?«, fragte Olkodan.
    »Es ist wirklich schlimm«, sagte sie kauend. »Glautas kann die Morde nicht geheim halten – zu viele wissen davon. Die Garde ist in höchster Alarmbereitschaft.«
    »Was glaubst du, hat es etwas mit dem zu tun, was ihr – Iviidis und du – entdeckt habt?«
    Sie hob die Schultern. »Wo warst du heute früh?«, fragte sie. »Ich habe nach dir gesucht.«
    »Im Archiv«, antwortete er. »Ich war bei Iviidis’ altem Lehrer. Er ist sehr – faszinierend.«
    Broneete hob die Brauen. »Was ist denn so faszinierend an ihm?«
    Olkodan blickte versonnen auf das Holzstück in seiner Hand. »Er zeigt mir, was man mit Holz alles machen kann.« Er legte das Werkstück beiseite. »Wo werden wir nach Iviidis suchen?«
    Broneete erklärte es ihm. Er lauschte aufmerksam und seufzte, als sie zum Ende kam. »Es wird ewig dauern, den ganzen Hain nach ihr abzusuchen«, sagte er niedergeschlagen. »Und was ist, wenn sie gar nicht mehr hier ist?«
    »Wir gehen davon aus, dass sie im Hain versteckt gehalten wird. Wenn sie tot wäre, hätten wir sie längst gefunden.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn man sie nach draußen gebracht hat, werden wir sie niemals finden. Also lass uns hoffen, dass unsere Vermutung stimmt.«
    Sie stand auf und reckte sich. Dann hob sie ihre Stiefel auf und legte Olkodan eine Hand auf die Schulter. »Ich habe jetzt dienstfrei. Sollen wir draußen ein wenig herumlaufen?«
    Sie wanderten schweigend ein gutes Stück in den stilleren Teil am Rande des Sommerpalastes. Broneete hatte ihre Stiefel dem Wachposten vor dem Haus zur Aufbewahrung gegeben und lief nun auf bloßen Füßen neben Olkodan her. Es dämmerte. Neben einer Weißdornhecke blieb Olkodan stehen und rieb sich über den Nacken. »Ich bin müde«, sagte er. »Nein, das ist es nicht. Ich habe Angst, Bron. Ich habe schreckliche Angst, dass wir Iviidis nicht finden werden.«
    Broneete riss ein Blatt von der Hecke ab und zerrieb es zwischen ihren Fingern. »Was soll ich sagen?«, murmelte sie. »Ich bin auch schrecklich beunruhigt, mein Freund.«
    Einen Moment lang schien die Welt den Atem anzuhalten, dann brach hinter ihnen unvermittelt Lärm aus. Elben schrien, Signalhörner ertönten; es klang, als fiele eine Horde wilder Orks über den friedlichen Sommerpalast her. Broneete fuhr herum und fluchte, weil sich ein spitzer Kiesel in ihre nackte Fußsohle bohrte. Sie rannte den Weg zurück, und Olkodan folgte ihr.
    Der Lärm schwoll an, als sie sich dem kleinen Hain näherten, in dem die Häuser einiger Ratsmitglieder wuchsen. Im schwindenden Licht des Tages war deutlich eine große Rauchwolke zu erkennen, die über dem Hain stand. Inzwischen waren die Signalhörner

Weitere Kostenlose Bücher