Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
so, aber er sah mich schon wieder so komisch an und klang so gereizt. Ich
wollte einfach nicht. Er macht mir Angst, wenn er sich so benimmt. Auf einmal
hat er über Stelláris geschimpft, er hat ganz gemeine Sachen über ihn gesagt.
Dabei hatte ich den Eindruck gehabt, die verstehen sich inzwischen ganz gut.
Ich wollte nichts davon hören, ich mag Stelláris gerne. Das hab ich ihm auch
gesagt, und er ist ausgerastet, ich habe gedacht, gleich passiert irgendetwas
Schlimmes. Er hatte die Hand um meinen Hals gelegt, und Stelláris hat es
mitgekriegt, er kam her. Ich dachte, sie gehen aufeinander los, aber da hat
sich Shanouk umgedreht und ist abgehauen.«
Maya war geschockt. Was auch immer Shanouk für
ein Problem hatte, Kopfschmerzen waren es nicht. Oder konnten Schmerzanfälle
jemanden derart verändern? Sie war ratlos und hatte Angst um Fiona. Was sie
erzählt hatte, hörte sich richtig gefährlich an. »Du solltest mit ihm reden,
wenn er gerade normal ist.« (›Aber
nicht allein‹, setzte sie im Gedanken hinzu).
»Glaubst du, ich hätte das nicht versucht? Er
entschuldigt sich. Er kann total süß sein, weißt du? Man hat das Gefühl, es
sind zwei verschiedene Menschen. Manchmal glaube ich, dass er sich gar nicht so
richtig erinnert, was er alles gesagt hat, wenn er so seltsam ist.«
»Vielleicht sollte ein anderer mit ihm reden …
vielleicht würde er mit Zacharias sprechen«, überlegte Maya. Irgendetwas sagte
ihr, dass es wenig Sinn hätte, aber einen Versuch war es wert.
»Warum ist er bloß so schräg drauf?«, rätselte
Max. Er kniete auf dem Höhlenboden und stopfte achtlos einen Teil seiner Sachen
in die Satteltasche. Maya hockte daneben und hielt gedankenverloren eines der
Kleidungsstücke hoch, die sie zum Wechseln mitnehmen wollte. »Hmm …« Maya
hatte nicht die Absicht, in Shanouks Abwesenheit schlecht über ihn zu reden,
noch dazu befand sich Fiona ebenfalls in der Höhle. Sie besaß deutlich mehr
Gepäck als Maya, denn sie hatte sich ja ursprünglich auf dem Weg nach Unduros
befunden und sortierte nun alle möglichen Dinge aus, die sie zu Fuß nicht mehr
mitnehmen konnte.
»Zacharias spricht gerade mit ihm«, murmelte
Maya. »Äh, Fiona, lass den Spiegel lieber weg.«
»Ach – natürlich.« Fiona war nicht ganz
bei der Sache. Sie hatte vorhin schon versucht, eine der beiden Hosen, die sie
für Max gewaschen hatte, selbst anzuziehen. Sie hatte sich gewundert, warum ihr
die Hosenbeine bis kurz unters Knie gingen und daran herumgezogen, bis Max sie
empört darauf aufmerksam gemacht hatte.
»Gut, dass man die Satteltaschen als Rucksack
nehmen kann.« Max besah zufrieden das Ergebnis seiner Arbeit.
»Noch besser, wenn sie nicht ein Dutzend
Knallbohnen enthalten«, gab Maya zurück. Sie hatte verdutzt zugesehen, wie Max
sie am Schluss oben drauf geschmissen hatte.
»Ich dachte, als kleine Stärkung
zwischendurch …?«
»Die hättest du dann so was von nötig, weil du
nämlich unter dem Gewicht zusammengebrochen wärst.«
Am Höhleneingang raschelte es. Larin bog die
Zweige der Bäume zur Seite und schlüpfte herein. »Seid ihr soweit? –
Zacharias würde gerne mit uns besprechen, wie’s morgen weitergeht.«
»Ich hab’s gleich«, erwiderte Max und fischte
die letzte Knallbohne aus der Tasche. Er warf sie neben sich zu den anderen, wo
sie mit einem lauten Knall aufplatzte und das rosa Fruchtfleisch durch die
Gegend schleuderte.
»Max, du Wutz«, sagte Fiona.
»Ich weiß«, seufzte Max betrübt und sah an sich
hinunter. Er war froh, dass sich die Verwüstung auf seine eigenen Sachen
beschränkte und er sonst keinen größeren Schaden angerichtet hatte. »Gut, dass
du meine anderen Hosen frisch gewaschen hast.«
Fiona seufzte. »Auch nur, weil deine Sachen,
wenn du sie selber wäschst, hinterher noch dreckiger sind. Keine Ahnung, wie du
das machst.«
»Wie geht es Shanouk?«, fragte Maya leise Larin,
als sie zusammen die Höhle verließen.
»Wieder gut«, kam die knappe Antwort.
Maya kannte Larin gut genug, um zu wissen, dass
er sehr besorgt war.
Schon von Weitem sah sie, dass der blonde
Halbelf bereits neben Zacharias am Steintisch saß. Er hatte entspannt die Beine
von sich gestreckt und machte einen sehr gelassenen Eindruck. Stelláris hatte
ebenfalls Platz genommen. Maya fand es bezeichnend, dass er einigen Abstand zu
ihm hielt. Sie versuchte, Shanouks Augenfarbe zu erkennen. Er fühlte ihren
Blick und sah zu ihr hin. Ein gewinnendes Lächeln
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