Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
hat!«,
entfuhr es Maya.
Der Mann mit der Narbe brummte verdrossen und
fixierte Larin mit seinem unheimlichen Blick. »Viel hat es nicht genützt, du
scheinst ein Talent dafür zu entwickeln, dich an unpassenden Orten
herumzutreiben.«
Larin legte finster die Stirn in Falten. Der
schwarzhaarige Mann stieß ein merkwürdig schnarrendes Lachen aus, das in einen
trockenen Husten überging.
›Wenn er doch nur nicht lachen würde‹, dachte Fiona
schaudernd. ›So sieht er noch gruseliger aus.‹ Sie flüsterte Shanouk ein paar
erklärende Worte ins Ohr, da dieser der Einzige war, der keine Ahnung hatte,
wer der Mann war.
Das Narbengesicht stieß mit dem Finger in Larins
Richtung. »Warum bist du nicht hinter dem Wasserfall geblieben? Du warst in
Sicherheit.«
»Ich war vor allen Dingen ohne Gedächtnis.«
Der Mann schnaubte. »Das war ich genauso. Ich
hätte es fast nicht mehr zurück geschafft.«
Max sah aus, als hätte er eine Erleuchtung. »Ich
habe Sie schon mal gesehen! Damals im Wald, bevor wir den Wasserfall fanden.
Ich habe Ihr Gesicht gesehen!«
»Kein hübscher Anblick, wie? Du bist ganz schön
erschrocken.« Er gab ein amüsiertes Grunzen von sich.
Max sah betreten nach unten.
»Dann waren Sie es, der nach uns durch den
Wasserfall ging?« Maya hatte rasch kombiniert.
Statt einer Antwort stahl sich auf das
entstellte Gesicht des Fremden ein schiefes Grinsen.
»Sie hatten ihr Gedächtnis verloren«, überlegte
Larin. »Sie irrten da oben in den Bergen umher und wussten nicht mehr, wie man
zurückkommt. Wahrscheinlich hatten Sie irgendeine vage Erinnerung, aber das
war’s auch schon. Dann sahen Sie uns. Sie sahen den Wasserfall und etwas zog
Sie da hin. Sie folgten uns. – Warum hatten Sie sich so verdammt viel
Mühe mit mir gegeben? Es war doch ein ziemliches Risiko für Sie, mich in das
Land auf der anderen Seite zu schaffen?«
»Das ist allein meine Sache.« Der Mann schien
plötzlich verärgert. Er starrte mürrisch vor sich hin.
»Wieso haben Sie mich damals überhaupt entführt?«
Der Mann knurrte etwas Unverständliches und
kratzte sich am Hinterkopf. Maya erwartete nicht ernsthaft, eine Antwort von
ihm zu erhalten und wunderte sich, ihn schließlich doch reden zu hören.
»Ging nicht anders.«
Larin zog fragend die Augenbrauen in die Höhe.
»Der andere hat dich erkannt und das
weitergesagt. Du siehst deinem Vater offensichtlich sehr ähnlich. Wir bekamen
den Auftrag für diese Entführung.«
»Von wem?«
»Ich rede, du hörst zu. – Man hat mich
unter Druck gesetzt. Sie haben meine Familie als Druckmittel benutzt. Ich hatte
keine Wahl. Ich habe so getan, als würde ich mitspielen, das war die einzige
Möglichkeit. Dann habe ich dich gerettet, ich wollte nicht, dass sie dich
töten, nachdem … egal. Es war nicht richtig.«
»Bekommen Sie immer noch Befehle von denen?«
»Nein. Ich hab mich abgesetzt.« Sein Lachen
klang bitter.
»Ich denke, es wird langsam Zeit, dass Sie mir
erzählen, wer Sie sind.« Larin hatte nicht die Absicht, locker zu lassen.
Der Mann verzog das Gesicht. »Warum sollte ich
das? – Wenn ich euch einen Rat geben darf: ich habe es vorhin ernst
gemeint, als ich sagte, ihr solltet von hier verschwinden.«
»Warum?«
»Habt ihr nichts gemerkt? Letzte Nacht war ein
Vampir hier unterwegs.«
Fiona schlug die Hände vor ihr Gesicht und
erstickte einen Aufschrei. Shanouk legte ihr beruhigend den Arm um die
Schultern. Auch Max war wieder sehr bleich geworden. Die anderen hatten den
beiden nichts von dem Reh und den genaueren Umständen seines Todes erzählt.
»Ich hab ihm aufgelauert, aber leider nicht
gekriegt. Ich hätte einen vergifteten Pfeil für ihn gehabt.«
»Waren Sie deswegen auf der Wiese?« Maya hatte
sich schnell gefangen.
»Ja. Ich wollte sichergehen, dass er euch in
Ruhe lässt. ‘s ist ganz schön anstrengend, auf euch aufzupassen. Da seh ich
dich mit dem Gaul auf der Wiese rumspazieren. Das war dein Glückstag, Mädel.
Der Blutsauger war ganz in der Nähe, mein Pferd hat ihn gerochen. Das hat dir
wohl das Leben gerettet, denn er hat mich bemerkt und ist mir hinterher. Fast
hätte er mich erwischt.«
»Wie sah er aus?« Stelláris hatte sich
interessiert vorgebeugt.
»Kann ich leider nicht sagen. Das Monster hatte
einen dunklen Umhang an und die Kapuze aufgezogen.« Der Mann lachte grunzend
und hustete erneut. »Zur Abwechslung mal einer mit Stil.«
»Äh … wie sehen die denn sonst aus?«, wollte
Maya wissen.
»Bitte
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