Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Larin und Maya wollte er dann
doch nicht. Wie es aussah, machten die da gerade ein Wettrennen, und es schien,
als würde Maya gewinnen.
»Jaaah!« Maya streckte einen Arm in die Luft und
lachte. Sie ließ ihre Stute in eine gemäßigtere Gangart fallen.
Larin zügelte ebenfalls seinen Antares. »Wow,
das war echt gut!«
»Aber ich bin ein bisschen vor dir gestartet,
und mein Vorsprung war höööchstens eine halbe Pferdelänge.«
»Du warst trotzdem als Erstes bei der Hecke«,
sagte Larin anerkennend.
Maya strahlte ihn glücklich an. Ihr Herz raste
unaufhörlich, es wollte sich gar nicht beruhigen.
»Gib den anderen eine Chance aufzuholen.« Larin
ließ seinen Hengst in den Schritt fallen. Eine Zeitlang ritten sie schweigend
nebeneinander her.
Maya warf ihm einen Seitenblick zu, und ihre
Begeisterung schwand dahin. ›Er sieht wieder so bedrückt aus‹, überlegte sie
bekümmert. Die Freude an dem Ritt war verflogen. Maya seufzte.
»Was hast du?« Diesmal war es Larin, der sich
nach ihrem Befinden erkundigte. Maya runzelte die Stirn. »Eigentlich nichts.«
»Eigentlich?«
»Na ja, du hast
doch was.«
»Und deshalb schaust du so finster wie eine
Gewitterwolke?«
Maya musste grinsen. Schnell wurde sie wieder
ernst. Sehr leise bekannte sie: »Wenn es dir nicht gut geht, bin ich auch nicht
so gut drauf.« Sie biss sich auf die Lippen und vermied es, ihn anzusehen.
Larin sah sie überrascht an. »Ich dachte …
oh …«
Hinter ihnen ertönte gemächliches Hufgetrappel.
»Josie«, meinte Max, »hat mir gesagt, dass sie nicht wie eine Irre in der
Gegend herumrasen will.« Er tätschelte seiner Stute den Hals. »Schließlich ist
sie schon eine ältere Dame. Sie zieht ein gemäßigteres Tempo vor.«
Die anderen lachten. Auch Larin wirkte wieder
gut gelaunt.
»Sind wir überhaupt noch in Eldorin?«, fragte
Fiona plötzlich.
»Natürlich«, beruhigte Stelláris. »Wir sind
nicht so lange unterwegs, dass wir schon die Grenze erreicht hätten. Dort
drüben reiten wir in den Wald hinein, und danach müssen wir lediglich ein
Stückchen um die Felsen herum.«
Stelláris ließ seinen schneeweißen Hengst in
Galopp fallen und verschwand im Wald.
»Oh nein«, jammerte Fiona, »nicht im Wald
galoppieren, bitte!« Ihre Stute war ebenfalls in einen leichten Galopp
gefallen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Stelláris verlangsamte sofort
das Tempo. Er ließ seinen Orion zurückfallen und war mit Fionas Stute nun
gleichauf.
»Dann lass uns langsamer reiten. Weswegen
hattest du Bedenken? Du sitzt bereits recht sicher im Sattel.«
»Die … äh, Bäume. Sie kommen einem immer so
nah.«
Um Stelláris’ Mundwinkel zuckte es. »Der Weg ist
hier recht breit. Deine Stute läuft nicht gegen die Bäume.«
Max hatte ebenfalls keine Lust darauf, im Wald
schneller zu reiten, und so ließen Larin und Maya als Einzige ihren Pferden die
Zügel frei. Sie rasten nebeneinander her und erreichten viel früher als die
anderen eine zauberhafte Lichtung, die mit blauen Glockenblumen und süß
duftendem Waldmeister übersät war. Sie war in ein weiches dunstiges Licht
getaucht.
Atemlos zügelte Maya ihre Stute.
»Ist das hübsch hier! Sind wir deswegen
hergekommen?«, fragte sie.
»Nein, aber wir müssen die Pferde hier lassen,
ab jetzt wird der Weg zu schmal und felsig für sie.«
Die beiden sattelten Antares und Hyadee ab,
damit sie bequemer das üppige saftige Gras rupfen konnten und betraten einen
schmalen Waldpfad, der tatsächlich immer steiniger wurde. Nach einiger Zeit
hörte Maya das Rauschen von Wasser. Die Bäume wurden lichter, bis sie
schließlich einen kleinen See erreichten, der von einem Wasserfall gespeist
wurde. Ein Wildbach schlängelte sich zwischen großen aufgetürmten Steinen
hindurch und schäumte dann hinab in den See. Larin half Maya über ein paar
gewaltige Brocken hinweg, bis sie am Rand des Gewässers ankamen. Seine
steinigen, mit glitschigem Silbermoos bewachsenen Uferwände fielen etwa
mannshoch senkrecht ab. Um den kleinen Wasserfall herum war die Seeoberfläche
aufgewühlt, doch ansonsten ruhig und wellenlos. Lichtreflexe tanzten darauf und
erschwerten das Sehen; in der Tiefe meinte Maya grüne und bläuliche Schatten zu
erkennen. Sie beugte sich hinab und starrte angestrengt auf die glänzende
Fläche unter ihr. »Was ist das? Irgendetwas ist dort unten, es sieht aus wie
schwimmender Seetang.«
»Ich werde dir zeigen, was dort ist.« Larin zog
sein Hemd aus und streifte seine Schuhe ab.
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