Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
öffnen.« Maya hörte Larin
wie aus weiter Ferne sprechen. Ihr Gehirn versuchte verzweifelt, eine Lösung zu
finden.
›Dictamnus‹, dachte sie. Sie hörte Fiona
schreien.
»Er öffnet ein Auge!«, brüllte Max. »Nein, alle
beide … oh, verdammt, noch eines, … was soll denn das ?«
»Dictamnus!«, schrie Maya.
»Was?«, fragte Larin verdattert, während er sich
mit der Tür abmühte, die sie nicht aus dieser Höhle hinauslassen wollte.
Stelláris sah Maya einen Augenblick lang
verwirrt an. Dann riss er sich den Lederbeutel vom Gürtel, in dem er alle
möglichen Heilkräuter und Tinkturen aufbewahrte. Seine bebenden Finger zogen
eine kleine Flasche hervor. Sie enthielt das Öl des Dictamnus-Strauches.
»Zünde es an!« Maya versagte fast die Stimme.
Stelláris entkorkte die Flasche, und die kleine blaue Flamme erschien auf
seiner Hand. Sie sprang auf das Fläschchen über – das Öl brannte.
Ohne nachzudenken, entriss es ihm Maya und
rannte auf den Drachen zu.
»Bist du wahnsinnig?« Larin folgte ihr.
Maya wusste, dass ihr nur wenig Zeit blieb. Sie
hoffte, dass es Stelláris gelang, die Tür zum Spiegelsaal wieder zu öffnen,
denn sie hatte keine Ahnung, ob das, was sie nun vorhatte, funktionieren würde.
Der uralte mächtige Drache hatte seine Augen geöffnet. Aus einem seiner
gewaltigen Mäuler drang ein aufgebrachtes, dumpfes Brüllen, das wie
Donnergrollen klang und von den Wänden der Höhle widerhallte. Maya und Larin
stoppten aus vollem Lauf direkt vor den Klauen des kolossalen Tieres. Sein
stinkender Atem traf sie, als sich der mittlere Kopf mit geweiteten Nüstern
langsam auf sie zubewegte. Schwarzer Rauch quoll hervor und reizte Maya zum
Husten. Die hässlichen roten Augen waren starr auf die beiden gerichtet.
Zaghaft hielt Maya die Flasche mit dem brennenden Dictamnus-Öl empor.
Ein weiterer der drei abscheulichen Köpfe schob
sich zu ihnen hin. Die grünen Augen dieses Kopfes blickten böse.
»Um Himmels Willen, Maya, was tust du denn da?«,
schrie Larin.
»Dictamnus – Hage-Beauté – Drachen
schlafen!« Maya klang hysterisch. »Warum
funktioniert es nicht?«
Der dritte Kopf mit den goldbraunen Augen
richtete sich nun bedrohlich hoch über ihnen auf. Das grausige Maul öffnete
sich.
›Gleich verbrennen wir‹, dachte Maya verängstigt
und wartete auf den Feuerball, der jeden Augenblick herausschießen würde. Sie
zitterte so sehr, dass sie das Fläschchen in ihrer Hand fast hätte fallen lassen. Der Drache stieß
ein ohrenbetäubendes Brüllen aus. Hilflos starrte Maya auf die messerscharfen
Zähne, größer als Schwertklingen, die keinen Meter von ihr entfernt in dem
stinkenden Schlund aufblitzten. Sie konnte nicht mehr klar denken.
»Topas«, keuchte Larin völlig überrascht.
»Was?« Maya zweifelte an seinem Verstand.
»Die Augen! Sie sind topasfarben.«
Maya schaute verwirrt zu dem gewaltigen Kopf
über ihr.
»Das Einhorn!«, schrie Larin. »Es verriet dir
die Namen des Drachen! Er ist nach
seiner Augenfarbe benannt!«
Maya hatte begriffen. Sie goss etwas von dem
brennenden Öl heraus auf ihre Hand. Mit einer blitzschnellen Bewegung
schleuderte sie es dem Drachen entgegen. Es landete genau auf seiner Nase.
»Topas. Dein Name ist Topas«, sagte Maya mit klarer Stimme. Der Drache blickte
sie an. Die goldbraunen Augen blinzelten. Maya wandte sich dem Drachenkopf neben
ihr zu. Abermals ließ sie ein wenig Öl auf ihre Handfläche laufen und spritzte
es zwischen die Nüstern des rotäugigen Kopfes. »Du heißt Rubin«, sagte sie.
Schließlich entleerte Maya das Fläschchen über
dem letzten Kopf, der sie am Boden liegend mit grünen Augen anstarrte. Er war
so riesig, dass er sich mit ihnen dennoch auf gleicher Augenhöhe befand. »Dein
Name lautet Smaragd.«
Sie trat ein paar Schritte zurück. Der Drache
brüllte nicht mehr. Er stieß ein Grunzen aus, wobei dicker Rauch aus allen drei
Nasen drang und Maya und Larin einhüllte. Keuchend taumelten sie rückwärts und
beobachteten, wie sich die Augen des Tieres allmählich schlossen. Die Köpfe
senkten sich und schoben sich mit einem kratzenden Geräusch unter die ledrigen
Flügel. Der Drache begann zu schnarchen.
Maya bemerkte verwirrt, dass sich der Raum zu
drehen begann. Sie suchte nach Halt. Ihre Ohren hörten ein hohes Pfeifen, dann
wurde es dunkel. ›Ich glaube, ich werde ohnmächtig‹, dachte sie verwundert.
»Maya, wach doch auf!«, hörte sie die
erschrockene Stimme Larins wie durch Watte zu ihr
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