Elchmus (German Edition)
während die beiden quatschen, lauscht Elke den Wellen, die zurzeit die einzige Musik hier draußen sind. Werbemusik für Beachhuts könnte nicht besser sein. Schrebergärten in Deutschland sind beschissen, aber das hier, das ist schön. Dass man in der Öffentlichkeit in England nicht trinken darf, das hat ihnen nur noch immer niemand mitgeteilt...
Und während sie trinken, macht sich der Hunger nur anfangs leise bemerkbar. Aber Erzählungen von frittierter Mars-Schokolade aus der Fish und Chips-Fritöse verschrecken ihn immer mehr. Der ungewohnte Alkohol trägt natürlich auch dazu bei. Immerhin müssen sie sich um flüssigen Nachschub überhaupt keine Gedanken machen. Aber was sind das für Stimmen, die gerade aus dem Atlantik kamen? Galten die etwa ihr? Elke hält ihre eigenen Gedanken nicht mehr aus. Sie muss schlafen. Männer haben halt manchmal mehr Durchhaltevermögen. Sie muss...
Die Dämmerung holt sie mitten in ihren Gedanken und legt zuerst weiche Dunkelheit über alle und dann eine warme Decke über sie.
Ralf b leibt trinkender Gast und trällert bei allen Liedern laut mit. Findet Oasis samt Britpop spitze. Catatonia gefällt ihm auch und mit gestiegenem Pegel kennt er auch die Texte. Denkt er auf jeden Fall. „Was singst du denn für ´ne Scheiße?“, fragt einer. Aber er kann das jetzt unmöglich verständlich erklären und trällert daher einfach weiter, dreht dann aber irgendwann seinen Kopf zu seiner schlafenden Freundin, und beschließt, dass es auch für ihn Zeit ist, sich endlich abzulegen. Aber zuvor geht er noch mal Mal pinkeln und merkt dabei gar nicht, dass der Atlantik gierig seine Waffe schluckt.
Bayern ist für die Engländer Deutschland. Und der englische Garten in München die erste Anlaufstelle nach der Landung. „Ich war schon mal in Munich“, hört Elke am nächsten Morgen aus der Ferne jemanden auf Englisch sagen. Bayern ist echt Deutschland für die Engländer. Noch auch für uns, erinnert sie ihr müdes Gedächtnis. Sau geil da, findet ein anderer. Elkes Gehirn schaltet auf Durchzug. Ralf stöhnt neben ihr. „Ah, nicht schon wieder Bier“.
Der Kater muss getötet werden. Daher spielt er den Gentleman. Er hat die Hütte schon vor einer halben Stunde verlassen, kämpft heute aber noch mehr mit dem Sand als gestern. Einen Schritt vor, zwei zurück, heißt es abermals. Er will nur noch in den Shop.
Der hat aber leider keinen Coffee to go. „Kaffee? Nein, haben wir nicht!“, bestätigt die alte Dame. „Nein, Kaffee haben wir hier nicht“, wiederholt sie nochmal. Und während sie ihren Kunden gelangweilt beobachtet, genießt sie ihren heißen Tee.
Ralf geht wütend durch die Gänge. Langsam hin und her, auf und ab. Der Kater bringt ihn fast um. Der Kaffee hätte ihm geholfen. Selbst der lösliche. Das weiß er. Jetzt muss er die alte Dame ignorieren und ihre Tasse dazu. Höflich sein, tolerant sein, gerade alten Leuten gegenüber. Respekt zeigen. Worcestersoße kann er gerade nicht gebrauchen. Vitamine wären aber nicht schlecht. Dass er sie heute mehr als sonst braucht ist doch auch klar. Und noch während er die Wasserflaschen einpackt, bemerkt er, dass seine Waffe nicht mehr im Hosenbund steckt. Aber das ist vielleicht auch besser so? Aber schlecht, wenn sie vor der Hütte bei den anderen liegt? Auf jeden Fall Motivation genug, sich sofort für den erneuten Sandmarsch zu rüsten.
Und das macht er dann auch. Er nimmt seinen Arsch in die Hand und schiebt sich erfolgreich durch den Sand zurück ins Schlafcamp. Immerhin liegt dort die Waffe nicht offensichtlich rum.
Erleichtert schmeißt er sich in den Sand. Und als er liegt, wechselt die Sonne auch schon wieder das Licht. Er soll wohl schlafen. Erleichtert schließt er die Augen. Nun kann er die Möwen nur noch hören.
2 5
............ Drei Stunden später verlässt Holger den Bunker wieder und tapert Richtung Fährhafen. Braucht noch ein anderes Nummernschild. Am besten von einer Deutschen, die nach Hause fährt und den Verlust erst auf der anderen Kanalseite einen Tag später bemerkt und dort meldet.
Die Sirene, die gerade an ihm vorbeifährt, gilt nicht ihm, sondern einem Verkehrsunfall im Kreisverkehr. Ausländer mal wieder linksrum reingefahren. Kreisverkehr rechtsrum können nicht viele. Immer mal wieder scheitert einer.
Das Geld in seiner Hosentasche fühlt sich gut an. Rauchen bringt Glück. Und Glück macht euphorisch. Aber nicht unvorsichtig. Er schlendert gemütlich auf die
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