Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
zitternd in der Höhle im Sumpf vor ihm stand. Dort gelang es ihm, sie allein durch seinen nackten Körper ohne Feuer und trockener Kleidung zu wärmen. Dann würde es ihm unter den gegenwärtigen Umständen erst recht glücken.
Maél bereitete das Nachtlager vor, während Elea sich ein verstecktes Plätzchen im Unterholz suchte. Auf dem Weg zurück zur Tanne war es dann soweit: Elea begann, erbärmlich zu frieren. Selbst die unterste Kleidungsschicht von den dreien, die sie direkt auf der Haut trug, klebte klamm und eisigkalt an ihrem Körper. Sie kam zitternd bei Maél an, der abseits von den Kriegern auf der anderen Seite der Tanne ihren Schlafplatz vorbereitet hatte. Die Männer hatten sich bereits in ihre Schlaffelle eingewickelt und so eng nebeneinander gelegt, dass sie sich gegenseitig wärmen konnten. Elea blieb sich mit den Armen umschlingend und mit den Händen auf ihrem Oberkörper klopfend vor Maél stehen. Es fehlte gerade noch, dass sie wieder vor ihm auf der Stelle herumhüpfte. „Zieh die nassen Kleider aus! Ich habe dir trockene Sachen bereits aus deinem Rucksack geholt. Ich ziehe mich auch um.“ Elea konnte es sich nicht verkneifen, jetzt am Ende des langen schweigsamen Tages eine spitze Bemerkung auf Maéls Befehl hin zu erwidern. „Ja, Vater!“ Maél hielt inne und sah sie prüfend an. „Du brauchst mich gar nicht so unschuldig anzusehen. Seitdem wir heute Morgen aufgestanden sind, gibst du mir ständig Anweisungen, als wäre ich ein unmündiges Kind. Jetzt soll ich mich hier vor allen ausziehen, als wäre es etwas völlig Normales“, sagte sie vorwurfsvoll, aber mit scherzhaftem Unterton. „Tut mir leid. Du kennst mich doch. Ich liebe es, Befehle zu geben. Es ist aber alles nur zu deinem Besten. – Und was das Ausziehen anbelangt, ist es viel zu dunkel, als dass die Männer sich an deiner Blöße ergötzen könnten“, konterte er ebenfalls scherzend. Während beide sich aus den nassen Kleidern schälten, versuchte sich Maél von Eleas Nacktheit abzulenken, indem er darüber nachdachte, warum sie den ganzen Tag über bis eben nicht gesprochen hatte. „Du bist den ganzen Tag schon so still gewesen. Ist alles in Ordnung?“
„ Du warst doch heute auch recht schweigsam. Jeder ist anscheinend so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, dass ihm nicht nach reden zumute ist. Und jetzt bin ich hundemüde, obwohl ich nur faul auf dem Pferd saß. So geht das nicht weiter, Maél. Du musst mich morgen wieder laufen lassen! Bitte! Wenn du der Meinung bist, es reicht, dann höre ich auch sofort auf.“ Elea stand vor ihm in Hose und Unterhemd und schaute ihn erwartungsvoll an, ohne mit dem Anziehen fortzufahren, obwohl ihr gesamter Körper von Gänsehaut überzogen war und vor Kälte erschauderte. Also musste er sie notgedrungen ansehen und ihr eine Antwort geben. Dabei entgingen ihm natürlich nicht ihre wohlgeformten, vom Bogenschießen trainierten Arme, mit denen sie ihn auf Arok immer umschlang. „Los! Zieh dich weiter an und beeil dich! Du zitterst vor Kälte!“, forderte er sie erneut in Befehlston auf. Elea warf ihm einen mürrischen Blick zu, machte aber immer noch keine Anstalten, sich anzuziehen. Maél sah sich genötigt nachzugeben. „Meinetwegen. Aber nicht lange. Und wenn ich sage, dass du anhalten sollst, dann erwarte ich, dass du es auch unverzüglich tust. Hast du verstanden?!“
„ Ja, Vater!“ Schnell schlüpfte sie in die trockenen Kleider. Anschließend wickelte Maél behutsam das nasse Stück Stoff seiner abgetragenen Tunika von ihrem Kopf. Achtlos warf er es auf den Boden, ohne die leuchtende, inzwischen wieder lange Haarpracht aus den Augen zu lassen, die in langen Wellen über Eleas Schultern bis zur Mitte ihres Rückens fiel. Regungslos kämpfte er gegen die Versuchung an, mit beiden Händen in ihr Haar hineinzugreifen und daran zu riechen. Elea stand wie erstarrt vor ihm und hielt die Luft an. Plötzlich riss er sie in seine Arme und drückte seine Lippen auf ihre vor Kälte bebenden. Im ersten Moment hatte Elea das Gefühl, dass die Hitze, die von ihnen ausging, ihren Mund verbrannte. Doch es dauerte nicht lange, bis die Lippen der beiden ein und dieselbe Temperatur hatten. Maél nahm ihren Mund diesmal gierig und verlangend. Und es sah nicht danach aus, dass er ihn so schnell wieder freigeben würde. Um seine Selbstbeherrschung schien es ähnlich wie im Stall, nicht gut bestellt zu sein. Elea konnte nichts anderes mehr tun, als sich seiner Umarmung zu ergeben. Sie
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