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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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kommen.
    »Max wird sauer sein …«, murmelte sie,
»… und Fiona … wird einfach nur entsetzt sein.«  
    »Ich würde Fiona nie so einer Gefahr aussetzen«,
sagte Stelláris mit Nachdruck. »Sie ist tapfer, aber sie wäre vermutlich dem
nicht gewachsen, was sie erwartet.«
    »Wie sagen wir es ihnen?«, überlegte Maya.
    »Du wirst einen Brief hinterlassen. Alles andere
wäre nicht klug. Max könnte auf dumme Gedanken kommen.«

 
    Maya war gar nicht wohl dabei, ihre besten
Freunde zu hintergehen. Nicht nur, dass sie Fiona und Max heimlich verlassen
musste, belastete sie. Es war außerdem ein scheußliches Gefühl, Larin vor
vollendete Tatsachen stellen zu müssen. Aber sie verließ sich auf das Urteil
von Stelláris. Larin würde auf alle Fälle verhindern, dass sie mit ihm käme,
aus Angst, ihr könnte unterwegs etwas geschehen.
    Als sie daheim angelangt waren, zog Maya sich
mit der Bitte, allein bleiben zu können, auf ihr Zimmer zurück. Es war nicht
einmal nötig, einen Grund anzugeben, sie fühlte sich elend, und man sah es ihr
an. Sie war erleichtert, dass Fiona ihr tatsächlich nicht nachkam. Von Larin
war keine Spur zu sehen gewesen. Vermutlich tat er soeben das, was auch Maya
vorhatte: Er schrieb einen Abschiedsbrief.
    Stelláris versorgte Maya mit allem Nötigen. Sie
hatte eine leichte Satteltasche zum Packen von ihm bekommen und einen Beutel,
der unter anderem solche nützlichen Dinge enthielt wie das Kraut, das gegen den
Schrecken mit dem Grauen Schatten so gut geholfen hatte. Zusätzlich gab er ihr
ein scharfes Messer, das in einem Lederetui am Gürtel zu tragen war.
    Maya saß am Boden und betrachtete das Messer.
Seine Klinge glänzte. Sie fuhr mit einem Finger sanft über die scharfe Schneide
und stellte sich vor, es benutzen zu müssen. Brrrrr, scheußlich. Sie wollte
sich nicht vorstellen, es in jemandes Fleisch bohren zu müssen. Das brächte sie
nicht fertig … Was, wenn einer so ein Messer gegen sie benutzte? Könnte sie
sich wehren? Sie starrte auf den kalten blitzenden Stahl. Dann steckte sie es
entschlossen in seine Hülle zurück und fing an, ihre Tasche zu Ende zu packen.
    Der Brief war das eigentlich Schwierige. Maya
fand einfach nicht die richtigen Worte. Als Herr Bombus sie zum Essen rief, lag
eine Menge Papier zerknüllt am Boden. Sie beseitigte sämtliche Spuren und stieg
die Stufen zum Erdgeschoss hinunter.
    Die anderen saßen bereits um den großen Esstisch
versammelt. Auch Larin war dabei.
    Er ließ sich nichts anmerken und versuchte, das
Gespräch in Gang zu halten.
    »Es ist unser letzter gemeinsamer Abend in
Eldorin«, fuhr es Maya durch den Kopf. »Wer weiß, wann und ob wir hier je
wieder zusammen sitzen werden.«
    Die Stimmung war alles andere als fröhlich.
Sogar Max schien der Appetit vergangen zu sein. Er matschte in seinem Essen
herum und knurrte schließlich: »Ich begreife es nicht, Mann. Wie kannst du nur
so dämlich sein?«
    Larin sah ihn kühl an. Maya merkte, dass er
darum rang, die Fassung nicht zu verlieren. »Darüber diskutieren wir nicht. Ich
habe dir vorhin bereits erklärt, dass es mir leidtut, euch im Stich zu lassen.«
Er sah Maya an, und sein Blick wurde weich. Leise sagte er. »Das gilt auch für
dich. Du warst vorhin nicht da, als ich es zu Max und Fiona sagte. Ich habe
euch hierher mitgenommen, und nun haue ich ab. Das ist nicht richtig. Ich …
bedauere es wirklich sehr.«
    »Schon gut«, flüsterte Maya. »Du lässt uns nicht
im Stich. Was du vorhast ist …« Ihre Stimme brach weg, und ihre Augen
schwammen. Schnell schob sie ihren Stuhl nach hinten, sprang auf und schlüpfte
durch die Tür nach draußen. Sie verzog sich in den hintersten Winkel der
Terrasse, wo sie sich auf den hölzernen Boden hockte und die Knie mit den Armen
umschlang. Dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
    Auf einmal hörte sie Schritte neben sich. Eine
Hand reichte ihr ein Taschentuch über die Schulter, und schließlich setzte sich
jemand zögernd zu ihr. Maya sah nicht auf und verbarg ihr Gesicht in den
Händen. Sie hasste es, vor anderen Menschen zu weinen, und wenn, tat sie es
möglichst lautlos. Im ersten Moment hatte sie auf Fiona getippt, aber das
konnte nicht sein, denn ihre Freundin hätte sich dicht an ihre Seite gesetzt
und keinen halben Meter Abstand gehalten. Maya lugte befangen hinter ihrem
Taschentuch hervor.
    Durch einen Tränenschleier erkannte sie Larin,
der unglücklich und schweigend neben ihr saß. Maya wusste, dass er sich
ihretwegen quälte,

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