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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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waren. Das entsetzlichste
war der Kopf einer Meernixe.
    »Ist das ein Gehirn?« Max verzog angewidert das
Gesicht. »Ach, vergesst es, ich will es eigentlich gar nicht wissen.«
    »Ich sehe nichts, was aussieht wie ein Elixier«,
stellte Larin fest und untersuchte eine Flasche, in deren Innerem goldene
Lichtblitze hin und her schossen.
    »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er es
einfach so herumstehen lässt«, erwiderte Maya und drehte sich so, dass sie den
Behälter mit der armen Nixe auf gar keinen Fall noch einmal in ihr Gesichtsfeld
bekam.
    »Stimmt«, bestätigte Larin, »aber irgendwo muss
man schließlich anfangen zu suchen. – Max, lass bloß nicht etwas von dem
Zeug frei – oh, Mist!«
    Die Flasche mit den goldenen Lichtblitzen war
Larins Hand entglitten und knallte auf den Boden. Sie zerbarst in tausend
Stücke. Alle wichen erschrocken zurück, denn die Lichtblitze surrten wild durch
das Labor und wurden von den Wänden zurückgeworfen.
    »Raus hier!«, rief Stelláris, aber es war
unmöglich, rechtzeitig die Tür zu erreichen. Sie war zu weit weg. Maya riss die
Arme vor ihr Gesicht und flüchtete unter einen nahen Tisch. Neben ihr kauerte
Fiona. Ängstlich spähte Maya zwischen den Fingern hervor. Sie fühlte, dass sie
bereits mehrmals getroffen worden war, aber sie verspürte zu ihrem Erstaunen
keinen Schmerz. Es war eher ein feines Kribbeln. Plötzlich sah sie etliche
hauchzarte Gestalten unmittelbar über Max auftauchen. Im gleichen Augenblick fasste
dieser mit den Händen an seinen Kopf. Ein goldener Schimmer umgab ihn.
Verblüfft sah Maya auf die Wesen. Sie schienen aus buntem Licht zu bestehen
– und eines davon sah exakt so aus wie Max! Die anderen waren ihr völlig
unbekannt. Die Blitze hatten Stelláris am Kopf getroffen, und neue Figuren aus
Licht kamen hinzu. Mayas Kopf begann zu kribbeln, und sofort erschien sie
selbst als durchscheinendes Wesen im Raum. Andere Figuren entstanden –
darunter waren auch Personen, an die sie seit Langem nicht mehr gedacht hatte.
Maya erkannte   überrascht, dass es
Abbildungen aus ihrem Gedächtnis waren, die wie zufällig erschienen und wieder
verschwanden. Zacharias und Luna tauchten auf und wurden abermals verdeckt von
neuen schemenhaften Gestalten. Sie stellte fest, dass inzwischen jeder von
ihnen von den goldenen Blitzen am Kopf erwischt worden war. Als bei allen die
Bilderfolgen abliefen, hörten die Lichter auf, im Raum umherzufliegen. Sie
verharrten als Leuchtkugeln zusammengeballt leise vibrierend in der Luft. Maya
kroch aus dem Versteck hervor, das ihr sowieso nichts genützt hatte. Stumm
stand sie im Labor des Schattenfürsten und betrachtete das Durcheinander von
verschiedenen Begebenheiten aus ihrer aller Leben.
    »Meine Eltern«, flüsterte Max. »Ich sehe meine
Eltern.« Eine Träne erschien in seinen Augenwinkeln. »Und das da bin ich … ich
war noch ganz klein und hab Tantchen mit einem Bilderbuch versehentlich ein
blaues Auge gehauen …«
    »Oh nein«, stöhnte Fiona, »bitte nicht.« Wenn
vorher niemand auf das zarte Abbild des rothaarigen Mädchens auf der Wiese
geachtet hätte, nun sah unwillkürlich jeder hin. Fiona stand mit Shanouk in der
Sonne, und er beugte sich zu ihr hinab, um sie auf den Hals zu küssen. Die
echte Fiona sah aus, als würde sie in Ohnmacht fallen.
    ›Ooh‹, dachte Maya und spähte verstohlen zu
einem sehr finster blickenden Stelláris hinüber. ›Das ist nun wirklich dumm
gelaufen.‹ Sie selbst war von den meisten der erscheinenden Momente in ihrem
Leben auch sehr betroffen. Allesamt waren es Dinge, die entweder besonders
unangenehm, glücklich oder aufregend gewesen waren. Auffallend oft hatte sie
Larin neben sich gesehen. Sie hoffte, dass das niemand wahrgenommen hatte.
    Allmählich verblassten die Bilder, und
betretenes Schweigen senkte sich über den Raum.
    »Tut mir echt leid«, brachte Larin zerknirscht
hervor.
    »Macht nix«, meinte Max. »Endlich warst es mal
du und nicht ich, der Scheiße gebaut hat.«
    »Max, du bist mir wirklich ein Trost«, sagte
Larin trocken.
    »Gern geschehen«, erwiderte Max erfreut.
    »Lasst uns weiter suchen.« Maya war bemüht, die
Gedanken vor allem von Stelláris in eine andere Richtung zu lenken. »Vielleicht
teilen wir uns auf? Ich geh zurück ins andere Zimmer. Wer …«
    »Ich komme mit!« Fluchtartig schoss Fiona aus
dem Labor und zog Maya mit sich.
    »Ausgerechnet so was!«, klagte sie, sobald sie
mit Maya in möglichst großer Entfernung zu den anderen

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