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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Glaubst du, es wäre dann angeraten, mit einem Zwerg quer durch euer Land und ins Herz eures Reiches zu reiten?«
    Olkodan ließ sich in einen Sessel fallen. »Hmm«, machte er.
    Beide schwiegen. Dann begannen beide, gleichzeitig zu reden. »Ich könnte …«, sagte Olkodan, und Trurre: »Ich werde …«
    Beide lachten, und der Zwerg bedeutete dem Elben, er möge zuerst das Wort ergreifen.
    »Ich wollte sagen: Ich könnte alleine zum Sommerpalast reisen und herausfinden, was los ist«, sagte Olkodan. »Du kannst so lange einfach hier bei mir bleiben.«
    Trurre nickte. »Danke«, sagte er. »Ich wollte etwas ganz Ähnliches vorschlagen: Du ziehst Erkundigungen bei deinen Leuten ein – aber sei vorsichtig, mein Freund! –, und ich reite wie der Teufel zu meinem König und warne ihn. Umso besser, wenn du mir dann Entwarnung gibst, aber ich will, dass mein Volk für den Fall der Fälle gewappnet und kampfbereit ist.«
    Olkodan sah ihn groß und traurig an. »Was tun wir, wenn es stimmt?«, fragte er leise.
    Trurre legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich weiß es nicht«, sagte er bedrückt. »Mein lieber Elbenfreund – ich weiß es nicht!«
    Olkodan musste den Zwerg dazu überreden, erst etwas zu essen, bevor er wieder aufbrach. Nach einem hastigen, aber kräftigen Imbiss, bei dem Trurre dennoch eine erstaunliche Menge verputzt hatte, saß der Zwerg wieder auf seinem Pony und hielt Olkodans Hand fest zwischen seinen breiten Fingern. »Pass auf dich auf«, sagte er eindringlich. »Sei überaus vorsichtig. Wenn Kriege vorbereitet werden, gibt es oft schon Opfer, ehe die erste Axt geschwungen wurde. Ich will nicht, dass du dazu gehörst!«
    Olkodan erwiderte den Druck der Zwergenfinger. »Das Gleiche gilt für dich, Trurre Silberzunge. Pass auf dich auf. Deine Götter mögen deinen Bart behüten. Und ich hoffe, die Ewigen gewähren uns ein baldiges Wiedersehen in Frieden!«
    Der Zwerg hob grüßend die Hand und ließ sein Pferdchen antraben.
    Olkodan wandte sich ab und ging ins Haus, um sich ebenfalls reisefertig zu machen. Es war an der Zeit, seinen Widerwillen gegen das Reiten wieder einmal zu überwinden.

    Trurres Rückweg durch das Elbenland verlief ohne weitere Begegnungen, die ihn gezwungen hätten, sich im Gebüsch zu verbergen. Die Grenze zur Außenwelt vom Inneren des Hains aus zu finden war deutlich schwieriger als der umgekehrte Weg.
    Trurre ließ Hasenherz im langsamen Schritt dahertrotten und öffnete alle Sinne, um die undeutlichen Energielinien aufzuspüren, die die Grenze begleiteten. Sie leiteten ihn bis zu der Stelle, wo ein Übergang möglich war. Trurre ließ sich aus dem Sattel gleiten, leerte mit einem Seufzer seinen Geist und führte Hasenherz über die Grenze.
    Wie immer fühlte es sich an, als hätte ihm jemand die Haut abgezogen, seine Innereien gut durchgerührt und wieder eingefüllt. Trurre schüttelte sich, knurrte erbost und stieg wieder auf sein Pony.
    »Auf, Hasenherz«, sagte er. »Wir reiten nach Hause.« Er lenkte sein Pferd nordwärts, auf die langgestreckte Kette der Kronberge zu, die in der Ferne schon als blauer Schatten am Horizont zu sehen war.
    Je weiter er nach Norden kam, desto höher schien der endlos blaue Himmel über ihm zu werden. Hoch über seinem Kopf sang eine Lerche, und Trurre ertappte sich dabei, dass er trotz seiner Sorgen mit ihr um die Wette ein fröhliches Liedchen pfiff.
    Hasenherz trabte unermüdlich voran, auch, als der schmale Weg unter seinen Hufen immer stärker anzusteigen begann. Der Abend dämmerte, aber Trurre ritt weiter. Die Nacht sank herab, und es wurde zu dunkel, um den Weg fortzusetzen, also suchte er einen windgeschützten Platz für die Nacht.
    In einer Senke zwischen zwei großen Findlingen befreite er sein müdes Pony von Sattel und Gepäck, dann suchte er Äste und Zweige für ein kleines Feuer zusammen und hockte sich, in seine Decke gewickelt, daneben. Olkodan hatte es sich trotz aller Eile nicht nehmen lassen, ihm etwas zu essen einzupacken. Behaglich brummend packte Trurre den Korb aus und ließ sich seinen Inhalt schmecken. Dann rauchte er seine Pfeife, bis das Feuer herabgebrannt war, und rollte sich in seine Decke. Er blickte noch einige Zeit zum Himmel auf und zählte die Sternschnuppen, die über das weite Firmament zogen, bis ihm die Lider zu schwer wurden.
    Früh am Morgen ritt er weiter. Seine Gelenke knackten in der morgendlichen Kühle. Es war deutlich kälter als unten in der Ebene, vor allem daran merkte er, was für ein

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