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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Bogen wanderte er zurück in Richtung Archiv-Baum. Jetzt würde er endlich Alvydas aufsuchen und erfahren, wo dieser Iviidis vermutete. Der Gedanke, dass er sie vielleicht schon bald wieder bei sich haben würde, ließ sein Herz höher schlagen.
    In einem Waldstück mit dichtem Gebüsch und verfilztem Unterholz kämpfte er sich geduldig über den stark überwucherten Pfad, als ihn unvermutet jemand am Arm fasste und in einen Busch zog. »He!«, keuchte er und wehrte sich gegen die Zweige und Hände, die ihn ihn so plötzlich angriffen.
    »Pscht!«, machte der Angreifer und hielt ihn fest. Olkodan hieb mit dem Ellbogen nach hinten, wobei er auf etwas erstaunlich Hartes traf. Sein Gegner grunzte und drehte ihn mit einer kräftigen Bewegung zu sich herum.
    »Oh«, sagte Olkodan. »Oh, Entschuldigung. Ich hoffe, ich habe dir nicht die Nase gebrochen!«
    »Nein, die sah vorher schon so aus«, erwiderte der Zwerg, dem die Tränen in den Augen standen. »Du hast aber erstaunlich spitze Knochen, mein Freund.«
    Olkodan hockte sich hin. »Was machst du hier?«
    »Ich drücke mich im Gebüsch herum und versuche, nicht von all diesen riesigen Soldaten niedergetrampelt zu werden. Was, bei Orrins edlen Teilen, ist hier los?«
    Olkodan erzählte ihm in aller Kürze, was in den letzten Tagen geschehen war. Dann wiederholte er seine Frage.
    Trurre hörte auf, seine Nase zu reiben. »Du hast mich doch gerufen«, sagte er erstaunt.
    Olkodan fuhr sich über die Stirn. »Trurre, mein Freund«, sagte er erschüttert. »Ich hatte nicht erwartet – gut, ich habe es vielleicht gehofft …«
    Trurre nahm seine Hand und drückte sie. »Ist deine Frau inzwischen wieder aufgetaucht?«, fragte er.
    »Nein, aber vielleicht haben wir eine Spur.« Er berichtete von Alvydas, dem Elben im Baum. Trurre lauschte mit großen Augen. »Würdest du uns auf unserer Suche begleiten?«, fragte Olkodan schließlich.
    »Ich darf auf keinen Fall einem eurer Soldaten über den Weg laufen«, sagte Trurre. »Am besten laufe ich überhaupt niemandem über den Weg, sonst denken gleich alle, ich hätte die Feuer gelegt. Aber warum sollte ich nicht mit euch kommen? Deshalb bin ich ja schließlich hier.« Er grinste.
    »Vielleicht wartest du gleich an Ort und Stelle«, sagte Olkodan. »Hast du Proviant bei dir? Wie hast du mich überhaupt gefunden?«
    Trurre wiegte den Kopf. »Ich krieche schon eine Weile rund um den Sommerpalast durchs Gebüsch«, sagte er. »Mein Proviant ist Zwergen-Notration. Hält ewig, schmeckt scheußlich. Und Wasser gibt es ja überall.« Er schnitt eine jämmerliche Grimasse. »Wenn du allerdings irgendwo einen Krug Bier auftreiben könntest, wäre ich dir ewig dankbar.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, versicherte der Elb und ließ Trurre in dem Gebüsch zurück.
    Alvydas wartete bereits auf ihn. Er stand nachlässig auf seinen Stock gestützt da, hatte ein Bündel in der Hand und wirkte überaus unternehmungslustig. Olkodan begrüßte ihn und sagte: »Die Gardistin kann uns nicht begleiten. Aber ich habe einen Freund getroffen, der sich angeboten hat.«
    Alvydas sah ihn prüfend an. »Was für einen Freund?«
    »Trurre Silberzunge«, erwiderte Olkodan. »Ein guter, treuer Freund. Er ist einen weiten Weg gekommen, weil ich ihn gerufen habe – und er nimmt hier einiges an Gefahr und Unbill in Kauf.«
    Alvydas nickte bedächtig. »So«, sagte er. »Einer der Herren unter dem Berg … Das ist erstaunlich.«
    Weiter äußerte er nichts. Olkodan räusperte sich. »Hast du vielleicht so etwas wie Bier in deinen Vorräten?«, fragte er.
    Alvydas lachte. »Ein wahrer Sohn seines Volkes. Aber ja, warte.« Er öffnete einen Kasten und holte einen versiegelten Krug hervor, den er Olkodan reichte. Dann hob er den Kopf und schien zu lauschen.
    »Was ist draußen los?«, fragte er. »Die Bäume sind unruhig.« Olkodan berichtete ihm die Neuigkeiten, und Alvydas nickte. »Ich möchte nicht, dass wir jemandem begegnen. Wir können dankbar sein, dass der alte Ulmenhain außerhalb des Sommerpalastes liegt.« Er deutete zur Tür. »Gehen wir also.«
    Es war dunkel geworden. Alvydas blinzelte zu den Sternen auf und murmelte: »Kein Mond heut Nacht. Das ist gut.« Sie kletterten schweigend hinab zum Boden. Im Baum war niemand unterwegs, anscheinend blieben in diesen unruhigen Zeiten auch die Bewahrer lieber dort, wo sie waren, und trieben sich nicht draußen herum.
    Der alte Elb schritt erstaunlich kräftig neben ihm aus. Olkodan musterte ihn

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