Elchmus (German Edition)
leiden. Selbst Thomas Mann fand es hier gut. Den Regengott gibt es in diesem Sommer einfach nicht. Familienkrach auch nicht. Das sind die schönsten Tage ihres Lebens. Nicht nur des Jahres.
Cornwall ist noch recht weit weg. Deswegen ist es vielleicht nicht so voll hier. Unten im Sand ist niemand, keine Kinder, keine Eltern, nur ein streunender Hund. „Keine Touristen mit Socken in Trekkingsandalen. Keine bunten Hawaihemden, keine Jogginganzüge im Doppelpack. Keine Typen mit Haaren auf den Zehen in billigen Adiletten“ , sagt Elke.
Ralf hat welche. Zehenhaare und Adiletten. Elke hat beide nur noch nie gesehen. Das holt ihn zurück in die Realität. „Keine Souvenirläden, die sich dicht an dicht drängen und keine überfüllten Strandcafés. Es sind auch noch keine Schulferien. Und die Europäer vom Festland vermuten so was Schönes hier gar nicht.
Die Adiletten sind in Deutschland. Aber die Zehenhaare sind hier und müssen irgendwie weg. Und auch die drei Antennen auf dem Rücken. Schönheitspflege gehört zum Urlaub dazu. Wasser allerdings auch. Den Strand müssen sie sich heute nicht teilen. Ralf ist entschlossen das hier und jetzt zu genießen. Und legt sich neben Elke in den Sand. Zieht sich das T-Shirt aus (die drei Antennen auf dem Rücken fallen ja nicht sofort auf), lässt aber sicherheitshalber die Schuhe samt Socken an. Wie Jack Nicholson in seinen Filmen.
Elke pellt sich dahingegen ruckzuck aus Top samt Rock, dann aus BH und Slip und geht auch schon Baden. Auf nackte Frauen ist er echt nicht vorbereitet. Lachend zieht auch er seine Socken aus und lässt Boxershorts Boxershorts und Zehenhaare Zehenhaare sein.
Der Strand wirkt belebend. Soweit er sehen kann, liegt Sand. Sand und noch mehr Sand. Wie in der Wüste. Der Strand ist der Wahnsinn. „Hier ist es echt schöner als in Dortmund“, sagt er. „Was für ein Vergleich. Aber England fühlt sich richtig an, auch wenn hier alle falschrum fahren“.
„Ne, wir fahren falsch rum. In England hat alles die richtige Richtung“, sagt Ralf und fügt hinzu „England ist Spaß. Deutschland ist anstrengend. Wir sind jetzt zwar im Urlaub, aber England fühlt sich bestimmt auch im Alltag noch nach Ponyhof an“.
Im Ort gibt es einen Pub mit Tischen draußen. Auch die Palmen auf der Terrasse sind echt. Die Blumenkübel an den Häusern auch. In Spanien verraten Balkone ohne Blumen Touristenunterkünfte. „Selbst die Bed & Breakfasts haben Pflanzen hier“, sagt Elke und schnuppert fröhlich mit der Nase. „Come on, my man. Barbecue-time“.
27
............Ralfs Waffe sucht noch immer einen Mörder. Oder zumindest einen Verbrecher. „Ich hab schon einen Shop überfallen. Und war auch bei einer Bank dabei“, erzählt diese stolz. Spricht dabei aber leider ihre eigene Sprache.
Inspektor Kosi dreht die Glog, die heute Morgen in Torbay in der Dienststation abgegeben wurde, genüsslich in seiner Hand. Das Magazin ist leer. D aher ist bestimmt mit ihr geschossen worden. „Hat den Purschen zu Poden gepleudert“, denkt er munter. Monthy Pyton hat er schon immer lustig gefunden und sich nie dran satt sehen können. Inspektor Kosi hat schon lange keine Waffe mehr in den Händen gehabt, und das obwohl er Inspektor ist. Stinkt irgendwie auch gar nicht, die ganze Sache.
Sein Hemd spannt über seinen dicken Bauch. All seine Kollegen hier sind eher von der gemütlichen Art und sehen irgendwie auch alle gleich aus. Sie tragen alle blaue gebügelte Anzugshosen mit Bundfalte, die je nach Hemdzustand gut oder schlecht rüber kommt. Sind die Hemden gebügelt, lassen sie die Inspektoren mit ihren mehr oder wenigen kahlen Hinterköpfen einigermaßen gut rüberkommen. Dahingegen lassen die ungebügelten Hemden, die nicht nur kahlen, sondern auch dicklichen Inspektoren gar nicht mehr schick aussehen. Zum Ankuscheln ist in diesem Fall echt was anderes.
Ein Spaziergänger hatte die Waffe vorbildlich abgegeben. Dieser war schon lange nicht mehr grün hinter den Ohren und Herr Kosi ist sich daher sicher, dass der Finder ein ehrlicher ist und auch keinen Blödsinn mit der Waffe angefangen hat. Er hatte sich zudem dummerweise den kleinen Zeh an dem harten Gehäuse gestoßen. Das arme Ding ist jetzt angebrochen und wahrscheinlich krumm für immer. Zudem war beim Zusammenstoß sein Magen auf Erbsengröße geschrumpft. Der gebrochene Zeh hat ihn dann erst mal mit der Waffe ins Krankenhaus begleitet, aber es nicht mal in den Tagesaufenthalt geschafft.
Inspektor Kosi
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