Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
aus diesem Mann einfach nicht schlau. Eleas Herz begann, wie wild in ihrer Brust zu schlagen. Er stand jetzt direkt vor ihr, so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrem Haaransatz spürte. Ganz langsam hob er seinen Arm und ergriff vorsichtig eine der roten Haarsträhnen. Erst fühlte er mit seinen Fingern ihre seidene Weichheit – wie er es schon öfter getan hatte. Nur machte er es jetzt mit einer viel größeren Ausdauer und Hingabe. Dann führte er die Strähne an seine Nase und sog tief ihren Duft ein. Mit etwas enttäuschtem Gesichtsausdruck ließ er sie schließlich los. „Der Duft von Lavendel und Rosen ist kaum noch wahrzunehmen. Wenn ich mich nicht täusche, verwendet Kyra Jasminseife.“ Eleas Unverständnis aufgrund Maéls Fachsimpelei bezüglich von Blumendüften ließ ihre Erregung wieder auf ein erträglicheres Niveau herabsinken. Deshalb hakte sie ungeduldig, aber mit etwas belegter Stimme nach: „Ich fragte dich gerade, wie mein abgeschnittener Haarzopf in deine Satteltasche gekommen ist.“
„ Wie wohl? Ich habe ihn hineingesteckt.“
„ Ach, was du nicht sagst! Und warum hast du ihn überhaupt mitgenommen. Er war als Andenken an mich für meine Familie gedacht.“
„ Durch ihn habe ich dich im Wald damals aufspüren können, wegen seines Duftes von Lavendel und Rosen, den ich in den letzten Tagen so lieben gelernt habe...“ Elea verdrehte entnervt die Augen, weil er schon wieder den Blumenduft erwähnte.
„ Warum hast du ihn mitgenommen?“, wiederholte sie gereizt ihre Frage.
„ Soll ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht. Ich habe mich das auch schon tausendmal gefragt - jedes Mal, wenn ich zufällig auf ihn gestoßen bin. Vielleicht weil mein Unterbewusstsein schon damals gespürt hat, dass ich niemals mit dir so zusammen sein kann, wie ich es mir einmal sehnlichst wünschen werde, und dass dein Haarzopf mit dem wundervollen Geruch mir es aber vielleicht ermöglichen wird, mir vorzustellen, dass du mir ganz nahe bist?“
Maél sprach diese Worte mit einer solchen Aufrichtigkeit und einem solchen Schmerz in der Stimme, dass Elea plötzlich einen riesigen Kloß in ihrem Hals spürte und mit den Tränen kämpfen musste. Sie konnte nicht anders. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich eng an seine Brust. Maéls anfängliche Passivität löste sich bald auf. Er drückte sie mit einem Arm noch fester an sich, während er mit der freien Hand ihren unbedeckten Kopf an seine Brust bettete. Sie sprachen kein Wort und genossen einfach nur die Nähe und Wärme des anderen Körpers. Ihre Herzen schlugen wieder einmal im Einklang, was beide deutlich fühlten. Irgendwann gelang es Maél mit rauer Stimme zu sprechen. „Warum bist du gekommen?“ Elea rückte etwas von ihm ab, um ihm in die Augen sehen zu können. „Es war schrecklich in dem Zimmer. Überall liegen deine Sachen herum, die mich an dich erinnern. Und dann hat das Zimmer auch schon deinen Geruch angenommen. Ich hatte das Gefühl du stehst direkt neben mir. Ich habe mich so nach dir gesehnt, Maél. Es tut so weh nicht bei dir zu sein.“
„ Elea, ich spüre denselben Schmerz. Ich weiß, wovon du sprichst. Die drei Tage, bevor wir in Galen ankamen und du dich mir körperlich so entzogen hast, waren die reinste Folter für mich. Der Schmerz, den ich dabei empfand, war schlimmer als der, den ich bei Darrachs Bestrafungen zu ertragen hatte.“
Er nahm Eleas Gesicht in seine großen Hände und streichelte mit seinen Daumen zärtlich über ihre Wangen. Elea musste ihre Augen schließen. Bei dieser zärtlichen Geste überkam sie ein so starkes Gefühl von Liebe zu diesem Mann, dass sich unbeabsichtigt heiße magische Energie in ihr ansammelte. Dies geschah so plötzlich und vor allem mit einer solchen Vehemenz, dass ihre Hände vor Schwäche an Maéls Hals hinabrutschten und den Schlangenring umklammerten. Bei der Berührung des Ringes war sie im ersten Moment so geschockt über die Kälte, die er ausstrahlte, dass sie entsetzt die Augen aufriss. Sie wollte sprechen, doch sie bekam keinen Ton heraus. Das Auge der Schlange leuchtete wieder und der Stein auf ihrer Brust wurde immer heißer. Die Energiewelle wurde immer gewaltiger und gewaltiger und drohte Elea innerlich gleichzeitig zu verbrennen und zu zerquetschen. Maél versuchte panisch, ihre Finger von dem Ring zu lösen, aber es gelang ihm nicht. Sie hatten sich so sehr darum verkrampft, dass er sie nur gewaltsam hätte öffnen können und sie dabei verletzt hätte. Eleas
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