Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
nicht, kriegt ihr den Ärger eures
Lebens.« Larin warf einen Blick in Richtung Mayas Hand. »Diese Heimleiterin ist
eine bösartige Frau.«
Max zuckte mit den Schultern. »Ja, sie ist nicht
so der Kuscheltyp«, erklärte er leichthin und sorgte damit für beträchtliche
Erheiterung.
»Nun, du würdest den gleichen Ärger kriegen«,
warf Fiona an Larin gewandt ein. »Du gehörst ja auch irgendwie hierher.«
»Ich habe noch nie hierher gehört.« Er sah auf
einmal sehr finster drein. »Versteht das bitte nicht falsch – ich bin
froh, dass ich euch getroffen habe, aber es ist hier so … so völlig
anders …«
»Klar ist es anders.« Max verdrehte die Augen.
»Die zwei Gruseltanten Säuerlich und Olm-Grottendunk sind ja so was von
anders …« Er verzog das Gesicht zu einer hässlichen Fratze und schüttelte
sich in gespieltem Entsetzen. Die anderen lachten.
»Was genau meinst du damit – was ist hier
so anders?«, fragte Maya. »Anders, weil du vermutlich noch nie in einem
Waisenhaus warst, oder anders … na ja …«
Während sie nach Worten suchte, trat er auf sie
zu. Er zog etwas aus seiner Hosentasche und hielt es hoch, als wäre es ein
äußerst kostbarer Schatz. Die Mädchen und Max starrten darauf. Es war der Stab,
den er plötzlich in der Hand gehalten hatte, als es mit der Gang Ärger gab.
»Was ist das?«, wollte Max wissen.
»Daran«, sagte Larin, »erinnere ich mich. Es ist
ein Zauberstab.«
Fiona starrte ihn schockiert an, und Max gab ein
rätselhaftes »Wadaswassis« von sich. Maya fing sich als Erste.
»Wie kannst du das wissen?«
Larin lächelte. »Ich weiß es einfach«, sagte er
schlicht. »Vielleicht habe ich ihn nicht wie die anderen Dinge vergessen, weil
ich ihn bei mir trage. Er scheint wie eine Verbindung irgendwohin zu sein. Aber
er funktioniert nicht mehr. Ich kann damit nicht mehr zaubern.«
Max war vollkommen aus dem Häuschen. »Mit dem
Ding kann man wirklich zaubern? Cool! Kann ich das auch? Zeig mal, vielleicht
klappt’s ja bei mir?« Er streckte seine Hand aus, aber Larin bremste seine
Begeisterung.
»Ich fürchte, das klappt nicht.«
Maya deutete auf den Zauberstab. »Da sind ja
Zeichen eingeritzt! In einer ganz feinen Schrift!«
Larin hielt ihn ihr hin. »Möchtest du ihn
nehmen?«
»Ja.« Fast ehrfürchtig nahm ihn Maya in die
Hand. »Er ist wunderschön.« Sie drehte ihn hin und her. »Ich kann die Schrift
nicht lesen.«
»Ich hab total gute Augen«, beteuerte Max
eifrig. »Bestimmt …«
»Nein, das meinte ich nicht. Ich kann nicht
lesen, was da steht, weil es in einer fremden Sprache geschrieben ist.« Maya
sah Larin fragend an.
»Leider.« Larins Stimme klang traurig. »Ich weiß
auch das nicht mehr. Ich kann dir die Bedeutung nicht sagen. Ich habe das
Gefühl, dass ich diese Schrift gut kenne, aber es ist, … wie wenn du eine Sache
durch dunkles Glas ansiehst, verstehst du? Du erkennst undeutlich irgendwas,
aber du siehst es nicht richtig. Es ist zum Verrücktwerden.«
»Ob der aus einem normalen Baum geschnitzt ist?«
Fiona runzelte die Stirn und griff nach dem Stab, als könne er sie beißen.
Vorsichtig untersuchte sie ihn. »Es ist auf alle Fälle ein ziemlich hartes Holz
… und unglaublich biegsam«, stellte sie überrascht fest.
»Das muss es auch sein«, sagte Larin,
»schließlich muss er in die Tasche passen.« Er steckte ihn wieder ein. »Wir
müssen noch einiges planen. In etwa einer Stunde müssen wir zum Abendessen
erscheinen.«
»Ja, zum Beispiel, was wir zu essen mitnehmen«,
rief Max bestens gelaunt.
»Fresssack.« Maya knuffte ihn in die Rippen.
Max beachtete sie nicht. »Wir müssen eine
falsche Spur legen!«
»Hm.« Maya dachte nach. »Wir könnten besonders
auffällig den Busfahrplan studieren, der in der Halle hängt. Dann nimmt
hinterher jeder an, dass wir eine Verbindung in die nächste Stadt rausgesucht
haben. Niemand wird denken, dass wir in die ganz andere Richtung, ins Gebirge,
unterwegs sind.«
»Gute Idee!« Fiona klopfte ihrer Freundin auf
die Schulter, und Larin nickte anerkennend.
»Wann hauen wir ab?«, wollte Max wissen.
»Auf alle Fälle nicht in der Nacht«, sagte Larin
sehr bestimmt. »Selbst wenn wir genug Lampen besorgen könnten, wäre es einfach
zu gefährlich. Es ist nachts stockdunkel in den Bergen, und wir könnten
abstürzen.«
»Dann gehen wir eben kurz vor Sonnenaufgang«,
schlug Fiona vor.
»Nein, ich denke, dass wir da ein ziemliches
Risiko eingehen würden. Wenn nur einer aufwacht,
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