Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
Eiskarte und sieht nicht, wie ich um Fassung ringe. Drei tiefe Atemzüge und ich habe mich wieder gefangen. Doch was soll ich ihm denn jetzt sagen? Ganz sicher nicht die Wahrheit. Also beschließe ich, mit einer kleinen - wie soll ich sagen - Notlüge - zu antworten.
„Nach Hamburg“, sage ich. Und das ist noch nicht einmal so wirklich gelogen. Schließlich fahre ich ja tatsächlich nach Hamburg. Dass mich vom dortigen Flughafen jedoch der Flieger nach Stockholm, meinem eigentlichen Ziel, bringt, verschweige ich lieber. Als ich allerdings in Lucas’ strahlendes Gesicht sehe, wird mir ganz anders. Ich hasse es, ihn anzulügen. Aber was soll ich denn machen? Ihm die Wahrheit sagen? Er wäre furchtbar verletzt und sauer auf mich. Und das zurecht. Ich werde mich heute Abend hinsetzen und einen Brief an ihn schreiben. Ihm alles erklären. Auf jeden Fall will ich es versuchen. Ihm sagen, warum ich gehe. Wieso ich ihn alleine lasse. Ich hoffe, dass er mich verstehen wird. Ich weiß schon, dass es eigentlich feige ist, so klamm heimlich zu verschwinden. Doch ich könnte die Enttäuschung, Wut und Trauer in seinem Gesicht nicht ertragen. Und wenn ich mich heimlich verdrücke, entgehe ich dem Ganzen. Ich will, dass er lacht und glücklich ist. Sicher wird er eine Weile sauer auf mich sein. Aber das wird sich nach kurzer Zeit sicherlich geben. Und wenn ich dann irgendwann wieder nach Hause komme, dann werden wir hoffentlich ganz normal miteinander umgehen können.
Ich zucke erschrocken zusammen, als Lucas’ Hand vor meinem Gesicht hin und her wedelt.
„Wo bist du denn mit deinen Gedanken, Benny? Du bist ja ganz weit weg gewesen.“
Ich mustere ihn genauestens, schüttele dann den Kopf und räuspere mich erst einmal. „Alles gut. Ich bin hier bei dir. Ich hab grade nur überlegt, was ich Montag anziehen soll. Schließlich wird das ein wichtiger Tag für mich und da will ich nicht wie der letzte Schlumpf dort auftauchen.“
„Als wenn das jemals passieren würde. Du siehst doch immer wie aus dem Ei gepellt aus. Und mir würdest du auch als Schlumpf gefallen“, grinst er mich frech an. Und ich? Ich sitze da und kriege, wegen des unerwarteten Komplimentes, rote Ohren. Was Lucas kichernd zur Kenntnis nimmt.
„Wie niedlich“, grinst er vor sich hin.
Nun ist es endgültig um mich geschehen! Ausseufzend lasse ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Ich bin nur froh, dass wir im Augenblick alleine in der Eisdiele sind und die Kellnerin anderweitig beschäftigt ist. Denn es ist mir schon etwas peinlich, dass Lucas mich mit so wenigen Worten in Verlegenheit bringen kann. Und obwohl er weiß - oder vielleicht auch grade deswegen - wie unangenehm mir das Ganze hier ist, setzt er noch einen drauf.
„Ach mein Großer. Weiß du eigentlich, wie süß du mit deinen roten Backen aussiehst?“
Ich will ihm grade sagen, dass er die doch gar nicht sehen kann, da fällt er mir auch schon in meine Gedanken.
„Ja. Ja, und jetzt sag nicht, die kann ich doch gar nicht sehen. Du weißt ganz genau, welche ich meine. Und außerdem, wenn ich die anderen auch nicht sehen kann, so weiß ich doch, dass die wirklich nicht von schlechten Eltern sind.“
Entsetzt sehe ich in sein lächelndes Gesicht. „Mein Gott, Lucas, jetzt hör doch endlich auf. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, du versuchst, mich anzugraben“, fauche ich ihn wütend an. Doch als ich sehe, wie sich sein Lächeln in einen traurigen Ausdruck verwandelt, tut mir mein Ausbruch gleich wieder leid. Versöhnlich lege ich meine Hand auf seine. „Sorry. Ich wollte dich nicht so anfahren. Aber du … es ist mir peinlich, wenn du so über mich redest. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich mit solchen Äußerungen zurückhalten würdest. Okay?“, meine ich und schaue ihn fast flehend an.
„Tut mir leid, das wollte ich nicht. Gut, ich werde mich ab jetzt zurück halten. Auch wenn …“ er spricht jedoch nicht weiter, schüttelt nur einmal heftig mit dem Kopf, so als wenn er so auf andere Gedanken kommen würde, und sieht mich entschuldigend an. „Soll nicht wieder vorkommen. Versprochen.“
Ich beschränke mich auf ein schlichtes „Danke“ und winke der Kellnerin zu. Bezahle unser Eis und wortlos gehen wir zu meinem Wagen. Auch zu Beginn der Fahrt sagt keiner von uns ein Wort. Doch irgendwann bricht Lucas das Schweigen.
„Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan?“, fragt er und es dauert einen Augenblick, bis ich ihm antworten kann, denn ich
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