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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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dem Abgrund zu
baumeln. Ihn störte auch nicht, dass der Mann scheußlich nach ranzigem Fett und
gammeligem rohem Fisch roch. Er hoffte, dass er ihn zu seinen Freunden bringen
würde, aber er fragte nicht. Max spürte den groben Stoff des Mantels auf seiner
Wange. Den hatte der Mann vorhin nicht angehabt, als er ihn aus dem Felsspalt
rettete. Der Umhang war schwarz und voller Dreck. Max war zu erschöpft, um sich
Sorgen zu machen. ›Die Schwarzen Reiter tragen solche Umhänge‹, fiel ihm ein,
aber es störte ihn nicht wirklich. Was ihn störte, war das Zittern und das
Zähneklappern, das nicht aufhören wollte.
    Der Mann blieb stehen. Er hob Max von seiner
Schulter und legte ihn über den Sattel eines großen schwarzen Pferdes.
Anschließend stieg er hinter ihm auf und trieb das Tier vorwärts.

 
    »Wo ist Max?« Larin hatte sich mit Maya an den
steinernen Tisch zu Fiona und Shanouk gesetzt, die mit dem Pilzschneiden fertig
geworden waren.
    »Keine Ahnung.« Fiona hatte nicht darüber
nachgedacht. Sie hatte sich bemüht, die Pilze klein zu schneiden und sich dabei
nicht allzu sehr von Shanouks faszinierenden Augen ablenken zu lassen. Es war
ihr nicht bewusst gewesen, dass sie die Farbe verändern konnten. Seit sie hier
im Nebelwald waren, hatten sie oft einen deutlichen Stich ins Violette, eine
Farbe, die Fiona noch nie als Augenfarbe gesehen hatte.
    »Er ist schon die ganze Zeit nicht zu sehen
gewesen.« Eine Sorgenfalte erschien auf Mayas Stirn.
    »Vielleicht ist er in der Höhle.« Shanouk
interessierte es nicht sonderlich.
    »Da ist er nicht, ich habe von dort gerade ein
Würzkraut für die Pilze geholt.« Larin legte ein kleines Tütchen auf den
Steintisch.
    »Er war beleidigt«, überlegte Fiona. »Ich habe
mit ihm geschimpft, weil er nur geholfen hat, die Pilze zu essen und nicht, sie
zu zerkleinern. Ich habe ihm gesagt, dass sie nicht zum Mittagessen reichen,
wenn er vorher soviel isst. Er wird doch nicht …« Sie erbleichte. »Nicht
nach der heutigen Nacht …«
    »Ich fürchte doch!« Larin sprang auf.

 
    Zwischen den Bäumen raschelte es. Aus dem Nebel
löste sich eine riesige dunkle Gestalt. Ein großes schwarzes Pferd erschien,
auf dem ein hünenhafter Mann saß. Er trug einen schwarzen Umhang, die Kapuze
war weit ins Gesicht gezogen. Fiona schrie.
    Larin riss den Zauberstab aus seiner Tasche, und
Shanouk stand in Angriffshaltung da.
    »Max!« Ohne nachzudenken, rannte Maya auf den
Schwarzen Reiter zu.
    »Nein!«, stöhnte Fiona. Aber zu ihrer und
Shanouks Überraschung senkte Larin langsam den Zauberstab und ging Maya nach.
    Der Mann ließ den schlotternden Max wortlos vom
Pferd gleiten, wo er von Maya und Larin gestützt wurde.  
    »Was ist mit ihm?«, schrie Maya entsetzt.
    Der Mann antwortete nicht.
    »Er hat einen Schock«, erklärte Larin anstelle
des Mannes. Sie ließen Max ins Gras gleiten. »Was ist geschehen? – Ich
glaube, ich kenne Sie.« Larin blickte zu dem Mann auf.
    »Verschwindet von hier. Das ist kein guter Ort
für euch.« Der Mann wendete sein Pferd und wollte ohne Erklärung davonreiten.
    »Halt!« Stelláris war aus dem Wald
hervorgetreten, den Bogen gespannt.
    Der Mann hielt inne.
    »Sie schulden uns eine Erklärung!« Stelláris
klang entschlossen.
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte
der Reiter die Drohung ignorieren, doch dann zuckte er die Schultern und
schwang sich vom Pferd.
    »Wie ihr meint«, knurrte er.
    Währenddessen hatte Maya in einem kleinen Beutel
gekramt, den sie am Gürtel trug. Sie zog ein Kraut heraus und schob es Max
unter die Zunge. Max hörte allmählich auf zu zittern, und seine bleichen Wangen
bekamen wieder Farbe.
    Larin bedeutete dem wortkargen Mann mit einer
einladenden Handbewegung, am Steintisch Platz zu nehmen. Shanouk und Fiona
setzten sich zögernd dazu. Stelláris wechselte mit Larin einen Blick und legte
seinen Bogen zur Seite, als er sich ebenfalls auf einen Stein setzte.
Allerdings behielt er ihn in Reichweite.
    »Ich will auch hin!« Max protestierte schon
wieder. Mit noch etwas unsicheren Schritten tappte er zu der Gruppe am Tisch.
Maya war das recht – sie war viel zu neugierig, um für Max die
Krankenschwester zu spielen, die er sowieso nicht haben wollte.
    Maya stockte der Atem. Der Mann hatte sich die
Kapuze vom Kopf gezogen – quer über sein Gesicht lief eine hässliche
Narbe, die sein eines Augenlid so herunterzog, dass er das Auge nicht mehr
richtig öffnen konnte.
    »Sie sind der Mann, der Larin gerettet

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