Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
eine
Stelle an seinem Bauch.
Maya und Fiona grinsten sich über den Tisch
hinweg an.
»Hey, es gibt Honigkuchen!« Max hatte seinen
Ärger gleich wieder vergessen und lud seinen Teller voll.
»Hast du schon gesehen, Luna hat uns Schulsachen
in einer Tasche hingestellt!«, wollte Fiona von Max wissen.
»Nö, aber daff ift nett.« Max hatte zu dem
Honigkuchen in seinem Mund eine große Portion Himbeermus gesellt, und für beide
wurde es wohl ein wenig eng. Er schluckte verzweifelt, als Luna mit Larin
erschien.
»Guten Morgen!« Larin setzte sich zu ihnen an
den Tisch und klopfte Max auf die Schulter. »He, Max, es gibt hier jeden Tag
etwas zu essen, du musst es nicht auf Vorrat tun.«
Luna nahm ebenfalls Platz. »Ich habe gestern mit
Waltraud und Wilbur wegen der Schule gesprochen. Wir denken, ihr solltet euch
in Ruhe die verschiedenen Fächer ansehen. Wilbur hat inzwischen mit den anderen
Lehrern geredet. Sie wissen nun über eure Situation Bescheid und erwarten
nicht, dass ihr euch in der ersten Zeit am Unterricht beteiligt. Die meisten
Lehrer haben sich bereit erklärt, euch privat zu unterrichten, wenn ein Gebiet
für euch neu ist.
Jetzt wünsche ich euch einen gesegneten Tag.«
Sie stiegen hinter Larin die Stufen zum Haus in
der Linde hinunter. Fiona hatte heute sicherheitshalber gleich auf ein langes
Kleid verzichtet und wie Maya eine Hose ausgesucht, da sie nicht wusste, was an
diesem Tag alles auf sie zukam.
Die Schultasche fühlte sich angenehm an. Sie war
aus hellem lederähnlichem Material und unerwartet leicht, obwohl sie dem Inhalt
nach schwerer hätte sein müssen. Fiona hatte kurz hineingespäht. Soviel sie
erkannt hatte, steckten ein paar dicke Bücher, Hefte, Tinte und eine
schillernde Schreibfeder darin.
Luna hatte ihnen Umhänge mit Kapuzen in den
Farben des Waldes geschenkt, die den Regen abhielten. Auf ihrem Weg durch
Eldorin sahen sie ein paar junge Elfen, die ebenfalls zur Schule liefen und
ihnen freundlich zulächelten.
»Gehen die mit uns in eine Klasse?«, fragte Max
interessiert.
»Die Älteren von ihnen jedenfalls«, antwortete
Larin. »Allerdings nicht an jedem Tag, das hängt von den Fächern ab. Weil es
hier insgesamt nicht viele Schüler gibt, von den Elfen gehen ja nicht alle zur
Schule, sind wir vier gemeinsam in einer Klasse. Die Jüngeren werden getrennt
von uns unterrichtet.«
»So ein Glück, dass ich mich nicht mit dem
grünen Gemüse herumärgern muss«, bemerkte Max.
»Das grüne Gemüse ist dir in einigem voraus«, betonte
Larin.
»Ach«, sagte Fiona bestürzt, »erinnere mich
nicht daran! Ich werde überall schrecklich auffallen, weil ich von nichts eine
Ahnung habe.«
»Das stimmt nicht«, versuchte Larin sie zu
beruhigen. »Die naturwissenschaftlichen Fächer zum Beispiel kennst du, und ich
habe gesehen, wie gut du darin bist. Kein Mensch oder Elf oder sonst wer
erwartet, dass du zaubern kannst oder so was.«
»Sonst wer?« Max hatte ein Ohr für interessante
Dinge und bohrte sofort nach. »Welchen Sonst-wer-Lehrer haben wir denn?
Vielleicht doch einen Wassermann?«
»Kein Wassermann.« Larin grinste.
Im Garten des Hauses von Familie Ägidius stand
Waltraud und harkte die Beete. Sie winkte ihnen strahlend zu und wünschte ihnen
einen guten Schultag. Maya war sicher, dass Waltraud absichtlich im Garten
gearbeitet hatte, um ihnen ihre besten Wünsche für diesen Tag mitgeben zu
können. Sie bedankte sich herzlich. Wie nett Larins Mutter doch war! Ihre
Gedanken schweiften zu Luna. Wie selbstverständlich und liebevoll hatte sie sie
aufgenommen, was hatte sie ihnen alles geschenkt! Mayas Herz krampfte sich
zusammen. Sie würde ihr das nie vergelten können.
»Hier«, Larin deutete auf ein winziges schräges
Haus, das aussah, als würde es jeden Moment zusammenbrechen, »wohnt Professor
Hyronimus Frankenberg. Er ist Erfinder und ein wenig seltsam. Und er ist unser
Lehrer für Chemie und Alchimie, Astronomie und Zauberkunst.«
»Das sieht man.« Fiona starrte auf das Haus. Es
war wie die anderen Häuser aus hellem Stein erbaut, allerdings hatte
immergrüner Efeu die Fassade vollständig erobert. Die Tür war in einem dunklen
Lila gestrichen, und von den himmelblauen Fensterrahmen blätterte die Farbe.
Die Vorhänge hingen schlapp herunter, und aus dem Schornstein stieg dicker
gelber Rauch auf. Das Haus war von einem pflanzenüberwucherten Garten umgeben,
in dem ein riesiges Modell der acht Planeten mit ihren Monden aufgebaut war.
Die Himmelskörper
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