Elbenzorn
unbehaglich schnaubendes Pony an und stieg ab. Hasenherz legte die Ohren an und stemmte widerspenstig die Beine in den Boden. Trurre zog an den Zügeln und lockte es mit sanften Schnalzern, bis das Tier ihm folgte. Der Zwerg hob seinen Wanderstock und stocherte damit in der Luft herum. Der Feldweg gabelte sich hier, links lockte in der Ferne ein Wäldchen mit kühlem Schatten, rechts lag still ein kleiner See.
Vor ihm erstreckte sich ein Weizenfeld, sanftgrün und leise vom Wind bewegt. Trurre biss die Zähne zusammen. »Verdammte Spitzohren«, murmelte er. Dann schloss er die Augen, stieß seinen Stock mit einer energischen Geste vor und empor und betrat das Weizenfeld.
Hasenherz wieherte empört. Trurre öffnete die Augen und stand in einem lichten Wald. Hohe, schwarzweiß gefleckte Birken und silbrige Buchenstämme säumten einen schmalen, moosbedeckten Pfad. Trurre sah sich um – auch hinter ihm Wald, so weit sein Auge reichte. »Na bitte«, knurrte der Zwerg und klopfte zufrieden auf die runde Kruppe des Ponys.
Er ritt den sich müßig windenden und schlängelnden Pfad entlang und hoffte, dass die Richtung stimmte. Sein Gefühl sagte ihm, dass Olkodans Häuschen westlich von dem Punkt lag, an dem er den Hain betreten hatte, aber sein sonst guter Orientierungssinn wurde im Elbenhain jedes Mal zu einem unzuverlässigen Gefährten. »Zu viel Magie in der Luft«, sagte er laut, und Hasenherz schnaubte zustimmend.
Sie gelangten an eine Wegkreuzung. Trurre zögerte eine Weile, dann entschied er sich für die Gabelung, die nach Südwesten führte. »Oder dorthin, wo Südwesten wäre, wenn es hier so was wie Himmelsrichtungen gäbe«, knurrte er missvergnügt. Das Pony schlug unruhig mit dem Schweif und schüttelte den Kopf.
»Was hast du, Hasenherz?«, fragte Trurre. Er zügelte das Pferdchen und horchte. Hinter ihm erklang dumpfer Hufschlag, der schnell näher kam. Das war kein einzelner Reiter. Trurre fluchte unterdrückt, stieg ab und zog sein Pony in das dichte Gebüsch, das den Pfad säumte. »Still«, hauchte er und legte Hasenherz die Hand über die Nüstern. Das Pony sträubte sich gegen seinen Griff, aber als Trurre es streng fixierte und ihm wortlos mit einer Tracht Prügel drohte, legte das Tier ergeben die Ohren an und verhielt sich ruhig.
Nebel, dachte Trurre. Dichter, weicher, alles dämpfender Nebel. Das Rascheln des Laubes und die emsigen Geräusche der Vögel und Mäuse im Gebüsch wurden leiser und klangen weiter entfernt.
Die Reiter galoppierten heran. Trurre bog behutsam ein paar Zweige auseinander und beobachtete, wie sie an der Weggabelung anhielten und zu beratschlagen schienen. Es waren sechs, in dunkle Mäntel gewandet, die schillernd über die Rücken ihrer schönen, unruhigen Rösser fielen, und mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen.
Einer von ihnen wandte den Kopf in Trurres Richtung und schien das Gebüsch, in dem der Zwerg mit seinem Reittier hockte, misstrauisch zu untersuchen. Trurre spürte das tastende Suchen der Elbensinne wie einen schweren Druck auf Augen und Ohren, und kalte Furcht griff nach seinem Herzen. Hasenherz schüttelte unruhig den Kopf, worauf auch ein zweiter Elbenreiter sich ihrem Versteck zuwandte. Trurre legte dem Pony eine bannende Hand auf den Kopf und verharrte still, während er die bergenden Nebel noch dichter um sich und das Pony zog.
Nach einigen Momenten, in denen Trurres Herz schwer und beinahe hörbar laut in seiner Brust schlug, wandten beide Reiter sich zögernd wieder ab und sprachen leise mit ihren Gefährten.
Trurre atmete lautlos aus. Er senkte die Lider und schloss die Finger um seinen Stock. Seine Fingerspitzen glitten in verschlungenen Gesten über die geschnitzten Ornamente. Eulenohr, dachte er beschwörend. Rattenohr, Wolfsohr …
Eine Stimme sagte im Flüsterton, aber doch deutlich vernehmbar: »Wir folgen diesem hier, Brüder. Er führt uns auf einem Umweg zu unserem Ziel, aber auf dem anderen Pfad spüre ich ein Hindernis. Es wäre ungünstig, jetzt einer Patrouille in die Arme zu laufen.«
»Ungünstig, aber amüsant«, lachte eine zweite Stimme. »Diese Garde hat keinen Mumm. Wir könnten sie in den Boden stampfen, ehe sie ihre Schwerter gezogen haben. Mein Herz dürstet nach Kampf.«
»Wir haben versprochen, kein Aufsehen zu erregen«, sagte der erste Sprecher. Aus seiner Stimme sprach Autorität. »Wenn wir unseren Unterschlupf erreicht haben, werden wir mit unseren Verbündeten das weitere Vorgehen besprechen. Und dann, das
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