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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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Sie konnte sich vorstellen, wie er sich jetzt fühlen mochte. Seine
Eltern waren in diesen Mauern getötet worden und mit ihnen alle seine
Verwandten und die damaligen Spielkameraden.

 
    Sie stiegen von den Pferden und betraten den
Palast durch den Vorhof. Maya tat das Herz weh, als sie die Verwüstung sah. Die
weißen Mauern waren eingefallen, und die meisten Räume waren zerstört. Alles
was man davontragen konnte, war gestohlen worden. Die Vergoldungen waren
abgekratzt und Edelsteine ausgebrochen worden. Überall lagen große Steintrümmer
herum, da Teile der hohen Decke eingestürzt waren. Die Natur hatte begonnen,
das Bauwerk zurückzuerobern, denn wilder Lerchensporn und Gräser wuchsen
zwischen den Mauerritzen. Ihre Wurzeln sprengten die Fugen und trugen zum
Verfall bei. Ungeachtet dessen wirkten die Räume prachtvoll. Man erkannte immer
noch die harmonische Architektur des gesamten Gebäudes und die wunderbar feinen
Steinmetzarbeiten an den intakten Stellen. Maya, Larin und Stelláris liefen
durch eine Reihe von Räumen. Es war nicht mehr ersichtlich, welchem Zweck sie
gedient hatten, und Larin vermochte es nicht zu sagen. Schließlich gelangten
sie in den Thronsaal. Der Raum war riesig, und die hintere kurze Seite bildete
einen Halbkreis. Vor dieser Wand gab es ein sehr großes steinernes Podest, zu
dem auf der vorderen Seite mehrere Stufen hinaufführten. Oben stand aus weiß
schimmerndem Stein gehauen der Thron. Er war mittendurch gespalten. Sie standen
eine Zeitlang schweigend davor. Maya berührte Larins Hand, und seine Finger
schlossen sich um ihre.
    Stelláris sagte leise: »Der Thron ist
zerschlagen. Das Königreich der Menschen wurde seiner Macht beraubt. Und
dennoch bleibt Hoffnung, dass sich dieses Schicksal wenden wird und   Amadur wieder aufersteht.«
    »Kommt weiter«, sagte Larin mit belegter Stimme.
»Es wird Zeit, dass wir uns einen passenden Platz zum Übernachten suchen.«
    Das war einfach. Auf der Rückseite des Palastes
gab es einen verwilderten Park mit einem künstlich angelegten See, wo sie die
Pferde weiden und trinken lassen konnten. Eine riesige Magnolie breitete ihre
Äste ein Stück über das Wasser aus. Sie hatte bereits einige ihrer tulpengroßen
Blüten abgeworfen, und einzelne Blätter trieben wie kleine rosa Boote auf der
Oberfläche des Sees. Weiße Säulen trugen ein mit Jasmin überwuchertes Vordach,
das gleichwohl recht stabil erschien. Larin wollte lieber unter diesem Dach
schlafen, als in einem der Säle, da er dort der Decke nicht traute. Zu viele
Steinbrocken auf dem Boden zeugten davon, dass es nicht ungefährlich war,
darunter zu nächtigen.
    »Wollen wir uns ein bisschen draußen umsehen?«
Larin war immer noch unternehmungslustig.
    »Warum nicht.« Stelláris hatte ebenfalls nicht
genug.
    »Na gut, wenn ihr meint …« Maya dachte
daran, dass die Feinde aus einem bestimmten Grund Amadur mieden. Vielleicht war
es ja nur Aberglaube oder einfach ein Gerücht, versuchte sie sich zu beruhigen.
Aber so richtig wohl war ihr nicht. Wer konnte wissen, was sie aufstöbern
würden!

 
    Sie beschlossen, zu Fuß loszuziehen und den
Pferden soviel Pause wie möglich zu gönnen. Als sie unter der Magnolie
hindurchliefen, flatterte ein empörter Schwarm Spatzen auf.
    »Wartet!« Das Flügelschlagen der Vögel hatte
Maya an etwas erinnert. »Die Krähen! Gibt es in Eldorin auch welche?«
    »Sicher«, sagte Stelláris erstaunt.
    »Ich meine, gibt es auch Lauerer?« Maya klang
ganz aufgeregt.
    »Das könnte ich nicht ausschließen. Aber Lauerer
leben nicht wie wilde Krähen, sie haben einen Besitzer. Ihr Zweck ist es ja,
dass sie Nachrichten übermitteln oder irgendetwas aufspüren.«  
    »Ich hab mal eine gesehen! Nein, sogar zweimal.
Das erste Mal, als wir am Tag nach unserer Ankunft über die Wiese zu den
Stallungen liefen. Ich nahm an, sie hätte ein verletztes Bein oder so, aber nun
denke ich, sie hatte etwas ans Bein gebunden . Und
das zweite Mal, als wir heute Morgen zu den Pferden schlichen, um Eldorin zu
verlassen. Ich weiß das noch so genau, weil ich erschrocken bin, als sie so
plötzlich neben mir aufflatterte. Da hätte ich aber keine Nachricht erkennen
können, da war es zu dunkel.«
    Larin starrte Maya an. »Du meinst, es gibt in
Eldorin jemanden, der den Feind benachrichtigt hat? Der ihm gesteckt hat, dass
ich nach meinem Verschwinden wieder in die Stadt der Elfen zurückkam? Und wann
ich mich heute auf den Weg zur Grenze gemacht hatte? Hm, das würde Sinn

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