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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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Bäume, an denen das Einhorn
vorbeigelaufen war, schimmerte etwas Weißes. Maya begriff, dass es Einhornhaar
war, das sich dort verfangen hatte, und endlich schritt sie langsam darauf zu.
Behutsam löste Maya die Haare von den Zweigen und sammelte sie in ihrer Hand.
Sie ging den Pfad zurück, den das Geschöpf ihr gezeigt hatte. Erst jetzt fielen
Maya die Tiere auf, die sorglos herumliefen. Ein Rudel Rehe kreuzte ohne Eile
ihren Weg, und Eichhörnchen sprangen dicht an ihr vorbei. Im Unterholz
raschelte es, und sie sah das schwarzweiße Gesicht eines Dachses hervorlugen,
der sie aufmerksam betrachtete. Es schien an der Nähe des Einhorns zu liegen,
dass sich die Tiere so vertrauensvoll verhielten. Maya stolperte weiter durchs
Unterholz. War der Hinweg auch so lange gewesen? Er war ihr soviel kürzer und
einfacher zu laufen erschienen. Es dämmerte bereits, als sie Larin und
Stelláris erreichte.
    Larin sah sehr erleichtert aus.
    »Ich erzähle es euch später«, sagte Maya etwas
atemlos. Sie hatte das Gefühl, das Bild des Einhorns in ihrem Gedächtnis würde
noch mehr verblassen, wenn sie das Erlebte in Worte fassen würde. Sie wollte
die Erinnerung eine kleine Weile für sich behalten.
    »Gut, dass du gekommen bist.« Stelláris
lächelte. »Es war nicht einfach, Larin zu überzeugen, dass du allein
zurückfinden würdest.«
    »Es wird ziemlich schnell dunkel«, murmelte
Larin, »dann findet man schwer aus dem Wald heraus.«
    »Ach, ich hätte sogar ein Licht dabeigehabt«,
sagte Maya ganz gerührt. Sie kramte in ihrer Hosentasche und zog den blau
leuchtenden Stein heraus. »Schau! Der ist von Stelláris. – Es ist doch in
Ordnung, dass ich ihn mitgenommen habe? Ich finde, das ist eine echt gute
Taschenlampe.«
    »Ja, sicher. Es ist ein Elfenlicht, in einem
Edelstein eingeschlossen. Der Stein dazu stammt von Gormack. Er ist etwas
Besonderes, er hat ihn aus dem Shimhog, dem berühmten Berg der Zwerge.«  
    An diesem Abend tat sich Maya schwer mit dem
Einschlafen. Die beiden Jungen hatten sie fürsorglich in ihre Mitte genommen,
und so lagen sie nun in ihre Kapuzenmäntel eingerollt unter dem Vordach des
Palastes. Maya hob den Kopf und sah hinaus in den verwilderten Park.
Glimmerfeen flatterten durch die Nacht oder planschten vergnügt am Teichufer.
Ein paar Fledermäuse schossen über das Wasser dahin auf der Jagd nach Insekten.
Maya drehte sich und versuchte, in der Dunkelheit Larins Gesicht zu erkennen.
Konnte nicht eine Glimmerfee hier vorbeifliegen? Maya seufzte tief und schloss
die Augen.
    Ihre Gedanken wanderten zu dem Einhorn zurück,
und was es zu ihr gesagt hatte. Sie hatte vorhin versucht, seine Worte für
Larin und Stelláris möglichst genau wiederzugeben. Zusammen hatten sie lange
darüber gerätselt und keine richtige Klarheit bekommen. Das einzig eindeutig
Verständliche war, dass ihr Ziel Nebelwald hieß und sie morgen früh dieses
Schiff erwischen mussten, und daran würden sie sich halten.

 
    Das trübe Licht einer beginnenden Morgenröte
weckte Maya. Vage Traumbilder stiegen in ihr hoch und wurden deutlicher.
Benommen setzte sie sich auf. Wo waren Larin und Stelláris? Mit einem Satz war
sie auf den Beinen. In der Nähe hörte sie ein Lachen. Ihre Augen versuchten, im
Zwielicht etwas zu erkennen.
    »Ich habe verschlafen!«, sagte sie erschrocken
zu Larin. »Wir müssen doch fort!« Maya war gerade alles wieder eingefallen.
    »Wir werden schon rechtzeitig aufbrechen«, kam
die Antwort. Maya erkannte selbst im schwachen Licht der Morgendämmerung, dass
er grinste. »Beeil dich einfach ein bisschen. Du hast so tief geschlafen, dass
du es gar nicht gemerkt hast, wie ich vorhin versucht habe, dich wach zu
kriegen. Wir haben beschlossen, dir noch ein paar Minuten zu gönnen. Ich habe
Hyadee für dich gesattelt.«  
    »Danke!« Maya schnappte sich ihre Waschsachen
und erschien wenige Minuten später, die Haare nass und zerzaust, bei den
Pferden, wo Larin und Stelláris auf sie warteten.
    »Das war bestimmt Rekord.« Mit einem kleinen
Lächeln strich Larin Maya eine tropfende Strähne aus der Stirn. Als sie
aufgestiegen waren, drückte er ihr zwei der kleinen viereckigen Brote in die
Hand. »Frühstück zu Pferd«, meinte er entschuldigend.
    Sie ritten auf der breiten gepflasterten Straße
aus dem Tal von Amadur hinaus, als feuerrot die Sonne hinter dem Palast in den
Himmel stieg und ihn rosa glühen ließ. Maya warf einen letzten Blick zurück.
Larins Zuhause … Er war der Letzte aus dem alten

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