Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
fest … Nein, wenn es gar nicht geht,
kriegst du Hyadee.« Sie hoffte inständig, dass Max’ Ehrgeiz den Sieg
davontragen würde.
»Kommt nicht in Frage.« Abschätzend besah er das
gewaltige Ross. »Endlich kann ich mal auf euch runterschauen … wo ist überhaupt
dieser Schönling?«
»Max!« Fiona war verstimmt. »Ich hab dir doch
verboten, ihn so zu nennen!«
»Hmmm … Goldlöckchen?«, säuselte Max und
flatterte mit den Lidern. Fiona schnaubte.
Maya unterdrückte ein Kichern. Offensichtlich
waren das Max’ Lieblingsnamen für Shanouk.
Auch Stelláris sah plötzlich richtig gut gelaunt
aus.
»Er wollte sich nach einem geeigneten Pferd
umsehen«, sagte Fiona so würdevoll wie möglich.
Maya hoffte, dass er keines auftreiben würde.
Shanouks Anwesenheit könnte wegen Fiona zu Schwierigkeiten führen. Nachdenklich
ging sie mit den anderen in die Wirtschaft, wo Larin bereits am Tisch saß. Er
hatte sich Feder und Papier geben lassen und beendete gerade eine kurze
Nachricht. Maya war erleichtert, dass er offensichtlich Zeit und Möglichkeit
gefunden hatte, seinen Eltern ein Lebenszeichen zu übermitteln. Ihr taten die
beiden schrecklich leid. Die Vorstellung, dass sie im Ungewissen waren, ob
Larin noch lebte, hatte Maya sehr bedrückt.
Ein Krug Wasser stand bereit, und die Wirtin
hatte einen großen Kuchen gebracht, der gar nicht mal so schlecht aussah. Die
meisten Gäste waren verschwunden, am Nachmittag schien nicht viel los zu sein.
Die anhängliche Nicoletta klebte wieder an Larin dran, und der Getüpfelte
Gerölltroll hatte sich wohl auch nicht weiterbewegt. Ein regelmäßiges tiefes
Röcheln zeigte an, dass er ein Nickerchen machte, denn der gewaltige, müffelnde
Lumpenberg hob und senkte sich gleichmäßig. Maya hatte beschlossen, der
Anwesenheit des Gerölltrolls genauso wie der Anwesenheit Nicolettas keine
besondere Bedeutung beizumessen. Sie wollte sich ihre gute Laune, die sie wegen
des Wiedersehens mit ihren Freunden bekommen hatte, nicht vermiesen lassen. Was
dieses Mädchen betraf: Larins Abschied vorhin hatte Maya gezeigt, dass
Nicoletta ihm ziemlich egal war.
Fiona setzte sich sehr vorsichtig auf einen der
Holzstühle und verzog das Gesicht. Sie sah angewidert in die Richtung des
grauen Ungetüms. »Was ist das ?«
Maya kicherte. »Etwas Harmloses, bitte nicht
erschrecken. Du siehst hier einen Getüpfelten Gerölltroll.«
Fiona schluckte. »Ein Troll!«
»Er kommt fast jeden Tag her«, erklärte
Nicoletta ungerührt. »Solange er bezahlt, ist es uns recht. Der tut einem nix.
Er sitzt nur herum und säuft Feuerwhisky und pennt danach ein. Bloß rauswerfen
lässt er sich nicht, wir haben es am Anfang probiert, weil er so stinkt.«
»Ihr habt versucht, ihn rauszuwerfen ?« Fiona schüttelte sich.
»Ja, aber er hat das gar nicht kapiert. Wir haben
ihn zur Tür gezerrt, er fand es lustig. Ich glaube, er ist recht kitzlig. Dann
ist er weggepennt und hat die Eingangstür verstopft, wir haben ihn weder vor-
noch zurückbekommen. An dem Tag mussten die Kunden durchs Fenster, bis er
wieder nüchtern war und sich aufrappeln konnte. Papa sagt, er probiert das nie
mehr.«
Fiona schnitt erneut eine Grimasse und rutschte
auf ihrem Stuhl herum. Sie veränderte ihren angespannten Gesichtsausdruck nicht
einmal, als Shanouk hereinkam und mit einer eleganten Bewegung Platz nahm. »Ich
habe ein annehmbares Tier erhalten«, teilte er zu Mayas Ärger mit. Sie war
überrascht, dass Fiona nicht wirklich erfreut dreinsah. Ihr Gesicht war eher …
schmerzverzerrt.
»Was ist los?«, erkundigte sich Maya mit
gesenkter Stimme besorgt. »Tut dir etwas weh?«
Max begann hemmungslos zu kichern. Ihn traf ein
eisiger Blick aus Fionas Augen. Die anderen sahen die beiden verwundert an. Max
schien sich gar nicht wieder zu beruhigen. »Wir sind gestern früh
geritten …« Er schnappte nach Luft.
» Max! «,
zischte Fiona.
»Fiona hat’s ein bisschen übertrieben, –«
»Max!« –, »sie kann seitdem nicht mehr richtig sitzen, sie hat –«
»MAX!«, fauchte Fiona, und Maya trat gegen seinen Stuhl. Max guckte erstaunt
und hielt inne.
Nun prustete Nicoletta los, und Fiona lief
scharlachrot an. Maya warf Max einen vernichtenden Blick zu und dachte
verzweifelt darüber nach, wie sie das betretene Schweigen der anderen
überbrücken konnte.
»Das Gefühl kennt jeder gute Reiter«, sagte
Stelláris ruhig, und Maya hätte ihn dafür am liebsten umarmt. Fiona sah ihn
erleichtert und dankbar an. »Wirklich?«,
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