Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
einem
Pferderücken und habe trotz des Regens ein starkes Rauschen gehört. Ich konnte
das Geräusch damals nicht zuordnen, aber das muss der Wasserfall gewesen sein,
von dem ich später geträumt habe. Mir war ziemlich schummrig, ich hatte nicht
gerade das beste Zeitgefühl. Trotzdem bin ich sicher, dass es nicht lange
gedauert hat, bis wir an einem gewaltigen Felsbrocken vorbeiritten. Der ist mit
Sicherheit bereits von Weitem gut zu sehen. Wenn wir den gefunden haben, finden
wir auch den Wasserfall. Er fiel mir auf, weil er seltsam geformt war –
wie ein Gesicht mit einer riesigen Nase.«
Maya schmunzelte. »Einen Felsbrocken zu finden,
der aussieht wie unsere entzückende Säuerlich, das dürfte nicht allzu schwierig
sein.« Sie atmete tief durch. »Ich bin so froh, dass du mitkommst, Fiona.«
»Na
ja, du bist meine einzige Freundin hier!«
»Danke«, warf Max spitz ein.
»Aber … nein, so war das doch nicht gemeint! Du
bist ja schließlich kein Mädchen .«
»Yeah«, verkündete Max zufrieden, »da bin ich
noch mal davongekommen. Hab echt Schwein gehabt, dass ich keines bin.«
Fiona boxte ihn so energisch in die Seite, dass
er rückwärts vom Sessel fiel.
»He!« Max rappelte sich auf und klopfte mit
gespielter Entrüstung die Staubflusen ab. Er drapierte sich betont würdevoll
auf dem Melkschemel. »Da haben wir’s. Mädchen zetteln ständig Schlägereien an.«
»Entschuldigung!« Fiona war über sich selbst
erschrocken. »Ich bin ganz durcheinander.«
Maya lachte und nahm ihre Freundin in den Arm.
»Das gibt sich. Du musst wirklich keine Angst haben. Überall ist es besser als
hier. Und wir sind zusammen.«
»Da hast du recht.« Ausgesprochen überzeugt
klang Fiona nach wie vor nicht.
»Also«, ließ sich Max vernehmen, »erst
begleiten wir Larin zu dem Felsen, der wie die Säuerlich aussieht, damit er
sein Gedächtnis wiederfindet«, er kicherte, »ich hab gehört, so was kann durch
einen Schock ausgelöst werden, da ist dieser Säuerlichfelsen genau richtig
– und dann tauchen wir unter. Die paar Jährchen, bis wir an deine Kohle rankommen,
Fiona, überstehen wir locker.«
Diese Bemerkung entlockte sogar Fiona ein
Lächeln.
»Ihr habt gedacht, ich übertreibe, stimmt´s?
Tsts.« Max schüttelte vorwurfsvoll den Kopf, dann grinste er breit. »Die Knete
kommt von meiner Großtante. Die überweist mir regelmäßig was. Ich hab’s
gespart. Was soll ich mir hier schon kaufen? – Wahrscheinlich wollte sie
mit dem vielen Geld ihr schlechtes Gewissen beruhigen«, stellte er sachlich
fest.
»Du hast eine Großtante?«, fragte Maya
verblüfft. »Die hast du nie erwähnt.«
Max hüstelte. »Sie wollte mich nicht. Ich war
ihr wohl zu anstrengend. Na ja, sie ist uralt und ich erinnere mich, dass sie
einen fetten Mops hatte, dem zog sie immer Kleidchen an. Ist vielleicht ganz
gut, dass ich da nicht wohnen muss. Dein mopsfreies Ferienhaus ist mir lieber,
Fiona.«
»Zu meinem mopsfreien Ferienhaus werden wir
allerdings ein paar Tage brauchen. Zumal wir in die entgegengesetzte Richtung
loslaufen, wenn wir vorher mit Larin diesen Wasserfall suchen. Wir müssen alles
genau durchdenken, sonst werden wir bereits unterwegs geschnappt.«
Maya zog die Stirn in Falten. »Nun, so übel ist
es gar nicht, erst nach Süden ins Gebirge zu gehen. Eben weil es unsinnig ist,
vermutet uns da keiner. Die nehmen bestimmt an, dass wir so schnell wie möglich
die nächste Großstadt erreichen wollen.«
»Die Nächte in den Bergen sind kalt«, gab Fiona
zu bedenken. »Wenn wir Larins Rätsel gelöst haben, müssen wir irgendwo übernachten können. Erinnert ihr euch an
die Hütten auf unseren Wanderungen?«
»Klar, bei einer musste ich ständig kotzen«,
strahlte Max.
»Du hattest dich überfressen«, sagte Fiona
missbilligend.
Larin ging zum Fenster, öffnete es und ließ die
hartnäckige Fliege hinaus, die es noch immer nicht aufgegeben hatte, sich
geräuschvoll gegen die schmutzige Scheibe zu stürzen. Erleichtert brummte sie
im Zickzackflug davon.
Max grinste. »Die hat’s schon geschafft. Wobei
ich nicht mit ihr tauschen möchte, die hat jetzt bestimmt tierisch
Kopfschmerzen.«
Larin sah der Fliege hinterher. »So leicht wird
es für uns nicht werden. Was wir vorhaben, ist nicht ganz ungefährlich.«
»Im schlimmsten Fall erwischen sie uns«, sagte
Maya. »Vielleicht würde dann die Öffentlichkeit auf die Zustände im Waisenhaus
aufmerksam werden, und die Säuerlich wird rausgeworfen.«
»Aber falls
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