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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sie spürte, wie seine Schultern sich anspannten. Er hob die Hand und fuhr sich übers Kinn, wobei seine Bartstoppeln ein kratzendes Geräusch machten.
    »Du warst irgendwo im Norden unterwegs«, sagte er nach einer Weile. »Ich habe mit Trurre einen Auftrag für den Markgrafen erledigt – er wollte, dass wir einen freien Kapitän für ihn beobachten, der ab und zu für ihn arbeitete, weil er glaubte, dass der ihm Waren unterschlug.«
    Er schwieg und zog eine ihrer Locken durch die Finger. »Er hatte recht. Der Kapitän – ein verfluchtes Spitzohr, einer von diesen schlangenzüngigen Westmeer-Elben – hatte regelmäßig einen Teil der Ladung unter der Hand an Rookhan verkauft.«
    Ruta seufzte. »Und ihr beide hattet natürlich nichts Besseres zu tun, als euch mit ihm anzulegen.«
    Er hüstelte. »Trurre hatte einen feinen Plan«, sagte er entschuldigend. »Wenn er geklappt hätte, hätten wir nicht nur die veruntreute Ladung zurückbekommen, sondern noch einen schönen Batzen Entschädigung obendrein, und Rookhan hätte niemals erfahren, wer ihm sein Lagerhaus ausgeräumt hat.«
    Sie stöhnte und schloss die Augen. »Trurre Silberzunge und seine ›feinen Pläne‹«, sagte sie. »Eines Tages wird er noch Kopf und Kragen verlieren durch einen seiner feinen Pläne!«
    »Es hätte klappen können«, verteidigte er seinen Freund. »Es war schieres Pech, dass der Hauptmann des Seelords uns in die Quere gekommen ist.«
    »Erspar mir die Einzelheiten, ich bitte dich«, sagte Ruta. »Jedenfalls lässt Rookhan dir ausrichten, du mögest dich lieber von ihm fernhalten. Und, Lluis – ich rate dir dasselbe. Rook ist eine Natter.«
    Er klopfte stumm seine Pfeife aus. Rutaaura drehte ihr langes Haar zu einem Zopf und gähnte.
    »Wir werden also mit Tamayout reisen«, sagte sie. »Wie es dann weitergeht, müssen wir sehen. Lluis, während ich morgen mit dem Jungen bei Rookhan bin, könntest du dich um den Heiler kümmern. Ich denke, du weißt besser als ich, wo du einen auftreiben kannst. Biete ihm zwei Familien, das sollte genügen. Wenn er feilschen will, gehst du noch fünfzig Dan höher, aber keinesfalls über drei Familien!«
    »Ich höre und gehorche, J’Xchan «, knurrte er und fletschte die Zähne. Ruta knurrte zurück und schlug fest gegen seine Brust. Sie rangen halb spaßhaft miteinander, wobei der muskulöse Mensch kein so leichtes Spiel gegen die feingliedrige, aber sehnige Elbin hatte, wie er vielleicht gehofft hatte.
    »Verdammt, ich kapituliere! Ich glaube, du hast mir den Daumen gebrochen«, sagte er schließlich keuchend.
    »Du bist aus der Übung, mein Lieber«, erwiderte Ruta kühl. Sie flocht ihren Zopf neu und steckte ihn fest. »Du hast dich zu viel mit dem Zwerg herumgetrieben, zu viel geraucht, zu viel gefressen, und wie ich euch kenne, viel zu viel gesoffen.«
    Lluigolf spuckte erbittert aus. »Sag es doch gleich, wenn du mich satt hast«, sagte er. »Gib es zu, du hast dich in ein Goldeselchen verguckt. Ist er hübsch? Hat er auch einen schönen glatten Hintern?«
    Sie lachte, und er grinste zurück. »Komm, meine dunkle Schöne. Die Nächte sind kalt im Süden, und unter meiner Decke ist immer ein warmer Platz für dich.«
    »Du kannst so verdammt charmant sein, Lluis«, schnurrte Ruta. Ihre Augen funkelten ironisch. »Warum versuchst du es damit nicht bei unserer Wirtin? Sie hat dir heute früh ganz verliebte Augen gemacht.«
    Er knurrte erbost und streckte einen Arm aus, um sie an sich zu ziehen. Sie wehrte sich ein wenig, aber nicht ernsthaft, und küsste ihn dann mit heftig aufflammender Leidenschaft.
    »Versprich mir, dass du dich morgen rasierst«, flüsterte sie ihm nach ein paar atemlosen Minuten ins Ohr. »Du kratzt!« Er brummte nur zufrieden und wortlos und zog sie hinab auf ihr hartes Lager.

Andronee Mondauge, Verborgenes Licht
    D er Anfang war Dunkelheit, allumfassend und vollkommen. Nichts fehlte und nichts war zu viel. Alles war eins und alles.
    Dann ward Etwas: ein Funke, der nicht Dunkelheit war und nicht allumfassend und nicht vollkommen. Etwas gebar Licht.
    Licht suchte das Dunkle, das der Ursprung war, das Allumfassende, die Vollkommenheit. Licht suchte Ewigkeit und fand die Zeit.
    Licht schuf die Dunklen. Die Dunklen waren ewig, aber sie waren ewig in der Zeit. Sie waren nicht vollkommen, nicht allumfassend, nicht eins. Die Dunklen ruhten.
    Licht schuf die Hellen. Die Hellen waren ewig, aber sie waren ewig in der Zeit. Sie waren nicht vollkommen, nicht allumfassend, nicht

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