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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Elea machte nicht die geringsten Anstalten, seine Hand zu ergreifen. Sie funkelte ihn giftig an. „Warum hast du gestern Jadora geschickt und bist nicht selbst gekommen, so wie du es vorhattest?“, fragte sie ihn streitlustig. Maéls Augenbrauen zogen sich bedrohlich zusammen. „Ich dachte, Jadora hätte es dir erklärt.“
    „ Ja, das hat er. Aber ich würde es gerne aus deinem Mund hören.“ Kein Laut ging über seine Lippen. Also fuhr Elea ungehalten fort. „Ich wünschte, du wärst mit deiner schlechten Laune in der Herberge bei den anderen geblieben. Dass du mit mir kaum ein Wort gewechselt hast, kann ich dir ja noch durchgehen lassen. Aber dass du die Kinder ständig mit deiner üblen Laune und deinem finsteren Blick vertrieben hast, das hättest du dir ruhig verkneifen können.“ Maéls Zornesfalte zwischen den Augen wurde immer tiefer und länger. Er zog unvermittelt seine Hand zurück und wandte sich von Elea ab. Daraufhin schulterte sie erzürnt ihren Rucksack. Jadora kam unterdessen zu den beiden Streithähnen geritten und sah den jüngeren Mann wieder mit dem bei Maél so verhassten spöttischen Grinsen an. Bevor dieser jedoch in seiner schroffen Art darauf reagieren konnte, kam ihm der Hauptmann zuvor. „Ich reite schon mal vor, dann könnt ihr eure Meinungsverschiedenheit zu Ende austragen.“ Maél sah dem Mann fluchend hinterher. Elea war inzwischen mit energischen Schritten schon los marschiert. Sie hatte nicht die Absicht, sich zu Maél aufs Pferd zu setzen. Bevor sie in ihren schnellen Trab überging, hielt sie jedoch nochmals an, um ihm etwas zuzurufen. „Ich hatte mich so darauf gefreut, dich wiederzusehen, weil ich dich die letzten beiden Tage so vermisst habe. Und dir ist nichts Besseres eingefallen, als alles zu verderben.“ Nach diesen anklagenden Worten drehte sie sich um und lief los. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie Aroks Getrappel hinter sich hörte, da Maél im ersten Moment auf Eleas Äußerung hin nicht in der Lage war, los zu reiten. Er war wütend auf sie, weil er sich immer noch nicht daran gewöhnt hatte, wenn jemand in furchtlosem Ton mit ihm sprach. Aber auch auf sich selbst, weil Elea mit allem recht hatte. In der Herberge war er noch guter Dinge gewesen. Er dachte, er hätte in den beiden letzten Tagen etwas Abstand gewonnen. Er hatte sogar einen halbwegs brauchbaren Plan ersonnen, wie er unbemerkt in Darrachs Arbeitszimmer gelangen könnte, um etwas über dessen Absichten und der Bedeutung von Eleas Unberührtheit herauszubekommen. Die Trennung von Elea war zwar noch genauso schmerzhaft wie die Tage zuvor, als sie sich weigerte, mit ihm auf Arok zu reiten und das Schlaffell mit ihm zu teilen. Aber er konnte ohne sie in der Herberge wenigstens ungestört nachdenken und wurde so nicht durch ihren bloßen Anblick ständig daran erinnert, dass sie für ihn unerreichbar war und er sie nie besitzen dürfte. Doch als er sie dann inmitten der glücklichen Familie mit geröteten Wangen erblickte – in ihrer beispiellosen Schönheit und Unverdorbenheit -, da kam alles wieder in ihm hoch: die Verzweiflung und Ausweglosigkeit, die seine ständigen Begleiter waren und mit denen er im Laufe vieler Jahre gelernt hatte zu leben. Aber jetzt, nachdem er Elea begegnet war, mit ihr viele Tage und Nächte verbracht hatte und er sich schließlich im Klaren darüber geworden war, dass er sie liebte, stand er machtlos diesen verhassten Gefühlen gegenüber.
    Über Galen hing schon die abendliche Dunkelheit, die durch das schwache Licht durchbrochen wurde, das durch die Fenster der Häuser schimmerte. Der Mond, der ab und zu zwischen den Wolken hervorlugte, warf seinen Schein auf die strohbedeckten Dächer und die dunklen Rauchsäulen, die aus den kleinen Schornsteinen emporstiegen. Erst als Maél die junge Frau in der Senke verschwinden sah, stieß er seine Fersen grob in Aroks Seiten, sodass dieser ihr im Galopp hinterherjagte.
    Eleas Wut verflüchtigte sich beim Laufen ebenso schnell, wie sie in ihr hochgestiegen war. Sie verspürte jetzt nur noch Traurigkeit und Bedauern darüber, dass der Abend ganz und gar nicht so verlaufen war, wie sie es sich erhofft hatte. Dennoch drehte sie sich nicht um, als sie Arok hinter ihr her traben hörte. Wenig später kamen sie am Dorfrand an. Sie musste zwangsläufig anhalten, da sie nicht wusste, wo sich die Herberge befand. Sie drehte sich zu Maél um und ärgerte sich insgeheim nicht zum ersten Mal darüber, dass sie in der Dunkelheit kaum sein

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