Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
sie schließlich nicht den geringsten Zweifel mehr daran hegen, dass sie einem Drachen früher oder später gegenüberstehen würde.
Sie war so aufgewühlt, dass sie nicht mehr in den Schlaf zurückfand. Ungeduldig wartete sie mit gespitzten Ohren auf ein Geräusch von unten. Endlich, als der Morgen dämmerte, vernahm sie leises Babyschreien. Vorsichtig schälte sie sich unter der Decke hervor, die sie mit Femi teilte, und kleidete sich an. Als sie unten in der Wohnstube ankam, war Duncan gerade im Begriff, das Haus zu verlassen. Die Kinder schienen, nach dem langen aufregenden Abend noch zu schlafen. Er lächelte ihr zum Gruß zu und verschwand nach draußen. Elea warf einen Blick in das elterliche Schlafzimmer. Kyra saß am Kopfende ihres Bettes angelehnt und stillte das Baby. Als sie Elea in der Tür stehen sah, strahlte sie das Mädchen mit einem warmen Lächeln an. „Elea, komm ruhig herein! - Du bist aber früh wach! Hast du gut geschlafen?“
„ Oh ja! So gut wie schon lange nicht mehr.“ Dass sie die halbe Nacht wegen ihres verwirrenden Traumes wach im Bett lag, verheimlichte Elea der Frau. Sie trat ein. „Komm, setz dich zu mir! - Dich hat bestimmt das Geschrei des Babys geweckt.“
„ Nein überhaupt nicht. Ich war schon wach, als ich die Kleine schreien hörte.“
„ Elea, ich möchte etwas mit dir besprechen. Bei uns ist es Brauch, dass ein paar Tage nach der Geburt eines Kindes ein kleines Fest gefeiert wird – nur mit den engsten Freunden. Du und deine Begleiter, ihr seid herzlich eingeladen. Du bist für uns der wichtigste Gast. Das Fest wird morgen am späten Nachmittag beginnen. Ich hoffe, ihr seid dann noch in Galen!?“ Kyra sah Elea erwartungsvoll an. „Ich weiß nicht, ob Maél solange bleiben möchte, aber er kommt mich später holen. Dann kann ich ihn fragen.“ Kyras Miene verdüsterte sich etwas, als Elea Maél erwähnte. Dennoch nickte sie ihr zu und blickte kurz darauf wieder liebevoll auf ihre Tochter, die mit geschlossenen Augen an ihrer Brust saugte. „Duncan und ich sind uns einig. Wir werden sie Elea nennen.“ Die junge Frau lächelte gerührt mit einem verdächtigen Glanz in den Augen. „Du warst unsere Rettung, Elea. Ohne dich wäre ich verloren gewesen. - Dafür, dass es fünf Jahre her ist, dass du bei der Geburt deiner Schwester dabei warst, hast du noch ziemlich viel gewusst!“
„ Kyra, ich habe nicht viel gemacht. Das meiste hast du geleistet. – Ich wäre wahrscheinlich auch nie so zuversichtlich gewesen, wenn es dein erstes Baby gewesen wäre. Als ich gestern Abend auf dem Marktplatz sah, wie verzweifelt Julen und Femi gewesen waren, wollte ich einfach nur helfen.“
„ Und deshalb finde ich auch, dass wir dich heute und morgen verwöhnen sollten. Das ist das Mindeste, was wir für dich tun können. Du siehst aus, als ob du schon lange nichts Richtiges mehr gegessen hast und ein ausgedehntes Bad würde dir sicher auch gut tun. Ich habe Duncan schon Holz hacken geschickt, um Feuer für das Badewasser zu machen.“
Elea konnte nun doch nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Ihr Herz wurde ganz schwer. Sie hatte auf einmal unglaublich großes Heimweh. Sie vermisste vor allem Breanna und ihre mütterlichen Umarmungen, die sie ihr mindestens genauso oft schenkte wie der kleinen Kaitlyn. Alles hier bei Kyra und Duncan erinnerte sie an ihr Zuhause. Sie erhob sich schnell und wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht, damit Kyra sie nicht entdeckte. „Ein Bad wäre wirklich toll, wenn es euch nicht zu große Umstände macht“, erwiderte sie mit belegter Stimme.
Trotz ihrer Sehnsucht nach ihrer Familie, die sie am Morgen traurig stimmte, verbrachte Elea an diesem Tag noch unbeschwerte Momente. Es kam ihr vor, als wären Jahre vergangen, seit sie das letzte Mal so viel gelacht hatte. Aus ihrem Bad wurde ein familienumspannendes Ereignis. Alle außer Duncan waren in dem großen Wohnraum versammelt, als Elea in den monströsen Holzzuber stieg, den der Mann zusammen mit den zwei ältesten Kindern aus dem Stall ins Haus geschleppt hatte. Er war so riesig, dass die vier Kinder auch noch gut hineingepasst hätten. Bevor Elea jedoch in das warme Wasser eintauchte, verstummte von jetzt auf nachher das aufgeregte Geplapper der Kinder. Elea wusste sofort, was der Grund war. Femi war die erste, die den Mut hatte, die höckerartigen Gebilde zu berühren. Dann spürte Elea auch noch drei weitere Hände die neugierig ihren Rücken entlang tasteten.
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