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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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Fähren zu. Wie ein Tourist. Er sieht auch aus wie einer. Trägt aber immerhin keine Sandalen. Er hat sich ganz schön in die Scheiße geritten. Mal wieder. Kann er nicht leugnen.
    Aber Elke wird ihm definitiv nichts ankreiden. Fickt jetzt bestimmt gerade seinen Kumpel. Fernab der Heimat und muss nicht mehr zu Hause dauernd auf irgendwelche Familienfeiern. Er schwitzt, obwohl die Sonne untergegangen ist.
    Der Wind trägt eine McDonaldstüte sachte durch die Lüfte. „Wenn ich das neue Kennzeichen habe, brauch ich auch erst mal was zu futtern. Und eine Dusche“, spricht er zu sich selber.
    Die letzte Fähre kommt in circa zwei Stunden. Egal, wer sie nimmt, alle werden pünktlich sein. Nicht nur die Deutschen. Aber die wären für ihn die besten Kandidaten. Am besten eine Frau. Die würde nicht nur pünktlich sein, sondern auch noch mal kurz zur Toilette gehen. Sprich, den Wagen verlassen und in ihrer Blondheit nicht sehen, dass sie kein Kennzeichen mehr hat.
    Holger ist sich nicht sicher, ob er da gerade richtig gesehen hat oder ob anfahrende Blondine nur eine Fata Morgana seiner Gedanken ist. Genauso hatte er sich das vorgestellt. Wenn sie jetzt auch noch zur Toilette ginge, hätte sich sein Traum erfüllt und er würde auch wieder zur Kirche gehen.
    „Lieber Gott im Himmel...“ , fängt sein Gehirn an zu rudern, als die Schönheit im engen Top und kurzem Rock aber schon seinen Wunsch erfüllt. Er würde es ihr am liebsten persönlich danken, aber hat ja gerade ganz andere Pläne.
    Holger sieht wie die Blondine in die Toilette verschwindet. Er merkt wie sein verschwitztes T-Shirt wieder anfängt zu leben, sich richtig an seinem Rücken festsaugt. Wie eine Zecke. Gleichzeitig wird ihm heiß und kalt. Seine Fingerspitzen kribbeln nässend. Er muss sich auf das Kennzeichen konzentrieren. Jetzt bloß nicht auffallen.
    Live Tatortgefühle. Aber Tatort im Kino? Das Leben ist verrückt! Und nur die Nonnen liebten Derrick. Jetzt bloß nicht das Multitool mit dem Schraubenschlüssel fallen lassen. Kennzeichen Nummer eins. Und weitermachen, feuert er sich an. Kennzeichen Nummer zwei. Langsam füllt sich der Platz. Die Kennzeichen hat er.
    Sieht damit aber aus wie ein Verbrecher und ist irgendwie auch doch einer. Will aber nicht so aussehen. Seine Mutter hat gesagt, dass falsches, aber unauffälliges Verhalten besser ist. Er wundert sich, wieso er jetzt an seine Mutter denkt und wieso die ihm solche Tipps gegeben hat. Hält die Kennzeichen dann aber ganz locker in der Hand und achtet auch als Fußgänger gut auf den Linksverkehr. Er muss dies alles nur noch dies
    es eine Mal zu Ende bringen.
    Er schlendert in den Ort hinein. Er war ja schon mal hier. Das erste Bed & Breakfast, das er sieht, steuert er an. Zimmer frei, steht auf einem Schild im Fenster. Glück gehabt. Autos fahren an ihm vorbei, Richtung Hafen. Die andere Richtung ist noch leer.
    Die Blondine wird er nie mehr wiedersehen. Als er die Pension betritt, gibt es sie nicht mehr. Auch nicht mehr in Gedanken. Denn in seinem Zimmer passiert heute nichts mehr.
    Unauffällig früh geht er frischgeduscht ins Bett. Mit den Delphinen der Delphin Road, in der er sich gerade befindet und ohne die Mini-Bar anzutesten. Dass Tee und alle Getränke, die in einem englischen Hotelzimmer stehen, umsonst sind, weiß er nicht und das interessiert ihn zurzeit auch überhaupt nicht.
    Am nächsten Morgen begrüßt ihn Auntie Megan. „Good morning, love!“, schallt es ihm entgegen. Ihre Backen sind hochrot Backen im ansonsten typisch weißen englischen Gesicht. Sie hat ihn eindeutig angemacht. Aber Holger nicht damit aufgeregt. Love! Die Lady könnte seine Mutter sein. Daher geht die Anmache komplett im übervollen Frühstücksteller unter. Auch „Enjoy your meal, honey!“, vergrault seine Sommerstimmung nicht. Holger verreist gerne und isst gerne da, wo er das Essen nicht kennt. Und jetzt ist er an so einem Ort.
    Englisches Frühstück sättigt einen rund um die Uhr. Sein Magen wippt freudig der Bauchdecke entgegen. Auf dem Teller liegen Grilltomaten, gebratene Champignons in brauner Soße, weiße Kidney-Bohnen in Tomatentunke, krosser Toast, Speck und Wurst und auch noch ein Schlag Porridge (Haferbrei) war dabei. Trotzig schiebt er sich mit einem Bissen im Anschluss das übersehene Frühstücksei rein, das sich erfolgreich, aber nur kurz, hinterm Teller versteckt hatte. Für englisches Frühstück und englisches Bier sollte man Werbung machen. Kontinentales Frühstück ist auf

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