Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
von der nassen Kälte auf ihrer Haut herrührte. „Los wir müssen verschwinden, und zwar sofort“, schrie Maél, um das immer lauter werdende Prasseln des Regens übertönen. Er zog sie mit sich hoch und stürzte mit ihr an der Hand vom See weg. In Eleas Kopf fing jäh ein Schmerz an zu pochen, aber es war nur ein Schmerz unter vielen. Und die letzten Tage hatte sie gelernt, mit ihnen zu leben. Mael rannte mit ihr direkt auf die Felsen zu. „Wo rennen wir eigentlich hin?“, wollte Elea wissen. „Ich weiß auch nicht genau wohin. Einfach nur weg. Der Weg zwischen die Felsen hindurch erscheint mir bei dem Wolkenbruch der ungefährlichste zu sein. Dieser verdammte Regen macht den Sumpf noch gefährlicher. Vielleicht finden wir ein Versteck. Ich glaube kaum, dass wir jetzt zum Lager zurückfinden werden. - Außerdem befürchte ich, dass man mit herkömmlichen Waffen nichts gegen diese dämonischen Kreaturen ausrichten kann.“
„ Wahrscheinlich müssen wir nur durchhalten, bis der Tag anbricht. Wir haben den ganzen Tag über nichts von ihnen gesehen. Sie sind erst heute Nacht aufgetaucht. – Was denkst du, wie lange dauert es noch, bis es Tag wird?“, schrie sie gegen das Platschen des Regens und gegen das Geheule des Sturms an. Maéls Antwort ging in einem erneuten Donnerhallen unter, dem eine ganze Reihe von Blitzen vorausgegangen waren. Elea rannte immer noch an seiner Hand hinter ihm her. Sie mussten sich ihren Weg durch enge Lücken zwischen den Felsen bahnen. Der Regen peitschte ihnen unaufhörlich ins Gesicht. Elea konnte kaum noch die Augen vor Schmerzen aufhalten. Sie erreichten ein weniger felsiges Gelände, auf dem sich jedoch durch den starken Regenfall riesige Pfützen gebildet hatten. Maél blieb unsicher stehen und sah wieder suchend zu den Felsen zurück. „Wir können es nicht riskieren, durch das Wasser zu waten. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wo wir uns befinden. Bei dem Getöse und dem Sturm sind meine übermenschlichen Sinne nutzlos. Wir gehen nochmal zurück und suchen die Felsen nach einem Unterschlupf ab!“ Sie trabten wieder ihren Pfad zwischen den Felsen entlang, wobei Mael seinen Blick immer wieder die Felswände hinaufwandern ließ. Und tatsächlich konnte er einen Vorsprung ausmachen, den er zuvor übersehen hatte. Er drehte sich zu Elea und versuchte, das laute Getöse um sie herum zu übertönen: „Elea, wir müssen diesen Felsen hinauf. Dort habe ich einen Vorsprung entdeckt. Du gehst vor, sodass ich dich auffangen kann, falls du abrutschst. Einverstanden?“ Elea nickte und drückte seine Hand. Kaum hatte er ihren Druck erwidert, da drehte sich die junge Frau auch schon um und machte sich an den Aufstieg. Das Wasser lief nur so in Bächen an ihren Körpern und die Felswand hinunter. Dennoch musste Maél sie nur einmal auffangen.
Als sie oben ankamen, konnte Elea es gar nicht fassen. Der Vorsprung entpuppte sich als kleine Höhle. Endlich hatten sie die Möglichkeit, sich vor dem wolkenbruchartigen Regen in Sicherheit zu bringen. Maél zog sein Messer aus dem Schaft seines Stiefels und ging zunächst allein hinein, um sich zu vergewissern, dass sich nicht bereits irgendwelche unliebsamen Gäste, wie Wölfe oder andere dämonische Wesen hinein geflüchtet hatten. Zitternd vor Kälte wartete Elea auf ihn. Jetzt, da sie nicht mehr in Bewegung war, traf sie der eisige Sturm, der um sie herum tobte, umso härter. Ihre Finger waren mit einmal wie steif gefroren. Ihre klatschnassen Kleider sowie ihr Haar klebten eisig an ihrem Körper. Die einzige Wärmequelle war ihr Stein, der immer noch dieses pulsierende rote Licht abgab, sich aber lange nicht mehr so heiß anfühlte wie zuvor, als sie von seinem Brennen auf ihrer Haut erwachte. Endlich kam Maél mit zufriedener Miene zurück. „Die Höhle ist unbewohnt. Komm!“ Er ergriff ihre Hand und wollte sie mit in die Höhle ziehen. Doch ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Sie bekam keinen Fuß vor den anderen, so erstarrt vor Kälte waren ihre Glieder. Ihre Zähne klapperten und ihr ganzer Körper erbebte. Maél nahm sie kurzerhand auf seine Arme und trug sie in die Höhle. Dort angekommen stellte er sie wieder ab und musterte sie beunruhigt, während sie sich in der Höhle umsah. Dank des orangeroten Lichts ihres Haars und des glühenden Steines war das Innenleben der Höhle gut erkennbar. Maél stand wie immer von allem völlig unbeeindruckt vor ihr, so, als ob er sich zu Hause in einer warmen Kammer aufhielt. „Du frierst
Weitere Kostenlose Bücher