Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
führte. Sie setzte sich schweigend zu ihnen an den Tisch und half dabei, für den Eintopf Kartoffeln zu schälen und Gemüse zu putzen. Der Mann und die Frau fragten sie über ihre Familie und ihr bisheriges Leben aus. Sie hielten sich allerdings mit Fragen bezüglich ihrer Reisebegleiter und des Zwecks ihrer Reise nach Moray zurück, weil sie merkten, dass die junge Frau es mied, über die Krieger und ihre Reise zu sprechen.
Am nächsten Morgen standen alle sehr früh auf, auch die Kinder, wofür die kleine Elea verantwortlich war, da sie sich mal wieder lautstark wegen ihres Hungers beklagte. Während Kyra sich um sie kümmerte, wollte Duncan losreiten und einen Festbraten im Dorf auf dem Markt besorgen gehen. Julen begleitete ihn. Der Rest der Kinder half Elea beim Brot und Kuchen backen. Bei all den vielen Vorbereitungen und ihrer Beschlagnahmung durch die Kinder, blieb Elea kaum Zeit ihren sorgenvollen Gedanken nachzuhängen. Am Abend zuvor konnte sie nicht einschlafen, da sie sich fragte, ob Maél zum Fest kommen würde.
Nachdem alles soweit vorbereitet war und Duncan bereits das Reh auf dem Spieß draußen vor dem Haus briet, rief Kyra Elea zu sich ins Schlafzimmer. „Elea, du hast gestern beim Baden erzählt, dass du praktisch wie ein Junge aufgewachsen bist und noch nie in deinem Leben ein Kleid getragen hast. Wie wäre es, wenn du heute eines von mir anziehen würdest? Ich habe noch das eine oder andere Gewand aus Zeiten, wo ich noch wesentlich schlanker war als jetzt. Eines davon müsste dir eigentlich passen.“
„ Kyra, das ist wirklich sehr lieb von dir und ich weiß, ich würde dir damit bestimmt eine große Freude machen. Breanna hat es sich auch immer wieder gewünscht. Aber ich glaube, es wäre keine gute Idee. Weißt du, erst vor kurzem habe ich erfahren, dass ich angeblich schön sein soll. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich aussehe, da ich die letzten Jahre nie in einen Spiegel geschaut habe. Meine Mutter hat ein Porträt von mir gemalt, auf dem ich mich seit langer Zeit zum ersten Mal wieder gesehen habe.“ Kyras Augen waren weit geöffnet.
„ Ja, ich weiß. Das muss für dich verrückt klingen, aber es ist wirklich so gewesen. Na ja, wie dem auch sei, ich denke, dass es besser ist, wenn ich bei meiner Kleidung bleibe und so wenig wie möglich daran verändere. Du hast selbst gesagt, dass Maél mich wie ein ausgehungerter Wolf ansieht. Wenn ich ihm jetzt noch in einem Kleid gegenübertrete, das meine Weiblichkeit noch mehr hervorhebt... Ich glaube, das wäre momentan bei unserer komplizierten Beziehung nicht ratsam. Verstehst du, was ich damit sagen will?“
„ Keiner in deiner Familie hat dir all die Jahre gesagt, wie schön du bist?! Und was war mit den Nachbarn oder Dorfbewohnern?“, erwiderte Kyra mit ungläubigem Staunen.
„ Ich bin die letzten Jahre so gut wie keinem begegnet. Und als Kind haben sie mich immer nur angeglotzt.“
„ Und jetzt stößt du ausgerechnet auf so einen finsteren, nicht gerade vertrauenswürdigen Krieger, der mit Sicherheit den Umgang mit einer so behütet aufgewachsenen jungen Frau nicht gewohnt ist.“ Kyra schüttelte mit dem Kopf und blickte Elea besorgt an. „So gesehen, ist es wahrscheinlich wirklich das Beste, wenn du die Jungenkleider anbehältst.“
„ Kyra, du schätzt Maél falsch ein. Ich gebe zu, dass er etwas unheimlich und angsteinflößend wirkt. Aber er war mir gegenüber bisher noch nie gewalttätig.“
...wenn man von der vor seiner wundersamen Wandlung absieht.
Die Frau nickte Elea skeptisch zu. Zu Eleas Erleichterung wurde ihr Gespräch durch die Kinder gestört. Sie riefen nach Elea. Bevor sie zu ihnen hinausging, rückte sie allerdings noch mit einer Sache heraus, von der sie glaubte, dass es besser wäre, wenn Kyra davon wüsste. „Kyra, da wäre noch etwas. Bevor du dich heute Abend wunderst, dass ich mein Kopftuch trage, sollte ich dir vielleicht sagen, dass es noch einen anderen Grund gibt, warum ich meine Haare damit bedecke. - Das klingt jetzt noch unglaublicher, als die Tatsache, dass ich jahrelang nicht in einen Spiegel gesehen habe.“ Elea holte erst nochmal tief Luft, bevor sie weitersprach. „Meine Haare leuchten im Dunkeln glühend rot. Ich möchte bei deinen Gästen deswegen nicht unnötig Aufsehen erregen. Das wirst du sicherlich verstehen.“
„ Also bei dir erstaunt mich gar nichts mehr, Elea. Ich will gar nicht wissen, was das alles zu bedeuten hat, vor allem diese merkwürdigen Erhöhungen und
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