Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
wann sie will und nicht vor der Tür auf mich warten muss. Natürlich habe ich vorher mit Dagmar darüber gesprochen. Doch sie meint nur, wenn es mir dabei gut geht, dann ist sie zufrieden. Und ich, ich finde es eigentlich ganz schön, dass ich nicht immer alleine bin, wenn ich nach Hause komme.
Nach und nach schleichen sich immer mehr von Susis Sachen in meine Wohnung. Seien es die Kuscheltiere, die auch vor meinem Wohnzimmer nicht Halt machen, oder ihre Schminksachen, die sich in meinem Badezimmer breit machen und mehr und mehr Platz auf der Konsole einnehmen.
Oft ist es so, dass, wenn ich nach Hause komme, schon das Essen auf dem Tisch steht. Oder sie hat schon eingekauft und die Wohnung sauber gemacht. Wir leben wie ein Pärchen zusammen. Nur halt, ohne richtig zusammen zu sein.
Zu den Therapiestunden gehen wir natürlich auch zusammen. Wäre ja auch blöd, wenn nicht. Und mit meiner Familie versteht sie sich auch super.
Ihre Familie habe ich bisher noch nicht kennengelernt. Habe aber auch kein Verlangen danach.
Lisa war zuerst ein bisschen sauer, dass ich „ihr“ Zimmer so einfach weiter gegeben habe. Aber nach einem Nachmittag mit Susi meinte sie, dass wäre auch nicht so schlimm, wenn sie auf dem Sofa schlafen würde.
Wir geben einander Halt. Reden viel miteinander. Und vor allen Dingen auch über die schlimmen Sachen, die uns zugestoßen sind. Das ist so etwas, wie unsere eigene Therapie. Nach gut einem Jahr sind wir soweit, dass wir die andere nicht mehr brauchen. Trotzdem wird uns zugesagt, dass wir jederzeit wieder zu der Selbsthilfegruppe kommen können, wenn uns mal wieder danach ist.
Meinen Führerschein habe ich auch in der Tasche. Und dazu ein kleines Auto. Zum Teil von Mama und Sven gesponsert und zum anderen Teil von Dagmar, die meint, dass ich mit dem Flitzer ein bisschen Werbung für das Reisebüro fahren kann.
Und das mach ich auch. Schließlich fahre ich, oder besser Susi und ich, oft genug ins Rheinland, meine Familie besuchen.
Und dann kommt es, wie es wohl kommen muss.
Kapitel 23
Susi und ich kennen uns jetzt schon über zwei Jahre und leben immer noch wie Geschwister zusammen. Irgendwie hat keiner von uns beiden das Verlangen, sich nach einer anderen Person umzusehen. Wenn einer von uns beiden zu einer Party eingeladen wird, dann ist es für uns selbstverständlich, dass wir da auch zusammen hingehen.
So auch zu der Weihnachtsfeier von meiner Arbeit. Dagmar hat uns und die anderen Mitarbeiter zu einem feudalen Abendessen eingeladen. Vorher sind wir noch Bowlen. Nicht wirklich meine Sportart. Was man daran merkt, dass ich als „Pudelkönig“ vom Parkett gehe.
„So“, meint Dagmar, breit grinsend nach dem Essen, „da ich nicht wollte, dass der Abend so schnell zu Ende geht, habe ich auch mit der Krönung unseres „Königs“ gewartet. Aber nun, da wir alle mehr als satt sind, kann ich ja zur Tat schreiten. Ein Hoch auf unsere Majestät „Lucas, den I.“, sagt sie und kommt mit hinter dem Rücken versteckten Händen auf mich zu. Vor mir bleibt sie stehen und geht in die Knie. Dabei zieht sie die Hände hervor und streckt mir eine goldene Plastikkrone entgegen.
Ungläubig schüttele ich den Kopf.
„Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder?“
„Aber sicher doch. Wir werden dich den ganzen Abend huldigen und lobpreisen. Schließlich bist du heute unser König. Und als dieser wirst du als erstes mit jedem von uns einen trinken.“
„Oh nein. Du weißt genau, dass ich nicht trinke.“
„Ich hab ja auch nicht gesagt, dass du dich besaufen sollst. Außerdem werde ich dich mit Susi zusammen nach Hause bringen. Hab doch auch einmal etwas Spaß, komm schon“, fordert Dagmar mich grinsend auf und hält mir schon den ersten „Kurzen“ hin. Widerwillig greife ich zu und kippe mir den Schnaps hinter die Binsen. Angeekelt schüttele ich mich. Widerlich!
„Ihr glaubt doch jetzt nicht wirklich, dass ich mit jedem von euch einen trinken werde? Dann könnt ihr mich in einer halben Stunde geschlossen nach Hause bringen!“, schimpfe ich leise und ernte dafür ein Lachen der versammelten Mannschaft. Doch dann fällt mir der rettende Gedanke ein. „Du musst mir bei der Vernichtung dieses Teufelszeugs helfen, Susi.“
Es dauert ein bisschen, bis sie sich darauf einlässt, aber dann hilft sie mir doch.
Der Abend wird unwahrscheinlich spaßig, was sicher auch an dem Alkoholkonsum liegt, mit dem wir beide nicht wirklich umgehen können.
Weit nach Mitternacht wanken wir mehr
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