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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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verspreche ich euch, werdet ihr Blut trinken. Bis dahin aber bewahrt Ruhe.«
    Melodische Elbenstimmen murmelten Zustimmung. Die Reiter lenkten ihre Pferde auf den Pfad, der nach Nordosten führte, und bald verklangen die Hufschläge in der Ferne.
    Trurre wartete noch ein Dutzend Herzschläge lang, bis er sicher war, dass die Reiter ihn nicht mehr bemerken konnten, dann ließ er schnaubend die Luft aus seinen Lungen entweichen und zog das widerstrebende Pony aus dem Gebüsch. Anscheinend hatte er, ohne es zu merken, den Atem angehalten, und mit leisem Erstaunen fühlte er, dass sein Herz immer noch etwas schneller schlug als gewöhnlich. Die Reiter hatten ihm ordentlich Angst eingejagt, wie er sich eingestehen musste.
    »So was«, murmelte er. »Alter Ochse. Fürchtet sich wie ein bartloses Kind, nur weil ein paar vermummte Spitzohren nach Blut schreien.« Er schüttelte sich und richtete die Steigbügel. »Es war auch schon viel zu lange ruhig. Gegen wen geht es wohl diesmal?« Kopfschüttelnd stieg er in den Sattel und trieb Hasenherz an. Das Pony fiel in einen gemütlichen Zuckeltrab und blieb dickköpfig dabei, sosehr der Zwerg sich auch bemühte, es zu einer etwas schnelleren Gangart zu animieren.
    »Also hatte Ruta doch recht«, sagte er nach einer langen, nachdenklichen Pause. »Ich muss sie benachrichtigen. Ich muss meine Leute warnen. Ach, bei Orrins Hammer, geht das Elend wieder los! Sie waren so lange friedlich, dass ich schon hoffte, es sei ein für alle Male vorbei mit den Kriegen.«
    Hasenherz, das daran gewöhnt war, dass sein Reiter mit sich redete, wenn ihn etwas aufregte oder bedrückte, zuckte ab und zu mit den Ohren und gab aufmunternde kleine Wieherlaute von sich. Trurre klopfte gedankenverloren den Hals den Ponys und schwieg dann für den Rest des Weges.
    Als er sich schließlich vor Olkodans Haus wiederfand, stieg er aus dem Sattel und sah sich ein wenig verwirrt um. Was wollte er hier, warum war er hergekommen?
    Er zog sich heftig am Bart, um seine sausenden Gedanken zur Ordnung zu rufen.
    »Au! Das muss doch wehgetan haben«, rief eine belustigt klingende Stimme hinter ihm. Trurre drehte sich um und breitete erleichtert die Arme aus.
    »Zu dir wollte ich«, sagte er. »Verzeih, mein Freund, ich bin etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Hatte eine unerfreuliche Begegnung auf dem Weg zu dir.«
    »Die Garde?«, fragte Olkodan besorgt. Er war aus dem Garten gekommen und stellte nun den Korb mit Grünzeug ab, den er in der Hand trug. Er öffnete dem Zwerg die Tür. »Geh schon hinein.«
    Als Olkodan durch die Küchentür ins Haus trat, hörte er den Zwerg im Zimmer auf- und abgehen. Er runzelte die Stirn. Trurre war offensichtlich äußerst aufgewühlt durch das, was ihm begegnet war. Sein hartes Zusammentreffen mit der Patrouille, bei dem Olkodan ihn kennengelernt hatte, hatte er wesentlich gelassener hinter sich gebracht.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Olkodan also unverblümt, indem er durch die Tür trat.
    Der Zwerg stellte seine ruhelose Wanderung durch Olkodans Wohnzimmer ein und wandte ihm ein sorgenzerfurchtes Gesicht zu. »Krieg«, sagte er knapp.
    Olkodan setzte sich. »Krieg?«, fragte er, sicher, sich verhört zu haben. Aber Trurre nickte.
    »Wer? Gegen wen?«
    Der Zwerg seufzte und zog sich einen Hocker heran. »Irgendwelche Spitzo… Elben. Ich habe sie belauscht. Es war die Rede von Kampf und Blut und Verbündeten. Ich weiß nicht, gegen wen. Aber im Zweifelsfall geht es gegen meine Leute – es geht ja fast immer gegen meine Leute.«
    Olkodan starrte ihn ungläubig an. »Aber, Trurre, warum? Warum sollten wir einen Krieg anzetteln? Es gibt keinen Grund dafür.«
    Der Zwerg zuckte mit den mächtigen Schultern. »Ihr habt nicht immer einem Grund gebraucht. Manchmal hattet ihr einfach nur Lust auf Blutvergießen«, sagte er bitter. »Vielleicht passt euch der Bart meines Königs nicht mehr. Vielleicht hat unser Gesandter euch damit beleidigt, dass er in der Hohen Halle geniest hat. Was weiß ich?«
    Olkodan sprang auf. »Ich glaube es nicht, und ich glaube, dass du dich irrst. Komm, wir gehen zum Sommerpalast. Mein Schwiegervater ist ein hohes Tier, wir können ihn dazu befragen. Ich kann ihn nicht leiden und er mich nicht, aber er ist ein Ehrenmann. Er wird uns sagen, was er weiß.«
    Trurre hob abwehrend die Hände. »Lieber, guter Elb – nimm einmal an, ich hätte mich nicht geirrt, und nimm weiter an, dass wirklich wieder ein Krieg der Elben gegen die Zwerge geplant ist.

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