Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
widerstehen und nahm sich sogleich eines, in das sie herzhaft hineinbiss. Jadora schloss sich ihr an. „Ich habe nichts dagegen, Mädchen. Du könntest ja meine Tochter sein. Aber du musst dann auch
du
zu mir sagen. – Schau! Ich habe dir deinen Rucksack mitgebracht, den wirst du sicherlich schon vermisst haben.“ Elea nahm Jadora den Rucksack aus der Hand und kam gleich auf das Thema zu sprechen, das ihr am Herzen lag. „Was ist mit Maél? Warum hat er dich geschickt und ist nicht selbst gekommen, wie er es vorhatte?“
„ Er meint, es tut euch beiden gut, wenn ihr mal getrennt seid. Außerdem – wie hat er sich nochmal ausgedrückt?... ach ja - er könne besser nachdenken, wenn du nicht die ganze Zeit vor seiner Nase herumtanzt.“ Er lächelte Elea verschmitzt zu. „Er macht gerade eine schlimme Phase durch. Er ist überfordert mit den vielen fremden Gefühlen, die sein Leben erheblich komplizieren. Und dass du ihn dazu gebracht hast, die Geburt des Babys mitzuerleben, hat ihm, glaube ich, den Rest gegeben.“ Elea seufzte tief und sah Jadora traurig an. Dieser tröstete sie, indem er seine Hand auf ihre legte. „Sehe ich das richtig? Du bist gar nicht gekommen, um mich zu holen, sondern er hat dich nur geschickt, um nach dem Rechten zu sehen?“ Eleas Enttäuschung, darüber, dass Maél ihr nicht gegenübersaß, war nicht zu überhören. Er fehlte ihr so sehr. Sie konnte es gar nicht in Worte fassen, wie sehr. Aber das musste sie bei Jadora auch nicht. Er konnte es in ihren Augen lesen. „Ja. So ist es. Er hält es für besser, wenn du noch hier bleibst. - Das wird schon, Elea. Du musst ihm nur Zeit geben.“
„ Viel Zeit haben wir aber nicht mehr. Wir sind bald in Moray. Ich darf gar nicht daran denken. Was wird dann nur aus uns werden?“
„ Bis dahin vergeht noch eine gute Woche. In der Zeit kann noch viel passieren. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass du dich hier erholst und wieder zu Kräften kommst“, versuchte Jadora die junge Frau aufzumuntern. „Wie lange bleiben wir noch in Galen?“, wollte Elea wissen. „Morgen auf jeden Fall noch, damit du als Hauptgast an dem Fest teilnehmen kannst. Duncan hat mir bereits davon erzählt. Ich werde gerne kommen, meine Männer lasse ich aber lieber in der Herberge. Du weißt ja, sie haben nicht die besten Manieren.“
„ Glaubst du, dass er kommen wird?“, fragte Elea in zaghaftem Ton. „Also nach seiner düsteren Stimmung zu urteilen, in der er sich gerade wieder befindet, würde ich sagen, dass er dem Fest eher fernbleibt.“ Elea schluckte schwer. Sie dachte kurz nach und erwiderte kampflustig. „Du kannst ihm von mir ausrichten, dass er nur noch eine Nacht vor mir Ruhe hat. Morgen Abend nach dem Fest komme ich mit dir in die Herberge, ob er will oder nicht.“
„ Das werde ich ihm mit Vergnügen ausrichten, auch wenn er mich dann wieder wie ein Wolf anknurren wird.“ Jadoras spitzbübisches Zuzwinkern konnte Elea schließlich doch noch ein kleines Lächeln entlocken. Jadora erhob sich. „Also gut. So soll es sein. Dann sehen wir uns morgen Nachmittag mit Maél oder ohne ihn. Auf jeden Fall werden wir uns nicht von ihm das Fest verderben lassen.“ Er verabschiedete sich von Elea und schritt auf die Tür zu. „Jadora, sag ihm, dass ich ihn vermisse! Sehr sogar!“, rief sie ihm noch hinterher.
Kapitel 11
Der verbleibende Tag und der nächste standen ganz im Zeichen des Festes, das zu Ehren der beiden Eleas stattfinden sollte. Es herrschte eine große Aufregung, vor allem unter den Kindern. Elea half, wo sie nur konnte, da sie wollte, dass Kyra sich solange wie möglich noch schonte. Mit Duncan und den beiden ältesten Kindern trug sie einen riesigen Tisch in den Wohnraum, der die Festtafel werden sollte. Außerdem zauberte Duncan noch zwei lange Bänke und weitere Stühle aus seiner kleinen Scheune hervor. Es stellte sich heraus, dass er Tischler war. Da wurde Elea auch klar, wieso die Familie eine so gigantisch große Badewanne besaß. Er hatte sie selbst gebaut, damit alle Kinder bequem darin Platz hatten.
Am Abend bestanden die Kinder darauf, dass Elea sie ins Bett brachte und ihnen eine Gutenachtgeschichte erzählte. Anschließend gesellte sie sich zu Kyra und Duncan. Das Paar strahlte förmlich vor Glückseligkeit über ihr fünftes Kind, was Eleas einerseits mit Wärme erfüllte, ihr jedoch andererseits ihre wenig Glück bescherende Zukunft und ihre vertrackte Beziehung zu Maél nur noch deutlicher vor Augen
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