Elchmus (German Edition)
hatte sich schon so lange einen Fall gewünscht und nun hat er ihn. In seiner 20-jährigen Dienstzeit in Cornwall ist es die erste Waffe, die überhaupt bei ihm abgegeben wurde. Denn hier werden nur echte Fische gefangen. Manchmal auch Dicke. Inspektor Kosi bleibt heute trotzdem ganz ruhig.
Der junge Mann, der gerade von ihm angelernt wird, füllt stolz sein erstes Waffenformular aus. Inspektor Kosi findet das zwar überflüssig und hält es sogar für Quatsch, aber kann so dem jungen Mann vielleicht ein wenig Begeisterung für den von ihm gewählten Beruf rausleiern.
Er kommt auch ohne Action klar. Hat schon so viel Verbrechen in seinem Leben, damals in London, gesehen. Und auch überlebt. Weil er alt ist, braucht er das alles nicht mehr. Das ist das erste Mal, dass er sich eingesteht, alt zu sein: ALT. Aus seinem eigenen Mund klingt das aber wirklich ok.
Herr Kosi will jetzt gerne nach Hause. Zu seiner Frau. Aber die Arbeitszeit spricht dagegen. Zwei Stunden muss er noch bleiben. Aber die werden ihn auch nicht weiter bringen. CCTV gibt es hier nicht und daher auch keine Bänder der Überwachungskameras, die er auswerten muss. Urlaubsfotos, die den Waffeninhaber blitzscharf darstellen, wird es natürlich auch nicht geben. Mit einem Mal hat Inspektor Kosi doch das Gefühl, wertvolle Detektivzeit in Cornwall verschwendet zu haben. Zuviel wertvolle Zeit hat er hier aber auch genossen. Unter anderem damit, dem Inspektorjüngling und seiner Dummheit zu erklären, dass es sich bei der Waffe um eine Glog handelt. Der junge Spunt aus Cornwall hatte um ein Haar in das Waffenformular eine „Clock“ als Fundgegenstand eingetragen. Sich dafür aber einen heftigen und amtlichen Anschiss eingefangen. Dass man Leute in Cornwall zum Polizisten ausbildet, sei echt unverantwortlich, hatte Inspektor Kosi den Cornwaller Jungspunt angebrüllt, ohne dass dieser verstanden hätte, wo überhaupt sein Fehler gelegen hatte und sich auch nicht über die plötzliche Energie seines Chefs gewundert.
Er hat einfach keine Spur für diese Waffe und wird auch nie eine finden. Spürt aber, dass zumindest dieser Jungspunt mal die Puppen tanzen lassen sollte. Scotland Yard wird ihn auch nie anrufen. Die sind für ganz andere Fälle zuständig.
Der Kollege aus Newquay wird aber bald anrufen , denn der hat ja auch immer Langeweile im Job. Die Neuigkeiten der gefundenen Waffe werden schon bald durch ganz Cornwall geistern. Und auch den Jungspunt hoffentlich endlich in Alarmbereitschaft versetzen.
„Wie ist die Waffe an den Strand gekommen?“, fragt sich Inspektor Kosi zweieinhalb Stunden später dann doch noch mal ernsthaft und puhlt dabei seinen rechten Zeh in den Sand. Er, der Sesselpfurzer, untersucht nach Feierabend den Strand nach eindeutigen Hinweisen, findet aber nicht einmal eine Muschel. Vom fehlenden Magazin ganz zu schweigen. Ein Krebs beißt lieber in den Sand als in seinen Zeh. Verbrechen sieht anders aus.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass er seine Spuren im Sand hinter lassen hat. Kein Wunder bei seinem Gewicht. Inspektor Kosi fährt sich mit den Händen durch die Haare. Resignierend fallen seine Augen auf seine Clock (Uhr) am Handgelenk. Kein Wunder, dass hier nichts passiert. Nichts als Surfer und die üblichen Unverdächtigen. Die heute gefundene Waffe hat ihn aber immerhin mal wieder an den Strand gebracht. Er muss mal wieder Sport treiben, denkt er, als eine schlanke Blondine federleicht an ihm vorbeijoggt.
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............Wie Ralf wohl gucken wird. Wenn er mit dem Renault auftaucht. Wer suchet, der findet. „Oh Mann, was ist, wenn die mich doch suchen? Nach London wollte ich schon immer mal mit Knete in der Tasche. London mit Knete muss fantastisch sein. Aber bevor ich noch geschnappt werde, parke ich das Auto erst mal für ein paar Tage“, beendet er seinen Monolog.
Sein Bein fängt wieder an zu wippen. Dieses Mal aber vor Freude. Er setzt den Blinker und verschwindet ins nächstbeste Parkhaus für schlappe 8 Pfund. Die Stunde!
Bei McDonalds wird Kindergeburtstag gefeiert. Die Kurzen toben im B ällebad. Es gibt Streit darüber, wer auf die Rutsche darf. Draußen fährt schon wieder ein Bullenwagen mit Sirene vorbei. Heulend. Die gilt aber nach wie vor nicht ihm. Der Burger vor ihm lächelt ihn an. London ist noch teurer als er es in Erinnerung hatte und noch größer. Der Burger sieht genauso aus wie der in Bochum und schmeckt auch so.
Eine halbe Stunde später h ängt er in Surbiton ab, einem Vorort
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