Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
gehört? Das klingt vielversprechend!«
»Nein«, Stelláris lauschte, »das kommt von
jenseits der Eingangstür. – Irgendjemand nähert sich! – Beeil
dich!«
Mit zitternden Fingern drückte Maya den Kristall
in das Holz. Er fügte sich perfekt ein.
Reines weißes Licht strömte aus dem Kristall. Es
tat in den Augen weh; Maya musste sich abwenden, so hell war es. Benommen stand
sie vor der Türöffnung.
»Kommt!«, drängte Stelláris leise, »wir dürfen
nicht verweilen.«
Maya fühlte sich von Stelláris weitergeschoben.
Blinzelnd nahm sie wahr, dass die hölzerne Tür verschwunden war. Noch immer
geblendet von dem gleißenden Licht stolperte sie mit den anderen durch den
Durchgang. Als der Letzte eingetreten war, vernahm sie hinter sich ein Klirren.
Die Glasbruchstücke flogen in ihre ursprüngliche Lage zurück – der
Spiegel setzte sich wieder zusammen. Das strahlende Licht verschwand. Von der
Zimmerseite her gesehen sah die Öffnung nun aus wie vorher, und sie standen in
der Dunkelheit.
»Puh, das war knapp!«, stöhnte Max.
»Schscht!«, zischte Larin.
»Wer ist da drüben?«, wisperte Maya.
Schreckensstarr standen sie hinter dem Durchlass. Sie versuchten, irgendwelche
Gesprächsfetzen oder Geräusche aufzuschnappen, aber Maya konnte sich noch so
sehr bemühen, keine Stimmen drangen aus dem Spiegelsaal an ihr Ohr. Irgendein
gleichmäßiger Laut war zu vernehmen, aber sie konnte ihn nicht so recht
einordnen.
Stelláris war der Einzige, dessen feines Gehör
Töne jenseits der Wand wahrzunehmen vermochte.
»Bergelfen«, flüsterte er. »Vermutlich die
beiden, von denen Ronan gesprochen hat. Sie scheinen uns nicht bemerkt zu
haben, es hört sich an, als würden sie nur ihrer Arbeit nachgehen. – Sie
besprechen etwas …« Angestrengt lauschte er. Beunruhigt hörte Maya, wie
Stelláris plötzlich deutlich den Atem ausstieß – eine für den sonst so
gelassenen Elfen äußerst ungewöhnliche Reaktion. Sie wagte nicht, ihn nach dem
Grund zu fragen, um ihn nicht zu stören. Endlich drehte er sich zu ihnen um.
Maya vernahm einen eigenartigen Unterton in seiner Stimme. »Was ich gehört
habe, ist im Augenblick nicht von Bedeutung. Wir sollten uns erst umsehen. Wenn
wir uns einigermaßen ruhig verhalten, werden die Bergelfen uns hoffentlich nicht
bemerken.«
»Es ist grässlich dunkel hier«, sagte Maya
leise. Ihr war sehr unbehaglich zumute – worauf mochten sie wohl stoßen?
Zwar hatten sich ihre Augen allmählich an die Finsternis gewöhnt, dennoch
fühlte sie sich beinahe wie eine Blinde.
»Wir lassen den Kristall besser, wo er ist«,
meinte Larin. »Na ja, zumal sowieso keine Tür zu sehen ist. Nicht, dass wir uns
irgendwie den Ausgang versperren.«
»Max, atmest du so laut?«, flüsterte Fiona
plötzlich. »Lass doch den Quatsch, das ist nicht komisch. Ich bin eh schon ganz
krank vor Angst.«
»Ich? Nö. Ich atme ganz normal.«
»Wenn du das nicht bist …, wer oder was ist
es dann?«, hauchte Fiona schwach.
»Ich glaube, ihr wollt gar nicht wissen, was das
ist«, sagte Stelláris. Er schaute angespannt in eine bestimmte Richtung. Maya
versuchte, die Schwärze des Raumes zu durchdringen – aber sie stellte
fest, das sie sich glücklich schätzen konnte, ihre Freunde schemenhaft zu
erkennen, die direkt neben ihr standen. In der Ferne etwas zu sehen, war ihr
unmöglich. Das Einzige, was sie wahrnahm, war ein starker, unangenehm modriger
Geruch. Voll böser Vorahnungen geplagt hörte sie Larin aussprechen, was sie
nicht zu fragen wagte.
»Und? Was siehst du?«
Atemlose Stille folgte. Nun hörte Maya das
Geräusch sehr deutlich. Es drang aus einiger Entfernung an ihr Ohr. Irgendetwas
atmete. Es musste etwas sehr Großes sein. Mayas Nackenhärchen stellten sich
auf, und sie fröstelte. »Was in aller Welt ist das?«, murmelte sie.
»Fiona, bitte schrei nicht«, bat Stelláris. »Es
ist ein schlafender Drache. Er liegt ein gutes Stück von uns entfernt.«
Fiona gab einen leisen, klagenden Laut von sich,
aber sie schrie nicht.
Maya schluckte schwer. Sie hatte wieder dieses
ekelhafte Puddinggefühl in den Beinen. Erschrocken zuckte sie zusammen, als
etwas ihren Rücken streifte, aber es war nur Larin, der beschützend seinen Arm
um sie legte. »Entschuldigung«, murmelte er irritiert und zog den Arm zurück.
Maya wurde rot und war froh, dass man es nicht
sehen konnte. »Doch«, flüsterte sie ihm zu und berührte ihn an der Schulter.
»Ich bin nur gerade ziemlich verwirrt.«
Maya
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