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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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kommt eins von diesen uniformierten Trampeltieren hier hereingestapft und will etwas. Oder sonst ein Fremder. Was glauben die denn, was ich hier betreibe? Eine öffentliche Garküche?«
    Die Tür schwang auf und eine Gardistin trat ein. »Raus!«, schrie Leniita und warf mit einem Spüllappen nach ihr. »Raus aus meiner Küche!«
    »Ho, ganz ruhig, Leniita.« Die Gardistin lachte nur, und pflückte sich den Lappen von der Schulter. »Ich werde dafür sorgen, dass die Küche ab jetzt als Sperrgebiet gilt.«
    »Ach, du bist es«, brummelte die Köchin. »Gut, meinetwegen. Wenn du es schaffst, dass die Leute aus meiner Küche wegbleiben, bekommst du das Gleiche wie er«, sie wies mit dem Kinn auf Olkodan, der sich an den kleinen Tisch hinter dem Spülstein zurückgezogen hatte.
    »Das Angebot nehme ich gerne an«, erwiderte Broneete und setzte sich zu Olkodan.
    »›Du wirst dafür sorgen‹?«, fragte Olkodan. »Was bist du – etwa die neue Krisen-Beauftragte?«
    Broneete lächelte zugleich verlegen und stolz. »Ich war auch mehr als überrascht«, sagte sie. »Glautas hat den Kommandanten um meine Beförderung zur Vizeadjutantin gebeten. Ich stehe jetzt unter direktem Befehl des Obersten Tenttai.« Sie wies auf das kleine silberne Abzeichen an ihrem Kragen und errötete ein wenig.
    »Das nenne ich einen Karrieresprung«, sagte Olkodan lächelnd. »Gratuliere!«
    Sie biss in ihr Brot. »Danke«, murmelte sie.
    »Und was machen nun all die Soldaten hier?«
    »Wir sollen vor allem Ruhe und Ordnung wiederherstellen. Der Rat berät zurzeit über eine Ausnahmeregelung, möglicherweise wird der gesamte Sommerpalast eine Zeit lang unter so eine Art militärische Aufsicht gestellt.«
    Olkodan hob die Brauen. »So schlimm ist es?«
    Broneete nickte. »Ich mache mir Sorgen, dass die Suche nach Iviidis bei all dem in den nächsten Tagen zu kurz kommen könnte. Ich werde aber alles daran setzen, noch einen Suchtrupp genehmigt zu bekommen.«
    Olkodan beugte sich vor. »Kannst du dir morgen Abend freihalten?«, fragte er. »Alvydas hat eine Ahnung, wo sie sein könnte, aber er möchte jemanden dabei haben, der bewaffnet ist. Er fragte nach dir.«
    Broneete sah ihn groß an. »Ihr habt eine Spur? Was vermutet ihr denn? Ach, verdammt. Olko, ich würde nichts lieber tun, als mit euch zu kommen, aber morgen Abend ist große Stabssitzung im Hauptquartier. Ich muss dorthin, ich begleite den Obersten Tenttai.«
    Olkodan nickte begütigend. »Du musst deinen Dienst tun. Ich werde jemanden finden, der uns begleitet, und sonst gehen wir alleine.«
    »Soll ich einen meiner Männer für dich abstellen?« Olkodan schüttelte den Kopf. »Ich werde mit Alvydas sprechen, ob das überhaupt nötig ist. Aber danke für dein Angebot.«
    Olkodan schlief unruhig. Wie in der Nacht davor war es laut in den Gängen, und auch draußen schien viel los zu sein. Zweimal schreckten ihn Signalhörner aus seinem Schlummer, und wie am Tag zuvor stand er in der Morgendämmerung auf und ging hinaus. Er sehnte sich nach ein wenig Ruhe, und so wanderte er zum Rand des Sommerpalastes, dorthin, wo die dichteren Wälder des Wandernden Hains anfingen, und streifte die Pfade entlang. Unter einer Ulme setzte er sich nieder und lehnte seinen Kopf an den Stamm des Baumes. Er blickte empor zu den hellen Unterseiten der gezackten Blätter, legte nachdenklich eine Hand auf eine Wurzel, die neben ihm im Boden verschwand, und fühlte das Fließen der Kraft darin. Er tauchte tiefer, nahm Kontakt mit der Essenz des Baumes auf und ließ sich eine Weile mit dem Pulsieren der Lebenskraft treiben. Das Erlebnis des Vortages wiederholte sich, aber weniger heftig. Sanft wurde er in den Gipfel des Baumes getragen, und ebenso leise sank er hinab in seine Wurzeln. Er spürte neugierig dem Atem des Baumes nach und ertastete eine zarte Stimme, die wortlos in ihm zu singen schien.
    Komm, lockte er stumm. Und der Baum neigte sich ihm zu. Die Wurzel bewegte sich unter seinen Händen. Er saß lange so, ohne zu denken, fühlte nur das Wesen des Baumes, freundlich, sanft, weise.
    Endlich seufzte er und zog sich zurück. Zwischen seinen Fingern war ein Trieb gesprossen, jung und zart. Er blickte ihn an wie ein Wunder. »Danke«, flüsterte er, und ein Windhauch ließ die Blätter über seinem Kopf aufrauschen.
    Er ging weiter, unruhig bis ins Mark, berührte hier und da den Stamm eines Baumes oder ließ einen Zweig durch seine Finger gleiten. Der Tag ging quälend langsam vorüber. In einem weiten

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