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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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prusteten erneut los, als sie sich die Szene
vorstellten. Es dauerte einige Zeit, bis sie in der Lage waren, sich zu
verabschieden.
    In der Nacht schlief Fiona schlecht. Maya wachte
auf, weil ihre Freundin im Schlaf um sich schlug und wimmerte. Sie schüttelte
sie, bis Fiona hochfuhr und sich kerzengerade hinsetzte.
    »Es war grauenvoll! Ich will gar nicht mehr an
den Traum denken!«, jammerte Fiona. Maya nahm sie in den Arm. »Ist schon
gut …«, murmelte sie. Etwas Klügeres fiel ihr gerade nicht ein, aber es
schien Fiona zu beruhigen, denn sie rollte sich zusammen, und Maya erkannte an
ihren regelmäßigen Atemzügen, dass sie bald darauf eingeschlafen war.
    Jetzt lag Maya wach. Sie konnte sich sehr wohl
vorstellen, was Fiona in ihre Träume verfolgt hatte. Maya grübelte. Sie hoffte,
dass sie ihre Entscheidung nicht bereuten. Wer konnte wissen, wohinein sie hier
geraten würden? Dabei war es für sie selbst von Anfang an klar gewesen, sie
hätte nirgendwo anders mehr sein wollen. Aber Fiona? Manchmal ließ die sich
einfach mitreißen. Dabei hatte keiner von ihr erwartet, sich sofort zu
entscheiden. Maya gähnte. »Ich muss noch mal mit ihr reden … morgen …«
Dann war auch sie wieder eingeschlafen.

 
    Ein
schwarzer Schatten löste sich aus der Dunkelheit. Zwei gelbe Augen glühten böse
auf. Das Wesen roch nach wie vor das Blut. Bislang hatte es seinen Durst nicht
stillen können. Es stieß ein dumpfes Knurren aus und lief, die Nase dicht am
Boden, durch den Wald. Schnell und fast geräuschlos glitt es dahin. Töten und
zerfetzen, das Blut der Wehrlosen trinken. Dafür schlug sein Herz. Dafür war es
geboren. Diesmal verfolgte es einen bestimmten Plan. Es hatte seinen Auftrag
noch nicht erfüllt, aber es spürte, dass es seinem Ziel immer näher kam.

 

Unterricht
    Maya blinzelte. Sie brauchte ein bisschen Zeit, bis der
Schleier verschwand, der sich über ihr Bewusstsein gelegt hatte, und sie klar
erkannte, wo sie sich befand.
    Sie lag in ihrem Bett, eingehüllt in eine weiche,
kuschelige Decke und schaute in den Himmel über sich. Sie fand es immer noch
seltsam, in einem warmen geschützten Raum zu liegen und direkt in den freien
Himmel zu blicken. Diesmal sah es noch merkwürdiger aus, denn winzige
schimmernde Regentropfen fielen wie Perlenschnüre auf sie herab, ohne dass sie
sie erreichen konnten. Sie schienen sich über ihr ihn Luft aufzulösen.
    Jetzt erkannte Maya, von wem sie geweckt worden
war. Eine kleine Glimmerfee, die wohl Herr Bombus hereingelassen hatte (denn
nachts lockte er die Feen ja mit Beerenwein aus den Schlafzimmern fort),
schwirrte soeben auf die andere Seite des Bettes und flatterte dort Fiona um
die Nase. Fiona grunzte unwillig und drehte sich auf die andere Seite. Die
Glimmerfee setzte sich auf ihr Ohr und pustete hinein. Fiona quiekte und zog
sich die Decke über den Kopf.
    Maya musste lachen. Sie setzte die Glimmerfee,
die nun versuchte, unter die Bettdecke zu kriechen, vorsichtig auf ihr Kissen.
Dann zog sie Fiona die Decke weg.
    »Aufstehen! Heute ist Schuuule!«
    »Hrmpf. Was?«
    »Ich sagte, heute ist Schule, und wir kommen zu
spät, wenn du nicht bald aufstehst.«
    »Ups.« Fiona war mit einem Satz aus dem Bett.
»Sag’s doch gleich!«
    Maya gluckste und verschwand im Badezimmer.
    Sie beeilten sich, und sie schafften es in
Rekordzeit, am Frühstückstisch zu erscheinen.
    Es war ein gutes Gefühl, behaglich im Wohnzimmer
zu sitzen und bläulich dampfenden Tee zu schlürfen, während draußen der Regen
unaufhaltsam niederfiel. Luna und Stelláris hatten schon gefrühstückt –
sie standen offensichtlich immer sehr früh auf – und Elysander hatte bei
einem Freund übernachtet und war noch dort. Sie hörten Max verschlafen die
Treppe heruntertappen, während er mit dem erregt brummenden Herrn Bombus
diskutierte.
    »Nein, zwölf von den Glimmerdingern sind einfach
zu viel, zwei hätten völlig ausgereicht!«
    Herr Bombus murmelte irgendeine Antwort, die sie
nicht verstanden, und schoss dann aufgelöst an ihnen vorbei in Richtung Küche.
Er hätte dabei beinahe eine Glimmerfee umgeflogen und prallte vom Türrahmen ab.
Max stapfte ins Zimmer und ließ sich genervt auf einen Stuhl fallen.
    »Er hat doch tatsächlich ein Dutzend von diesen
Glimmerfeen auf mich gehetzt, als ich gerade so wunderbar schlief. Ich hab erst
im Bad gemerkt, dass sich eine in meinem Schlafanzug verheddert hatte –
das Biest hat mich gebissen.« Er zog sein Hemd hoch und beäugte empört

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