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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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haben
mich Richtung Unduros fliehen sehen. Vermutlich haben sie diese Information
sofort mit Hilfe der Krähen weitergeleitet. Sobald wir irgendwo gesichtet
werden, wird die Nachricht durchgegeben. Die Biester fliegen schnell, vor allem
gibt es in der Luft kein Hindernis wie einen Fluss oder so was. So wissen
innerhalb kurzer Zeit verschiedene feindliche Truppen, wo wir uns gerade
aufhalten und könnten uns schnell umzingeln.«
    Maya sah ihn mit großen Augen an.
    »Keine Angst, hier in der Ebene wäre das für sie
recht schwierig, denn wir können das ganze Land überblicken. Wir würden sie
rechtzeitig sehen«, versicherte Larin rasch.
    »Unsere Pferde sind schneller als die des
Schattenfürsten«, ergänzte Stelláris nicht ohne Stolz. »Sollten Schwarze Reiter
auftauchen, hängen wir sie ab.«  
    »Was, wenn sie in der Dunkelheit kommen, wo wir
sie nicht bemerken?«, fiel Maya ein. Dieser Gedanke machte sie nun doch
ziemlich nervös.
    »Dazu müssen sie uns erst finden«, sagte Larin
vernünftig. »Wir sollten für heute Nacht auf alle Fälle ein Dach über dem Kopf suchen.«
Er grinste. »Ich werde euch zu mir nach Hause einladen.«
    »Bitte?« Maya war einen Moment lang verwirrt.
Dann rastete das passende Rädchen ein.
    »Oooh, in den Palast von Amadur? Ist er in der
Nähe?«
    Larin nickte. »Erwarte nicht zu viel. Er ist nur
noch eine Ruine. Und die Stadt, die ihn umgibt, ist eine Geisterstadt. Niemand
wohnt mehr dort. Siehst du im Westen den Wald und die grünen Hügel? Auf dem
höchsten erhebt sich der Königspalast von     Amadur.«  

 
    Die Pferde hatten gefressen und waren ausgeruht,
und so kamen sie gut voran. Maya freute sich darauf, den Palast zu sehen. Er
war Larins rechtmäßiges Zuhause. Hier hatte er als kleines Kind mit seinen
Eltern gelebt. Maya war sehr gespannt. Das Gras wurde wieder saftiger und
leuchtete in einem satten Grün. Die Hügel wurden von etlichen kleinen Bächen
durchzogen, in denen die Sonnenstrahlen blitzten, und ab und zu kamen sie an
einem Wäldchen vorbei.
    Am Saum der Wälder waren die Wiesen blau von
Hasenglöckchen, die dort wie zu dichten Teppichen gewebt wuchsen.
    Nach wenigen Stunden kamen sie auf eine breite,
gepflasterte Straße. Sie sah aus, als sei sie schon lange nicht mehr benutzt
worden, denn in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen hatten sich allerlei
Gräser und gelbes Steinkraut angesiedelt. Die Straße schlängelte sich zwischen
einem Birkenwald hindurch, und auf einmal hatte man nach einer Kurve einen
freien Blick auf einen Talkessel, der von blühenden Wiesen und Wäldern umgeben
war. Kleine helle Häuser waren hineingebaut. In seiner Mitte erhob sich ein
hoher, bewaldeter Hügel, auf dem ein weißer Palast stand. Die Straße führte
direkt in das Tal hinein und den Hügel hinauf. Obwohl man bereits von Weitem
sah, dass die Häuser dem Verfall preisgegeben waren und der Palast zum Teil
eingestürzt war, empfand Maya den Anblick als wunderschön. Die Hasenglöckchen,
die sie das letzte Stück begleitet hatten, wuchsen hier zu Tausenden und
überzogen das Tal mit einem blauen Schimmer.
    »Es sieht aus wie ein Märchenschloss«, stellte
sie fest.
    »Du darfst heute Prinzessin spielen.« Larin zog
grinsend eine Augenbraue hoch.
    Maya lachte. »Da wäre ich gerne etwas passender
gekleidet.«
    »Ich nahm an, du magst keine Kleider?«
    »Als Prinzessin muss man gewisse Opfer bringen«,
teilte ihm Maya hoheitsvoll mit.

 
    Erwartungsvoll näherte sich Maya dem Palast. Ihr
war ein wenig mulmig, denn in den Häusern hätte sich eine halbe Armee
verstecken können, aber Larin und Stelláris meinten, dass die Feinde das Tal
mieden – sie fürchteten sich vor etwas, das angeblich in den Wäldern hauste.
    »Nun«, meinte Larin, »wir müssen ja nicht
unbedingt sämtliche umliegenden Wälder danach absuchen. Außerdem, vor wem oder
was sich die Anhänger des Schattenfürsten fürchten, ist mir eigentlich recht
sympathisch.«
    »Können wir nicht bleiben und uns hier
verstecken, anstatt in den Nebelwald zu fliehen?«, fragte Maya. Ihr gefiel
Amadur.
    »Ich hatte mir das auch schon überlegt«, meinte
Larin, »aber wie du gesehen hast, ist vom richtigen Standpunkt aus halb Amadur
zu überblicken. Falls einmal jemand in die Nähe kommt, wären wir hier sehr
leicht zu entdecken, es sind einfach zu viele Mauern eingestürzt.«  
    Larin wirkte angespannt, als sie die letzten
Meter der Straße zum alten Königspalast emporritten. Maya beobachtete ihn
verstohlen.

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