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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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und Jammer deiner Eltern.«
    Trurres Wangen brannten, als er aufstand. Er straffte seinen Rücken und begegnete, ohne zu blinzeln, Groffins kaltem Blick.
    Der Zwergenkönig saß, in Leder und prächtige Pelze gehüllt, mächtig und breit auf seinem Thron, die Fäuste auf dem Stiel seiner riesigen Axt, die er vor sich auf den Boden gestemmt hatte. Über seine Schulter starrte mit aufgerissenem Maul der Schädel eines Berglöwen, zeigte gelbe Reißzähne und leicht schielende Augen aus geschliffenem Glas.
    Der König war so fett, dass er den Thronsitz, der zwei gewöhnlichen Zwergen bequem Platz geboten hätte, beinahe vollständig ausfüllte. Trurre blickte in sein Gesicht, dessen schwere Hängebacken und doppeltes Kinn glatt rasiert und rosig wie die eines Kindes waren. Groffin Steinbrechers Augen unter den buschigen grauen Brauen musterten Trurre ohne einen Funken von Sympathie.
    »Ich sehe, du trägst deine Axt«, sagte er grollend. »Hat sie dir dazu geraten?« Er wies mit dem Kopf auf Torill. »Sie ist eine kluge Beraterin. Manchmal zu klug …« Sein harter Blick streifte die Zwergin, die ihn furchtlos erwiderte.
    »Torill hat einen klugen Kopf zwischen den Schultern«, sagte Trurre. »Das liegt bei uns in der Familie.«
    Der König schnaubte ungeduldig, aber seine Augen verloren ein wenig von ihrer Feindseligkeit.
    »Also, Trurre Silberzunge, der du deinen Namen zu Recht trägst – was willst du hier?«
    Trurre sah sich um. Die Noblen, die den Thron umringten, blickten ihn alles andere als freundlich an, und am giftigsten schaute ein graues Augenpaar, das dem schwarzhaarigen Zwerg gleich an Groffins rechter Seite gehörte. Trurre verzog angewidert den Mund und sah wieder den König an.
    »Mein König, ich habe beunruhigende Nachrichten«, begann er. »Meine Gefährten und ich sind im Tiefland auf elbische Umtriebe gestoßen, die auf Vorbereitungen zu einem Krieg hindeuten. Außerdem habe ich ein Gespräch unter Elben mithören können, in dem davon die Rede war, zu kämpfen und Blut zu trinken. Um wessen Blut es dabei gehen dürfte, können wir uns sicher alle denken.« Er wartete ab, bis sich das Gemurmel legte, das seine Worte hervorriefen.
    Der König gab ihm mit einem stummen Nicken zu verstehen, er möge fortfahren. Trurre legte seine Hand unwillkürlich fester um den Stiel seiner Axt und berichtete dann, was er im Elbenhain erlebt und belauscht hatte und welche Schlussfolgerungen er daraus zog.
    Der König hörte ihm mit auf die Faust gestütztem Kinn zu. Dann, als Trurre geendet hatte, sah er seine Getreuen an. »Hammerstirn?«, forderte er den Schwarzhaarigen auf.
    Der wiegte bedenklich den Kopf. »Gerüchte«, sagte er. »Die Spitzohren planen ständig irgendwelche Bosheiten. Ich finde nicht, dass wir deswegen Maßnahmen ergreifen sollten. Unsere Spione haben jedenfalls von nichts berichtet, was nach Kriegsvorbereitungen aussieht.«
    »Ihr anderen?«, fragte der König.
    Die Noblen räusperten sich und scharrten mit den Füßen. Endlich sagte einer: »Wir stimmen Eirik Hammerstirn zu, König Groffin. Nichts weist bisher auf einen bevorstehenden Krieg hin, jedenfalls nicht gegen unser Volk. Das, was Trurre Silberzunge uns erzählt hat, kann so oder so gedeutet werden.«
    Des Königs Blick richtete sich auf Torill, die blass und mit zusammengebissenen Zähnen vor ihm stand. »Meine Beraterin?«, sagte er trügerisch sanft.
    Torill lockerte die Fäuste. »Ich bin nicht eurer Meinung«, sagte sie, an die Noblen gewandt. »Wir sollten diese Warnung nicht leichtfertig in den Wind schlagen. Trurre bereist seit Langem die Tieflande und kennt die Gegebenheiten dort besser als wir alle zusammen.«
    »Elbenfreund«, zischte eine Stimme hämisch. Torill beachtete den Zwischenruf nicht weiter und fuhr fort: »Ich würde dir raten, König, der Sache nachzugehen. Schicke deine Spione aus, hole Erkundigungen ein, lass deinen Gesandten an den Elbenhof reisen. Wir sollten alles unternehmen, um dieses Gerücht entweder zu entkräften oder zu bestätigen. Und darüber hinaus sollten wir uns wappnen, damit wir keine Zeit verlieren!«
    Die Noblen murmelten. Der König sah Torill nachdenklich an. Dann hob er die Hand und gebot Ruhe. »Geht nun«, sagte er zu Torill. »Ich werde über deinen Rat gut nachdenken. Und du, Trurre«, er blickte den Zwerg an, »ich danke dir, dass du hergekommen bist. Du hast Mut bewiesen, vor meinen Thron zu treten, und das rechne ich dir wohl an. Aber nun möchte ich, dass du gehst. Und ich

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