Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Maya war erstaunt, wie muskulös er
war. Dann fiel ihr auf, dass sie ihn anstarrte, und wandte rasch den Blick ab.
Ihre Wangen brannten bei dem Gedanken, dass er es bemerkt haben könnte. Bemüht,
nun ja nicht auffällig hinzusehen, schaute Maya nur noch suchend auf das
blitzende grünblaue Etwas unter ihr und bekam gar nicht mit, dass Larin sich
vom Felsen abstieß, um mit einem Kopfsprung ins Wasser zu tauchen. Sie zuckte
vor dem aufspritzenden Nass zurück und musste dann über sich selber lachen. Ihr
Lachen ging in ein erschrockenes Keuchen über, als Larin wieder auftauchte.
Er war nicht allein. Ein zweiter Kopf durchbrach
die Wasseroberfläche, und noch ein dritter erschien. Waren das Wasserelfen?
Nein, das mussten Nixen sein. Sie hatten sehr blasse Gesichter mit einer leicht
bläulichen Färbung und schienen blutleer – vielleicht war ihr Blut ja
einfach nicht rot, sondern blau, überlegte Maya. Blau und grün war auch ihr
Haar. Es war glatt und lang und voller Tang und breitete sich nun im Wasser wie
ein Fächer um sie aus. Ihre Haut war – bis auf die Farbe – wie die
eines Menschen, doch Maya meinte zu erkennen, dass an ihren glänzenden Leibern
von der Brust abwärts grün schillernde Schuppen wuchsen wie bei einem Fisch und
sich kleine Teichmuscheln darauf festgesetzt hatten. Sie sagten kein Wort und
schauten Maya aus großen smaragdgrünen Augen fragend an. In diesen Augen lag
eine unglaubliche Tiefe, sie zogen einen in ihren Bann.
Larin lachte. »Komm mit herein. Sie tun dir
nichts. Sie sprechen nicht mit uns Menschen, aber sie können unsere Gedanken
fühlen.«
Das war Maya ein wenig unheimlich. Die Nixen
begannen, in großen Kreisen um Larin herum zu schwimmen. Drei weitere kamen
hinzu. Jetzt sah man deutlich den Fischschwanz an der Wasseroberfläche
aufblitzen.
Ȁhem, wie stellst du dir das vor? Ich habe doch
gar keinen Badeanzug dabei.« Maya verfärbte sich von hellrot zu dunkelrot.
Ȁh nein, aber du kannst ruhig mit deinen Sachen
ins Wasser. Das trocknet hinterher schnell in der Sonne.«
Maya zögerte. Aber es verlockte sie zu sehr, mit
den Nixen zu schwimmen. Sie zog ihre Schuhe aus und stand schließlich ratlos am
Felsrand. Sie entdeckte keine Möglichkeit, ins Wasser zu klettern, die
Uferwände waren steil und glitschig.
›Klasse, gleich seh ich aus wie eine Seekuh‹,
befürchtete Maya und setzte sich vorsichtig an den felsigen Rand.
»Hab keine Angst, ich bin ja da.« Larin war
unter ihr aufgetaucht und sah zu ihr hoch.
›Eben‹, dachte Maya. Ihr wäre lieber gewesen, er
hätte ihre unbeholfenen Versuche, ins Wasser zu kommen, nicht mitgekriegt. Sie
konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal schwimmen gewesen war.
Elegant hineinzuspringen wie Larin schied also aus.
»Du kannst doch schwimmen?« Das war ihm soeben
noch eingefallen.
»Hmm, so einigermaßen. Ich hatte nicht oft
Gelegenheit, es auszuprobieren.«
»WAS? Maya, dann lass es lieber! «
PLATSCH. Maya tauchte ein Stück unter. Dann
fühlte sie sich von starken Händen gepackt und an die Oberfläche gezogen.
»Bist du verrückt? Du kannst doch nicht
reinspringen, wenn du nicht schwimmen kannst!«
»Ich hab – nicht gesagt, dass ich –
es gar nicht kann, ich muss – mich nur – wieder daran erinnern«,
gurgelte Maya und hustete. »Du kannst – loslassen – es geht schon.«
»Sicher?«
»Ja!«
Sie machte ein paar paddelnde Schwimmbewegungen.
Es war gar nicht so einfach, mit Kleidung zu schwimmen. Ein Teil des Stoffes
blähte sich an der Wasseroberfläche um sie herum auf, ansonsten klebte er ihr
schwer am Körper und behinderte sie in ihren Bewegungen. Larin beobachtete sie
misstrauisch. »Nicht hektisch werden, gaaanz ruhig.« Er hielt sich dicht neben
ihr und war bereit, einzugreifen. Maya atmete tief durch. So langsam kam sie
mit dem vielen Wasser um sich herum klar. Ihr rasendes Herz beruhigte sich
allmählich. Sie bewegte sich ein Stückchen Richtung Seemitte.
Und dann waren auf einmal die Nixen da. Sie
umkreisten die beiden Menschen erst zögernd, dann schneller. Ein paar nahmen im
Wasser Anlauf und schossen heraus und flogen mit einem Salto in die Luft, um
anschließend fast lautlos zurück ins Wasser einzutauchen.
»Du scheinst ihnen zu gefallen.« Larin war immer
noch direkt neben ihr. Maya konnte die in der Sonne glitzernden Wassertropfen
in seinen schwarzen Haaren erkennen. Er hielt gerade so viel Abstand, dass sie
sich in ihren Bewegungen nicht gegenseitig behinderten. Gab es
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