Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
die sie bisher durchritten hatten. Außerdem hielt Maél sein Versprechen. Elea durfte jeden Tag eine gewisse Strecke vor den Reitern herrennen. Allerdings hätte sie ohne weiteres die doppelte Strecke laufen können. Doch Maél hatte Angst, dass sie wieder in jenen apathischen Zustand verfiel. Um ihre überschüssigen Kräfte dennoch loszuwerden, begann sie, einfach in hohem Tempo los zu laufen, das sie dann so lange wie möglich durchhielt. Maél ließ dann jedes Mal tadelnd seine Augen zwischen ihrem vor Anstrengung geöffnetem Mund und ihrem sich heftig hebenden Brustkorb hin und her wandern, nachdem er sie zum Anhalten bewegt hatte.
Am Tage kam es kaum zu Gesprächen zwischen den beiden, was sie aber nicht störte. Ihnen reichte es vollkommen, die Nähe des anderen zu spüren. Nur Jadora kam von Zeit zu Zeit neben sie geritten, um Maél bezüglich seiner Vorgehensweise am Hofe zu löchern. Dieser hatte aber nicht vor, irgendetwas von seinen Plänen vor dem Hauptmann auszubreiten und versuchte, ihn mit seiner schroffen Art zu verscheuchen, was ihm jedoch nicht immer gelang, weil Jadora einfach dazu überging, mit Elea über belanglosere Dinge zu plaudern. Darüber hinaus hatte der Hauptmann es sich zu seiner vordringlichsten Aufgabe gemacht, dafür Sorge zu tragen, dass Elea bei Kräften blieb. Er wollte sie bei guter Gesundheit in Moray abliefern, damit die junge Frau für das, was noch auf sie zukam, gewappnet war. Nachdem Elea sämtliche Waffeln aufgegessen hatte, versorgte er sie ständig mit süßen oder fruchtigen Leckereien, die er nur für sie in Galen gekauft hatte. Bei den äußerst fleischhaltigen Abendmahlzeiten bedachte er sie wie immer mit den besten und fettesten Fleischstücken. Elea stöhnte dann immer laut auf und beschwerte sich darüber, dass er sie offensichtlich rund und fett nach Moray bringen wolle, was unter den Kriegern laute Lachsalven auslöste und in Maéls Gesicht ein Schmunzeln zauberte.
Eines späten Abends, als beide wieder eng aneinander geschmiegt beieinander lagen, schnitt Elea ein Gesprächsthema an, von dem sie im vornhinein wusste, dass es Maél unangenehm und peinlich war. Es beschäftigte sie jedoch schon geraume Zeit und viel blieb ihr nicht mehr, um sich diesbezüglich Klarheit zu verschaffen. Denn Maéls Berechnungen zufolge waren es nur noch drei Tage, bis sie Moray erreichen würden. „Maél, sei mir nicht böse, aber ich kenne mich mit Männern einfach viel zu wenig aus, als dass ich mir die Sache mit der – ja wie soll ich sagen? - körperlichen Zurückhaltung Frauen gegenüber selbst erklären könnte.“ Maél fing schon an zu stöhnen, bevor Elea zu Ende gesprochen hatte.
Was will sie denn jetzt schon wieder wissen? Mir bleibt mit dieser Frau wirklich nichts erspart.
Elea stützte sich auf einem Arm ab, um Maél besser ansehen zu können, was allerdings nicht viel brachte, da es ohne Mondlicht wieder einmal nur möglich war, seine Augen als dunkle Punkte in seinem Gesicht auszumachen. Am liebsten hätte sie ihr leuchtendes Haar von dem Tuch befreit. Aber dies wagte sie nicht. Seit dem Abend unter der Tanne, als Maél beinahe seine meisterhafte Selbstbeherrschung verloren hätte, wäre Jadora nicht dazwischen gekommen, hatte Elea die Vermutung, dass ihr Haar ein Reiz war, bei dem es ihm große Mühe kostete, sich unter Kontrolle zu halten – warum auch immer. „In den letzten Wochen ist es dir zusehends schwerer gefallen, angesichts meiner...hm... weiblichen Reize... mir körperlich zu widerstehen.“ Elea spürte, wie sich Maél verkrampfte. Sie ließ sich aber nicht davon abhalten fortzufahren. „Wie war das denn, bevor du mich kennengelernt hast? Hast du dich bei anderen Frauen genauso lange zurückgehalten wie bei mir oder hast du schneller deinem Verlangen nachgegeben und dich mit ihnen... vergnügt? Du hattest doch bestimmt schon viele Frauen, oder nicht!?“ Maél musste sich erst einmal lange mit der Hand die Haare raufen und anschließend die Nasenwurzel reiben. Und eine halbe Ewigkeit dauerte es, bis er sich zu Ende geräuspert hatte. Als er dann zu sprechen begann, fand er nur schwer die passenden Worte. Aber immerhin bemühte er sich um eine Antwort, womit Elea nicht wirklich gerechnet hatte. Sie sah ihn geduldig an und drückte ihm ermutigend die Hand. „Also,... Bei allen Rachegöttern, Elea, du kannst einen Mann ins Schwitzen bringen! – Zunächst einmal ist mit dir alles ganz anders als mit den Frauen, mit denen ich... ähm, die ich vor
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