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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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bewegten sich rund um das Gebäude; sie schwangen sich
umeinander kreisend hoch hinauf und sanken wieder nach unten. Staunend erkannte
Maya, dass sich die Gestirne alle so um das Haus drehten, wie sie es in
Wirklichkeit um die Sonne taten. Eine schwarze Katze spazierte durch den
Garten, wich geschickt dem Planeten Saturn aus und hieb mit der Pfote
spielerisch gegen einen seiner Ringe. Schließlich blieb sie vor der Haustür
stehen, wo sie maunzend Einlass begehrte. Seltsame Pflanzen wuchsen im Garten;
Maya entdeckte eine Kletterpflanze mit gezähnten Blättern und grünen Schoten,
die an einem Gerüst aus Holzpfählen emporrankte.
    »Da wachsen ja die Drachenschoten!«
    »Ja«, bestätigte Larin, »das ist eine
Drachenwurz. Sie ist recht selten. Außer Professor Frankenberg besitzt nur Frau
Hortensia Hage-Beauté eine. An manchen Vormittagen unterrichtet sie Pflanzen-
und Heilkräuterkunde und Tierkunde, aber ansonsten führt sie mit ihrer
Schwester Rosa zusammen einen kleinen Laden, wo sie alles Mögliche verkauft
– auch das, was die Waldwichte ihr liefern. Der Laden ist ein Stück die
Straße hoch gegenüber der Schule.«
    Sie setzten sich wieder in Bewegung. Maya war
ganz schummrig zumute. Jetzt hatte sie noch keinen Fuß in die Schule gesetzt,
und schon gab es die unglaublichsten Sachen. Das Modell der acht Planeten hatte
ihr ziemlich zugesetzt. Als die ersten Schüler Larin entdeckt hatten und auf
ihn zustürmten, hielt sie sich mit Fiona ein wenig abseits. Offensichtlich
sahen ihn manche seiner Klassenkameraden heute zum ersten Mal, seit er
verschwunden gewesen war. Sie umringten ihn, und Max wich nicht von Larins
Seite.
    Larin, Max und die schnatternde Schülerschar
blieben vor dem Schulhaus stehen. Es war ein rechteckiger Bau mit einem
angrenzenden Hof, der von einer Mauer mit einem großen schmiedeeisernen Tor
umgeben war. Die beiden Flügel des Tores standen einladend offen.
    »Komm, wir sehen uns kurz um.« Maya zog Fiona
auf die andere Straßenseite, wo sie das Haus der Schwestern Hage-Beauté
entdeckt hatte. Es beherbergte im Erdgeschoss den kleinen Kramladen, wohin die
Waldwichte ihre Fünf-Achtel-Stäbe und andere kuriose Dinge verkauften. Maya und
Fiona betrachteten durch die zwei großen Fensterscheiben fasziniert die
Auslagen. Da gab es eine enorme Auswahl an Kräutertees, Pflanzensamen und
Süßigkeiten, das meiste war liebevoll in bunte Blechdosen oder Papiertütchen
verpackt. An manchen Waren hingen Hinweisschilder. Es fanden sich Lebensmittel
(›Käse mit Schweißfußaroma‹) zwischen Keramikgeschirr (›unkaputtbar‹), und wild
gemusterte Strickmützen (›mit Anti-Juck-Imprägnierung‹) neben Kochtöpfen (›mit
Warnton gegen Anbrennen). Es gab Regenschirme (›lautes Weinen beim
Verlorengehen‹), Einschlafhilfen (›korrektes Schafezählen für
Fortgeschrittene‹), Kuckucksuhren (›mit echtem Kuckuck‹) und Hundeleinen
(›automatisches Gassigehen‹).
      »Ich
glaube, wir sollten wieder zu den anderen gehen«, sagte Maya schwach, und sie
überquerten abermals die Straße, wo Larin und Max nun allein vor dem Schultor
standen und auf sie warteten.
    »Wir wollten euch gerade rufen«, sagte Max
bestens gelaunt. »Die Schule fängt gleich an.«
    Maya und Fiona trabten hinter den beiden Jungen her.
Sie gingen durch das schmiedeeiserne Tor und durch den gepflasterten Innenhof,
der mit zwei Goldulmen bepflanzt war. Drei Stufen führten zu der schlichten
Eingangstür hinauf, die ebenfalls offen stand. Über der Tür war als einziger
Schmuck ein Wappen angebracht. Ein weißes Einhorn war darauf abgebildet, das
auf den Hinterbeinen stand. Hinter dem Einhorn war ein üppiger smaragdgrüner
Baum zu sehen. Larin deutete darauf. »Das ist das Wappen des Königreichs
Amadur.«
    Ihre Schritte hallten auf den Natursteinplatten
des kurzen Flures. Sie wandten sich nach links, und Larin trat als Erster durch
die offene Tür ins Klassenzimmer. Max drängte ungewohnt eifrig hinterher, was
Maya schmunzeln ließ. Sie selbst war nicht ganz so locker wie Max, und Fiona
war beträchtlich nervös, sie zwirbelte ständig eine Haarsträhne zwischen den
Fingern. Es war seltsam, in diesem so gänzlich anderen Land vor eine fremde
Klasse zu treten und zu wissen, dass man von den allermeisten Dingen hier keine
Ahnung hatte. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, wie Larin sich im
Waisenhaus gefühlt haben mochte, als er von vielen Dingen, die er eigentlich kannte , auch keine Ahnung mehr gehabt
hatte.
    Ein

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