Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
guten Freund zurückdenken. Er wohnt in unseren Herzen.«
Max schluchzte leise und Maya fühlte, wie ihr die Tränen über das Gesicht
liefen. Sie nahm Max’ Hand in ihre und drückte sie.
»Treten wir ein Stück von der Säule zurück«,
sagte der Elf. Ruhig legte er den Pfeil auf die Sehne, zielte und schoss.
– TSCHAK! Der Pfeil traf die gläserne Flasche genau in der Mitte. Mit
einem hohen Klirren prallte er an ihr ab und fiel zerbrochen zu Boden.
Rundum erklang ein entsetztes Aufstöhnen.
Stelláris holte ungerührt einen zweiten Pfeil hervor. »Das ist kein Grund zur
Sorge. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass ich derjenige sein würde,
der das Elixier endgültig zerstört … Maya, komm bitte her. Du hast die drei
Namen des Drachen benutzt. Du wirst auch diejenige sein, die die
Kristallflasche herunterschießt.«
»A-aber ich kann gar nicht Bogenschießen!«
»Ich helfe dir.« Stelláris zeigte Maya, wie sie
den Bogen halten musste. »Leg den Pfeil so auf die Sehne, dass er nicht
verrutscht. Halte ihn mit den Fingern fest … so. Und nun spanne den Bogen.«
»Uups, das geht schwer!« Maya hatte nicht
erwartet, dass man so viel Kraft benötigte, um einen Bogen zu spannen.
Stelláris stand hinter ihr. Er überprüfte genau
die Flugrichtung. »Noch ein wenig mehr spannen – dann lass den Pfeil los
– jetzt!«
TSCHAK.
Der Pfeil zischte durch die Luft. Er fegte die
Kristallflasche vom Marmorsockel. Sie wurde mitgerissen und meterweit durch die
Luft katapultiert, bis sie auf dem harten Steinboden in tausend Stücke
zerbarst. Die unheilvolle, blutrote Flüssigkeit spritzte umher, große und
kleine Tropfen flogen mit vielen glitzernden Glassplittern durch die Luft,
fielen zu Boden und vermischten sich mit dem Staub.
»Es ist geschehen«, sagte Stelláris.
Einen Augenblick herrschte Stille. Dann brach
der Jubel los. Maya stand immer noch verdattert da und schaute auf die dunkle
glänzende Flüssigkeit am Boden, die zischend und dampfend allmählich im
Felsboden versickerte. Sie brauchte Zeit, um es zu fassen. Das Elixier, mit dem
der Schattenfürst seine Unsterblichkeit sichern wollte, war vernichtet.
»Guter Schuss!« Larin nahm ihr strahlend den
Bogen aus der Hand und reichte ihn an Stelláris weiter. Er packte sie unter den
Armen, zog sie an sich und wirbelte sie im Kreis herum.
»Uh.« Maya kam schwankend auf ihre Füße zu
stehen. Ihr war schon wieder schwindlig. Sicherheitshalber hielt sie sich an
Larins Schultern fest. Irgendetwas rempelte sie an. Das war Max. Er sprang wie
ein Gummiball durch die Gegend.
»Max«, quietschte Fiona. »Du hättest mich fast
umgerissen!« Aber sie lachte dabei. »Maya, es ist unglaublich! Es ist
tatsächlich zerstört!« Fiona kam, um die Freundin zu umarmen. Larin ließ Maya
los. Sie fühlte sich ganz benommen.
»Wir können nun nach Hause«, lachte Fiona unter
Tränen.
»Jaaa …« Maya seufzte. »Das hört sich gut
an.« Sie sah die weißen Häuser von Eldorin im frischen, vom Morgentau benetzten
Grün des Elfenwaldes vor sich. Fast meinte sie, den süßen Duft der Waldblumen
riechen zu können und das zarte Flügelschlagen der Glimmerfeen zu vernehmen.
»Maya?« Larin berührte sie sanft am Arm.
»Stelláris hat uns etwas zu sagen.«
»Ach ja … genau.« Maya erinnerte sich. Unbehagen
stieg in ihr hoch. Stelláris hatte vorhin die Bergelfen belauscht, und
irgendetwas hatte ihn sehr beunruhigt.
»Ich habe vorhin, als ich den Bergelfen zuhörte,
etwas … Ungewöhnliches erfahren«, begann er zögernd. Maya fiel auf, dass er
dabei Larin nicht aus den Augen ließ, und ihr Magen krampfte sich plötzlich
zusammen. »Sie sprachen über einen … neuen Zusatz für das Elixier des
Schattenfürsten. Ihr wisst, dass das Elixier noch nicht vollkommen war … Er war
nach wie vor auf der Suche nach dem Bestandteil, der ihm wirklich die
Unsterblichkeit bringt.« Stelláris’ Blick war weiterhin auf Larin geheftet. Er
atmete tief durch. »Er hatte die Idee, königliches Blut hinzuzufügen. Er wollte dich . Du bist der Einzige noch
Lebende aus dem alten Königsgeschlecht. Darum lockte er dich aus Eldorin fort – es gehörte zu seinem Plan. Wir wissen
jetzt sicher, dass Caiman dich nicht einfach nur damit quälen wollte, als er
dir den Hinweis gab, dass der Feind Eldorin einzunehmen drohte. Es steckte mehr
dahinter. Der Schattenfürst selbst war die treibende Kraft, die dich aus
Eldorin weglockte.«
»Er wollte mein Blut verwenden?«
»So sagten
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