Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
war dankbar, dass er beide Arme um sie
schlang. Larins Nähe half ihr über das Wissen hinweg, dass sie diesen Drachen
dort wahrscheinlich nicht überleben würden. Dort lag kein Teenagerdrache
– wie sich das anhörte, musste es ein wahres Ungetüm sein.
›Wenn wir jetzt getötet werden, sterben wir
wenigstens nicht einsam und allein‹, dachte sie seufzend und lehnte sich an
ihn. Es hatte etwas ungemein Tröstliches, Larin und ihre Freunde um sich zu
wissen.
»I-ist er sehr groß?«, stammelte Fiona.
»Das kommt darauf an, was du unter sehr groß
verstehst«, erwiderte Stelláris diplomatisch.
»Wo ist er denn?« Max streckte sich und riss
angestrengt die Augen auf. Maya wunderte sich, wie ruhig er es aufnahm, schon
wieder einem Drachen zu begegnen.
»Du schaust in die falsche Richtung«, erklärte
Stelláris.
»Vielleicht sind wir hier falsch«, sagte Fiona
flehend. »Vielleicht ist das Elixier woanders … Dann könnten wir einfach
zurückgehen und …«
»Mach dir doch nichts vor«, sagte Maya. »Wir
sind am richtigen Ort. – Wenn man nur besser sehen könnte!«
»Ich denke, ich könnte es wagen, ohne den
Drachen zu wecken …« Stelláris sprach es mehr zu sich selbst, und schon
erschien eine kleine blaue Flamme in seiner linken Hand. »Heller geht es leider
nicht«, bedauerte er. »– Wartet hier auf mich. Ich sehe mich um. Es macht
keinen Sinn, dass wir alle dort herumstolpern. Ich kann euch leider kein Feuer
da lassen, es würde verlöschen.«
Maya fand, dass ›herumstolpern‹ das Wort war,
das auf Stelláris am allerwenigsten zutraf.
»Ich komme mit!« Larin ließ Maya los. Er wollte
seinen Freund keinesfalls allein in die Nähe des Drachen gelangen lassen.
»Bleib du hier«, sagte Stelláris nur. »Allein
verursache ich einfach weniger Lärm.«
»Bitte pass auf dich auf«, bat Fiona schüchtern.
Sie wagte immer noch nicht, Stelláris in die Augen zu sehen.
Ein feines Lächeln umspielte seinen Mund. »Ich
werde ihm nicht zu nahe kommen.«
Gespannt sah Maya, wie sich Stelláris mit der kleinen
blauen Flamme entfernte. Sie leuchtete bemerkenswert hell, aber die Höhle war
offensichtlich sehr groß, so dass es geraume Zeit in Anspruch nahm, sie zu
umrunden.
Das Licht flackerte in Stelláris’ Hand. Je
weiter er es von ihnen forttrug, desto deutlicher konnte Maya einen kleinen
Hügel ausmachen, der sich in einiger Entfernung von ihnen erhob. Von dort
vernahm sie die rasselnden Atemzüge. Maya vermutete den Drachen irgendwo hinter
dem Hügel verborgen. Stelláris wagte sich näher heran, und entsetzt erkannte
Maya ihren Irrtum. Was sie für einen Hügel gehalten hatte, war ein riesiges
Ungeheuer, das zusammengekringelt schlief. Seine Schuppenplatten schillerten
rotgolden. Den Kopf hatte es unter einem Flügel vergraben. Die Flanken hoben
und senkten sich rhythmisch im Takt, und ab und zu ertönte ein merkwürdiges
Schnorcheln. Bevor Stelláris mit der Flamme weiterhuschte, nahm Maya ein
weiteres Detail wahr, das sie beinahe übersehen hätte. Sie erstarrte. Der
Drache hatte nicht einen Kopf
seitlich unter seinen Körper geschoben, es waren drei !
»Hast du das auch gesehen?«, wisperte sie so
leise wie möglich in Larins Ohr. Sie wollte Fiona nicht panisch machen.
»Hmmm. Hab ich.«
»Was tun wir denn jetzt?« Maya hatte Mühe, ihre
Stimme einigermaßen normal klingen zu lassen.
»Ich weiß es nicht«, raunte Larin zurück. »Wir
können unmöglich gegen dieses Monster kämpfen. Wir hätten nicht den Hauch einer
Chance. – Oh, nein!«
Die kleine blaue Flamme war inzwischen fast
nicht mehr zu sehen, Stelláris war nur noch ein schwach beleuchteter,
schemenhafter Schatten in der Ferne. Er stand ein großes Stück rechts hinter
dem Drachen und schien sich in einen besonders gesicherten Bereich vorgewagt zu
haben. Rotes Licht flammte auf und erhellte diesen Teil der Höhle. Ganz
deutlich erkannte man eine mannshohe schlanke Säule aus schwarzem Marmor.
Zuoberst leuchtete eine Kristallflasche mit einer roten Flüssigkeit.
Stelláris sprang zurück. Das blaue Feuer in
seiner Hand erlosch, doch im roten Lichtschein war er nun deutlich zu erkennen.
»Der Drache bewegt sich«, stöhnte Maya.
Der Elf hastete zu ihnen zurück. »Das ging
schief«, stieß er hervor. »Wir müssen hier raus!«
Sie stürzten auf die Tür zu. ›Es ist falsch‹,
dachte Maya. ›So kann es nicht enden. Irgendetwas muss geschehen, wir können
jetzt nicht einfach davonlaufen.‹
»Sie lässt sich nicht
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